Das Kunstmuseum Bern thematisiert mit der Ausstellung Stein aus Licht. Kristallvisionen in der Kunst die Faszination, die der Kristall mit seinen spezifischen Eigenschaften auf Kunstschaffende ausübt. Durch die Facetten des Kristalls wird ein Blick auf die Kunst von der Romantik bis in die Gegenwart geworfen. Gezeigt werden u.a. Gemälde und Zeichnungen von Caspar David Friedrich, Bruno Taut, Lyonel Feininger, Paul Klee und Meret Oppenheim, Fotografien von Alfred Ehrhardt und installative Arbeiten von Josef Beuys, Marina Abramović und Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger, die allesamt vom Kristall als Idealform oder Symbol inspiriert sind.
Der Kristall als rational erfahrbare Idealform und doch geheimnisvolles, alchemistisches Wundergebilde ist spätestens seit der Romantik eine zentrale Inspirationsquelle für künstlerisches Schaffen – sei es als formales Gerüst, nach dem sich Kunstwerke gestalten lassen, oder als Symbol: Der Kistall ist selten, er ist kostbar und er ist schwierig zu bergen. Ganz aus Materie, aus hartem, kaltem Stein, strahlt der Kristall in einem geradezu überirdischen Licht. Der Kristall als mythologische Idee birgt zudem das Versprechen auf Klarheit und Verwandlung in sich, so wie Kunst, die uns berührt, bewegt und anrührt. Parcours durch die Kunstgeschichte Die Ausstellung fächert das Thema mit rund 100 Werken in 5 Facetten auf. Facette 1 zeigt Exponate, die den Kristall als Symbol für Liebe, Macht und Tod inszenieren. Gemälde, in denen die kristalline Natur der Berge zum Ausdruck kommt und die Berglandschaften in ihrer ganzen Erhabenheit zeigen, sind in der Facette 2 zu sehen. Vertreten sind hier u.a. Werke der Romantik von Caspar David Friedrich, Caspar Wolf und Alexandre Calame, der dem Eiger in seinem Gemälde Le grand Eiger ein Denkmal setzt als ein von der Sonne hinterleuchterer, gigantischer Kristall. Facette 3 zeigt auf, wie kristalline Formen Künstler der Moderne und Architekten bis in die Gegenwart hinein inspiriert haben. Zu sehen sind Zeichnungen von Bruno Taut, der futuristische Architekturvisionen zu Papier brachte. Ebenfalls gezeigt wird ein Modell der 2009 eröffneten Monte Rosa Hütte im Wallis, die in ihrer Struktur an einen Kristall erinnert. In der Facette 4 werden Werke in Szene gesetzt von Künstlern wie Lyonel Feininger, Paul Klee, Fritz Winter und Georges Braque, die das Kristalline als Strukturprinzip in ihrer Malerei umsetzen auf dem Weg in die Abstraktion und sich somit lösen von überholten Vorstellungen realistischer Kunst und die tiefere Aussagen über die Natur der Dinge treffen. Gezeigt werden auch kristalline Gemälde von Adolf Hölzel, der stets auf der Suche nach Harmoniegesetzen für Farbe und Form war. Facette 5 schliesslich ist Werken der Gegenwartskunst gewidmet. Für Joseph Beuys symbolisiert der Kristall den Kältepol analytischen Denkens, während Meret Oppenheim wieder die magischen Aspekte entdeckt und Marina Abramovićs Shoes for Departure, die die Künstlerin aus Amethyst gefertigt hat, für einen inneren Aufbruch stehen. Das Künstlerduo Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger schliesslich lässt tatsächliche Kristalle in der Ausstellung wachsen.
Kristalline Formensprache auch in der Ausstellungsarchitektur Für die Ausstellungsarchitektur ist der Ausstellungsgestalter Ulrich Zickler verantwortlich. Die kristalline Formensprache in den Werken widerspiegelt sich in der Ausstellungsarchitektur, die sich durch streng geschnittene Richtungswechsel und durch 3-dimensionale Wandelemente auszeichnet. Sie soll es den Besuchern ermöglichen, in die atmosphärische Welt des Kristalls einzutauchen. Mit Stein aus Licht. Kristallvisionen in der Kunst setzt das Kunstmuseum Bern seine Tradition von Themenausstellungen wie Six feet under, Lust und Laster oder Das schwache Geschlecht fort. www.kunstmuseumbern.ch [content_block id=29782 slug=ena-banner]