Bern (ots) – Die Stiftung Point d’Eau Lausanne ist der diesjährige Träger des Rotkreuzpreises des Schweizerischen Roten Kreuzes für besondere humanitäre Leistungen. Der aus Kamerun stammende Arzt Dr. Martin Sigam in Genf erhält gleichzeitig den Förderpreis des SRK. Die Preisverleihung findet an der Rotkreuzversammlung am 27. Juni 2015 in Delsberg statt. Der Preis wird dieses Jahr zum fünften Mal vergeben.
Point d’Eau Lausanne (PEL) bietet niederschwellig hygienische und gesundheitliche Versorgung. Mittellose oder benachteiligte Menschen finden bei PEL ohne Unterscheidung nach Alter, Nationalität, Religionszugehörigkeit, Geschlecht oder Aufenthaltsstatus folgende Angebote:
– Hygiene: Duschen, Waschmaschinen und Coiffeur
- Gesundheit: Beratung und Versorgung durch Pflegefachpersonen, wenn nötig medizinische Versorgung, zahnärztliche Versorgung und Dentalhygiene, Osteopathie, Podologie und therapeutische Massagen,
- Information und Sozialberatung.
Eine Besonderheit des 1998 gegründeten PEL ist, dass er allen offen steht: Menschen ohne festen Wohnsitz, Familien mit grossem Wäscheberg in eingeengten Wohnverhältnissen, Sans-Papiers in prekären Lebenslagen oder Studierende mit schmalem Budget usw. Duschen und Waschmaschinen sind immer noch der Dreh- und Angelpunkt von PEL, er hat sich aber längst weiter entwickelt zu einem Sozial- und Gesundheitszentrum. Ein grosser Teil der Angebote wird mit 150 Freiwilligen abgedeckt, zu denen auch Psychologen und eine Apothekerin gehören. Pro Jahr werden über 32’000 einzelne Leistungen für Bedürftige erbracht.
Mit seinem mit 30’000 Franken dotierten Rotkreuzpreis zeichnet das SRK ein vorbildliches Engagement für die soziale Integration benachteiligter Menschen und für die Förderung ihrer Gesundheit aus. Die Preisjury des SRK ist überzeugt, dass eine Institution wie PEL ein Beispiel für viele Orte in der Schweiz sein könnte.
Eine Präsentation von Point d’Eau Lausanne ist im 10. Band der SRK-Reihe „Gesundheit und Integration – Beiträge aus Theorie und Praxis“ beim Seismo-Verlag enthalten. Der Band mit dem Titel „Wege aus der Verletzlichkeit“ erscheint Ende Mai.
Nach 2013 (Bourse à Travail) und 2010 (Dr. Nadine Burdet, Aide Haiti) geht der Rotkreuzpreis bereits zum dritten Mal in Folge nach Lausanne.
Der Träger des Förderpreises des SRK, Dr. med. Martin Sigam, stammt aus Kamerun und ist seit 35 Jahren in Genf als Chirurg tätig. Er schuf in seinem Heimatort Banock im Südwesten Kameruns ein Gesundheitszentrum, das im Jahr 2010 seinen Betrieb aufnahm. Das Behandlungszentrum mit Labor, Spitaltrakt und Maternité behandelte im Jahr 2013 rund 1400 Patientinnen und Patienten. Für 2016 ist die Erweiterung um einen Chirurgietrakt geplant. Seit der Eröffnung arbeitet Dr. Sigam jedes Jahr drei Monate ehrenamtlich als Arzt im Zentrum.
Das SRK zeichnet mit dem mit 10’000 Fr. dotierten Förderpreis ein vorbildliches, freiwilliges persönliches Engagement eines Menschen aus, der seinen Wurzeln treu geblieben ist und den Menschen in seiner ursprünglichen Heimat mit seinem Wissen in der Gesundheitsversorgung hilft. Für die SRK-Jury ist gerade der freiwillige persönliche Einsatz von Dr. Sigam ein hervorragendes Gegenbeispiel zum verbreiteten Brain Drain.[content_block id=29782 slug=ena-banner]