VIER PFOTEN verlässt Grenze Gaza/Israel samt Löwen nach tagelangem Warten
Grosse Erleichterung beim VIER PFOTEN Team und seinen Helfern: Am Sonntag nachmittag konnten die Tierschützer die beiden Löwenbabies endlich aus dem Krisengebiet bringen und den letzten Grenzposten nach Israel passieren. Die abenteuerliche Reise der kleinen Grosskatzen ist nun fast geschafft. Am selben Abend wurden die beiden in ein passendes Freigehege in einer Transitstation in Jordanien entlassen. Im Herbst werden die Tiere gemeinsam mit anderen Wildtieren in das neue Schutzzentrum Al Ma’wa for Nature and Wildlife transferiert.
Die internationale Tierschutzorganisation hatte die Rettungsaktion seit Wochen minutiös geplant. Am Donnerstag erreichte schliesslich ein Notfall-Team unter der Leitung von Dr. Amir Khalil von Amman über Israel aus Gaza. Bei der Einreise kam es trotz Genehmigungen zu sehr langen Wartezeiten auf Seiten der defakto-Regierung des Gaza Streifens. Nachdem ein Grossteil des Teams nach stundenlangen Verhandlungen den Übergang nach Gaza von Hamas-Seite nicht passieren durfte, entschied Dr. Khalil, das Team nicht zu trennen und die Nacht im sogenannten „Niemandsland“ zu verbringen.
Friedensbringer endlich in Transitstation in Jordanien
Am nächsten Morgen reiste ein kleiner Teil des VIER PFOTEN Teams in den Gaza Streifen ein, um mit dem Besitzer der Löwenbabies im Flüchtlingslager ein letztes Mal zu verhandeln und die jungen Grosskatzen abzuholen. Khalil zeigt sich erleichtert: „Dem Familienvater, der die Löwenkinder im März vom Rafah Zoo gekauft hat, fiel der Abschied schwer, aber wir sind froh, dass er zur Einsicht gekommen ist. Eine kleine Wohnung ist kein geeigneter Ort für diese Wildtiere und gefährlich für die Menschen in deren Umgebung“. Nach geglückter Übergabe bekamen die beiden Tiere neue Namen – Shalom and Salam. Die tapferen „Friedensbringer“ verbrachten die meiste Zeit eng aneinander gekuschelt. „Den Trubel um sie haben sie gar nicht mitbekommen“, so Khalil.
Nervenzerreisende Rettungsaktion und geschwächte Jungtiere
Bei der geplanten Ausreise nach Israel am Freitag Vormittag machten plötzlich die israelischen Beamten die Grenze zu. Das Team vor Ort bewies viel Geduld und Ruhe. Nach langen Verhandlungen mit der Hamas durften alle Teammitglieder gemeinsam mit Shalom und Salam zurück nach Gaza. Am Sonntag Nachmittag endlich Gewissheit: VIER PFOTEN passierte mit den Löwen den letzten Grenzposten nach Israel: Die Reise nach Jordanien kann fortgesetzt werden. Erste Untersuchungen haben gezeigt, dass Shalom und Salam eine Hauterkrankung haben. Das Weibchen (Shalom) hat zudem eine beachtliche Schwellung am Hinterkopf, vermutlich von einem Schlag. Im „New Hope Center, der Transitstation des Al Ma’wa Wildlife Sanctuary in Jordanien, werden die fünf Monate alten Löwen nun medizinisch Untersucht.
Weitere Grosskatzen warten auf Rettung
Obwohl Gaza klein ist, gibt es hier noch rund 40 Grosskatzen. Der Schmuggel mit exotischen Tieren ist ein grosses Problem. Auch Shalom und Salams Eltern sollen als Babys in den Rafah Zoo durch die unterirdischen Tunnel von Ägypten nach Gaza geschmuggelt worden sein. Bei den militärischen Auseinandersetzungen wurden viele der selbstgebauten Tunnel allerdings letztes Jahr von der ägyptischen Armee zerstört.
Die internationale Tierschutzorganisation war bereits mit mehreren Projekten im Nahen Osten aktiv. Im September 2014 führte die Organisation eine Notfall Mission im schwer beschädigten Al-Bisan Zoo im nördlichen Gazastreifen durch. Im April führte ein VIER PFOTEN Nothilfe Team eine weitere Hilfsaktion durch, bei der die Tiere im desolaten Khan Younis Zoo medizinisch behandelt und mit Futter versorgt wurden. Julie Stillhart, Country Managerin von VIER PFOTEN Schweiz sagt: „Wir haben bewiesen, dass die Rettung von Grosskatzen zu unseren Kompetenzen gehört. Der nächste Schritt ist nun, das Al Ma’wa Wildlife Sanctuary zusammen mit der Princess Alia Foundation fertigzustellen. Dafür haben wir bald ein Charity Dinner in Zürich. Wir sind für jede weitere Unterstützung sehr dankbar.“
Über VIER PFOTEN Schweiz – „Beweg dich – Beweg was!“
Die international tätige Tierschutzstiftung VIER PFOTEN setzt sich für eine Welt ein, in der Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Mit nachhaltigen Kampagnen fordert VIER PFOTEN artgemässe Lebensbedingungen für Nutz-, Heim- und Wildtiere sowie ein Ende von Tierversuchen. Bären und Grosskatzen aus katastrophaler Haltung finden in den VIER PFOTEN Schutzzentren ein tiergerechtes Zuhause. Orang-Utan-Waisen werden in der VIER PFOTEN Waldschule auf ein Leben in Freiheit vorbereitet. Die Streunerhilfe kastriert jährlich tausende Strassenhunde und -katzen in ganz Europa; die Tiernothilfe rettet Tiere in Krisengebieten. VIER PFOTEN wurde 1988 von Helmut Dungler in Wien gegründet. Das Schweizer Büro unter der Leitung von Julie Stillhart ist eine von weltweit 11 Niederlassungen und feiert in diesem Jahr sein 15-jähriges Bestehen. Die Kampagne „Beweg dich – Beweg was!“ soll auf die Missstände von Grosskatzen aufmerksam machen. http://www.beweg-was.ch/