Gault Millau verleiht dem 34-jährigen Nenad Mlinarevic den Titel «Schweizer Koch des Jahres 2016» und zeichnet dessen Restaurant Focus im «Park Hotel Vitznau» mit dem 18. Punkt aus. In der Spitze der 19-Punkte-Chefs gibt es, ausser dem Rücktritt von André Jaeger, keine Verschiebungen zu vermelden. Der Gastroführer Gault Millau Schweiz zeigt einmal mehr Sinn für medienwirksame Inszenierung: Die zum Ringier-Verlag gehörenden Herausgeber ernennen Nenad Mlinarevic zum «Koch des Jahres 2016». Sie haben damit einen jungen Mann mit Starpotenzial gewählt, der einen kometenhaften Aufstieg hinter sich hat. Schon als er vor einigen Jahren als Chef der «Neuen Blumenau» in Lömmenschwil (SG) für Aufsehen sorgte, wurde dem Zürcher mit serbischen Wurzeln eine grosse Zukunft vorausgesagt. Und im vor zwei Jahren aufwendig umgebauten «Park-Hotel Vitznau» findet er nun offenbar beste Bedingungen vor für die Entwicklung seiner unbestrittenen Talente. Der 34-Jährige habe «nach langem Suchen seinen Stil gefunden» schreibt Urs Heller, Chefredaktor der Schweizer Ausgabe, in einer Medienmitteilung und fügt gar pauschal an. «Keiner geht mit strikt regionalen Produkten raffinierter und harmonischer um». Kräuter von der Rigi, Forellen vom Sattel. Das von Mlinarevic geleitete Restaurant Focus im „Park Hotel“ wird von 17 auf 18 Punkte heraufgestuft. Der junge Chef verfolgt mit hoher Konsequenz einen Grundsatz, mit dem sein soeben für ein Gastspiel in Zürich präsent gewesenen, fünf Jahre älteren Landsmann Daniel Humm in New York in die Weltelite aufgestiegen ist: Nicht Hummer oder Kaviar, sondern die Hochwertiges aus der Umgebung wird als wahrer Luxus gehandelt. Bei Mlinarevic kommen beispielsweise Kräuter vom Fuss der Rigi, Gemüse von Weggiser Bauern, Brüggli-Forellen vom Sattel zum Einsatz.
Der neue Koch des Jahres, dessen Vater am Führerstand der Dolderbahn arbeitete und dem unschlüssigen Sohn damals eine Schnupperlehrstelle am Herd des «Dolder Waldhaus» verschaffte, wurde später einer der «Lieblingsschüler» von Andreas Caminada in Fürstenau. Durch dessen Talentschmiede ist auch die «Entdeckung des Jahres in der Deutschschweiz» gegangen: Sven Wassmer, der übrigens zuletzt als Souschef von Mlinarevic gewirkt hatte, steigt im «7132 Hotel» in Vals gleich mit 17 Punkten ein. Mit der gleichen, ungewöhnlich hohen Einstiegsnote würdigt der Gastroführer das «Einstein Gourmet» in St. Gallen mit den Chefs Sebastian Zier und Moses Ceylan.
Nur noch ein Sextett verbleibt
Eine Änderung gibt es im erlauchten Kreis der 19-Punkte-Chefs, doch nur deshalb, weil André Jaeger von der Schaffhauser «Fischerzunft» in den Ruhestand getreten ist. Es verbleibt also noch ein Sextett, bestehend aus Benoît Violier (Crissier VD), Bernard Ravet (Vufflens-le-Château VD), Philippe Chevrier (Satigny GE), Didier de Courten (Sierre VS), Andreas Caminada (Fürstenau GR) und Peter Knogl (Basel), der erst letztes Jahr in diese Spitzengruppe vorgestossen ist. Nicht zu erwähnen vergisst die Gault-Millau-Redaktion, dass heuer mit Philippe Rochat und Roland Pierroz gleich zwei frühere 19-Punkte-Chefs gestorben sind.
Zu den «Aufsteigern des Jahres in der Deutschschweiz», zu welcher der Führer auch den rätoromanischen Landesteil zählt, sind die Brüder Enrico und Roberto Cerea erkoren worden. Sie kochen sonst im «Da Vittorio» bei Bergamo, überwintern aber seit einigen Jahren im «Carlton» St. Moritz und erhalten für dieses regelmässige Gastspiel neu 18 Punkte. Das Pendant in der italienischen Schweiz ist der Bergamaske Dario Ranza, der in der«Villa Principe Leopoldo» ob Lugano den 17. Punkt holt. „Aufsteiger in der Romandie“ ist Michel Roth, der im Genfer «President Wilson» ab sofort mit 18 Punkten kocht.
Quelle: Xing
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