Lausanne (ots) – Eine Studie von Sucht Schweiz hat die Alkoholkaufgewohnheiten der Schweizer Bevölkerung untersucht. Danach nutzen vor allem junge Menschen die vermehrten Kaufgelegenheiten nach den üblichen Ladenschlusszeiten heute stärker. Dies trägt zum Anstieg des Rauschtrinkens unter jungen Menschen bei.
Im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit und im Rahmen des Suchtmonitorings hat Sucht Schweiz im Jahr 2014 untersucht, wo und wann die Schweizer und Schweizerinnen (ab 15 Jahren) ausserhalb von Restaurants Alkohol kaufen. Der Vergleich mit der Vorgängerstudie von 2011 macht Trends sichtbar und legt Handlungsfelder für die Alkoholprävention nahe.
Obwohl der Alkoholkonsum in der Schweiz zwischen 2011 und 2014 von 10 auf 9,5 Liter reinen Alkohols pro Person ab 15 Jahren zurückging, ist die Kauffrequenz im gleichen Zeitraum angestiegen. Was steckt dahinter und was heisst das für die Prävention?
Vermehrter Kauf am Abend
Personen, die im Jahr 2014 Alkohol zum Hausgebrauch kauften, nannten als Erwerbsorte am häufigsten Grossverteiler (90%), gefolgt von speziellen Getränkeläden (40,3%). Die Studie stellte für alle Arten von Geschäften einen Frequenzanstieg fest, am stärksten allerdings in der Kategorie Tankstellenshops, Bahnhöfe und Kioske (+ 6,7 %) sowie „Andere“ wie z. B. Familienläden (+ 6,3%). Dies deutet unter anderem auf vermehrte Spontankäufe hin.
Ein Blick auf die Käufe ausserhalb der üblichen Ladenöffnungszeiten erhellt diesen Trend: Tatsächlich ist der Prozentsatz von Schweizern und Schweizerinnen, die in den letzten zwölf Monaten vor der Befragung Alkohol ausserhalb der üblichen Ladenöffnungszeiten kauften, von 25,9 (2011) auf 31,7 % (2014) angestiegen. Dies, obwohl die „üblichen Ladenöffnungszeiten“ bei Grossverteilern in der fraglichen Zeit ebenfalls tendenziell ausgeweitet worden sind.
Vor allem Junge nutzen ausgeweitete Ladenöffnungszeiten
Junge Menschen zwischen 15 und 24 Jahren haben die weitaus höchste Kauffrequenz, mit 37,7 Alkoholkäufen pro Jahr (und der grössten Zunahme seit 2011), im Vergleich zum Bevölkerungsschnitt von 22,9 Käufen. Und eine Mehrheit von ihnen (56.4%) kaufte Alkohol auch ausserhalb der üblichen Ladenöffnungszeiten, also z. B. abends im Ausgang. Dies wohl auch weil das entsprechende Ladenangebot in den letzten Jahren ebenfalls grösser geworden ist. Gleichzeitig stellen die Befragungen im Rahmen des Suchtmonitorings fest, dass auch der punktuelle Risikokonsum insbesondere bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen zunimmt.
Einschränkung des Nachtverkaufs im Alkoholgesetz verankern
Die Resultate der Studie könnten erklären, warum Nachtverkaufsverbote für die Prävention wichtig sind. Die in einigen Regionen bereits bewährte Praxis von zeitlichen Verkaufseinschränkungen müsste nun wie vom Bundesrat in der Totalrevision des Alkoholgesetzes vorgeschlagen auf nationaler Ebene verankert werden. Gemäss Schätzung war die Zahl der Notaufnahmen wegen Alkoholvergiftungen bei den 10- bis 29-Jährigen in Genfer Spitälern zwischen 2005 und 2007 infolge des Nachtverkaufsverbots ab 21 Uhr um 35% tiefer. Und in Baden-Württemberg erzielte ein Nachtverkaufsverbot ab 22 Uhr eine entsprechende Reduktion um 7% bei den 15- bis 24-Jährigen.[content_block id=29782 slug=ena-banner]