Bestseller-Autorin Charlotte Roche, für erotische Passagen berüchtigt, reichten wenige Sätze, um E. L. James SM-Buch „Shades of Grey“ beiseite zu legen: „Die Art, wie das formuliert ist, halte ich nicht aus“, sagte die 37-Jährige der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. „Von ‚Shades of Grey‘ habe ich nur wenige Sätze gelesen“, gestand Roche und bilanzierte: „Ich sage mal ganz vorsichtig: ‚Shades of Grey‘ ist nichts für mich.“
Auch auf ihre eigenen Romane kann die Autorin nicht zurückgreifen, wenn sie anregende Literatur sucht: „Ich freue mich, wenn jemand meine Bücher erotisch findet, aber für mich selbst hat es nichts mit Geilheit zu tun“, so Roche. „Und es erregt mich auch nicht. Nicht sexuell.“ Selbst im Moment der Inspiration bewahre sie einen kühlen Kopf: „Ich arbeite in einem angemieteten Gemeinschaftsbüro mit lauter Architekten und habe meinen Kopfhörer auf“, so Roche. „Das ist kein Raum, um laut zu stöhnen oder sich auf dem Stuhl zu rekeln. Ich sitze ganz aufrecht und mache mein Schreibe-Betongesicht, sodass die nie erkennen würden, ob ich gerade eine Sex- oder Gewalt- oder Wirsing-Koch-Szene schreibe.“
Die ersten Termine ihrer Lesereise mit dem Roman „Mädchen für alles“ musste Roche mangels Nachfrage absagen. Auf die Frage nach dem Grund, sagte Roche: „Keine Ahnung, vielleicht waren die viel zu früh angesetzt? Ich kann es leider nicht erklären, aber inzwischen sind die Säle voll.“ Dass nach dem Hype um ihr Debüt „Feuchtgebiete“ nun Normalität einkehrt, sieht Roche gelassen: „Es gibt diesen sportlichen Ehrgeiz bei mir nicht, ich halte mich von Kritiken fern, und der ganze geschäftliche Aspekt – Kartenverkauf, Bestsellerlisten – das darf mich nicht berühren. Weil es schädlich für mich ist“, so die Bestseller-Autorin. Grund sei das Trauma ihres Erfolgs: „Ich musste jahrelang mein erstes Buch verarbeiten. Der Hypererfolg war so wie monatelang täglich zu koksen. Man denkt: Wenn es aufhört, stirbt man. Wenn ich über die ‚Feuchtgebiete‘-Zeit rede, ist es, als würde ich eine schwere Krankheit beschreiben. Ich war fucked up in the brain.“
(ots) / Bild: Lesekreis (CC BY-SA 4.0)