Wer meint, in den katholischen Kirchgemeinden sei nichts los, ausser Fällen von Pädophilen, irrt sich aber gewaltig.
Zumindest in unserem Bistum Basel und Lugano, dazu gehört auch der Kanton Luzern, ereignen sich ab und zu seltsame, verwunderliche Dinge.
So informierte die katholische Kirche Luzern vor 2 Wochen auf öffentlichen Pätzen der Stadt Luzern über den Gebrauch von Kondomen zum Schutz gegen AIDS, u.a. mit dem Motto: schütze Deinen Nächsten, wie Dich selbst.
Interessierten Jugendlichen wurden sogar Kondome abgegeben, dies gar nicht zur Freude der offiziellen Meinung der Diözesevertreter. Es wurde auch klar festgehalten, dass dies eine Kampagne zur Aidsverhütung sei und keinesfalls eine Anregung, Kondome auch zum Verhüten zu verwenden.
Jedenfalls hatte der katholische Innerschweizer wieder etwas zum schmunzeln und nachdenken, was ja an und für sich erfreulich ist. Erstaunliches ereignete sich auch im Jahre 1995.
Im April 1994 wurde Hansjörg Vogel vom Domkapitel zum neuen Bischof der Diözese Basel und Lugano gewählt, dies als Nachfolger von Bischof Otto Wüst, wie üblich und nötig, von Rom auch bestätigt. Im Juni 1995 gab Vogel seinen Rücktritt bekannt, nachdem öffentlich geworden war, dass er Vaterfreuden entgegensah.
Das löste allseits Freude aus, nicht der Rücktritt, sondern die freudige Ueberraschung. Und es war nicht etwa Schadenfreude, sondern ehrliche menschliche Mitfreude. Dass sowas mal bei einem „gewöhnlichen“ Priester passieren kann, würde ja nicht unbedingt überraschen, aber einem veritablen, vom Papst selbst geweihten Bischof…
Es war einfach unglaublich schön und wir genossen es. Noch weiter zurück in die Annalen: 1926 wurde in Sursee Otto Wüst geboren (ein Cousin, Vetter, meines Vaters) und 1928 kam Hans Küng auf die Welt.
Die beiden waren Jugendfreunde, besuchten dieselben Schulen, u.a. studierten beide auch an der päpstlichen Universität Gregoriana in Rom, machten dann aber völlig unterschiedliche Karrieren.
Otto Wüst machte eher eine traditionelle Karriere, Höhepunkt: die Würde und das Amt des Bischofs von Basel und Lugano von 1982 bis 1994. Erstaunlicherweise ist ja der Bischofsitz dieser Diözese in Solothurn, nicht in Basel oder Lugano, oder gar in Luzern.
Hans Küng wurde von Papst Johannes 23. als Berater und Beobachter ans 2. vatikanische Konzil berufen, u.a. auch neben Josef Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt 16.
Küng machte später Karriere als Theologieprofessor in Tübingen, Buchautor usw. Er war immer sehr streitbar und vor allem meistens nicht linientreu, sodass ihm schliesslich 1979 die kirchliche Lehrbefugnis entzogen wurde.
Dies hinderte und hindert aber Hans Küng ( der übrigens zum Ehrenbürger von Sursee ernannt wurde) keineswegs, weiter auf seine Art zu wirken. Also sind verschiedene Wege innerhalb der Institution durchaus möglich, auch wenn man fast von der gleichen Basis aus startet. Das zeigt auch das Beispiel von Bischof Kurt Koch, der 1995 zum Nachfolger des zurückgetretenen Hansjörg Vogel gewählt wurde.
Der doch eher konservative Standesvertreter wurde am 1. Juli 2010 von Papst Benedikt 16. zum Präsidenten des päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen ernannt und nach Rom berufen, bei gleichzeitiger Ernennung zum Erzbischof ad personam.
So lebt also sein Vorgänger jetzt als glücklicher Familienvater irgendwo in der Innerschweiz, während Kurt Koch in Rom die Christen eint und noch diesen Monat zum Kardinal ernannt wird. Durchaus also jede Menge Karrieremöglichkeiten für Innerschweizer Theologen.