Besetzung und Programm:
Sinfonieorchester Basel, Ivor Bolton, Leitung, Veronika Eberle, Solistin Violine
W. A. Mozart
Sinfonie Nr. 32 G-Dur KV 318
Violinkonzert Nr. 4 D-Dur KV 218
Sinfonie Nr. 39 Es-Dur KV 543
Rezension: Wohlfühlprogramm
Der Meisterzyklus Bern präsentierte mit seinem dritten Konzert einen Mozartabend. Unter der Leitung von Ivor Bolton spielte das Sinfonieorchester Basel. Als Solistin brillierte Veronika Eberle auf der Stradivari namens „Dragonetti“ aus dem Jahr 1700.
Der unterhaltsame Abend begann mit der Sinfonie Nr. 32 G-Dur KV 318 (1779) von Wolfgang Amadeus Mozart. Das neunminütige Stück aus einem einzigen, dreiteiligen Satz gibt dem Orchester die Gelegenheit, sich in das Konzert einzuspielen. Noch hat man den Eindruck, dass einzelne Rhythmen allzu mechanisch, beinahe hart daherkommen. Aber es ist ein Mäkeln auf hohem Niveau, und man lässt sich das Vergnügen dadurch nicht verderben.
Denn mit dem Auftritt von Veronika Eberle findet das Orchester mit der Solistin zu einem Ganzen. Das Violinkonzert Nr. 4 D-Dur KV 218 (1775) zelebriert den reinen, klaren Ton vor der Virtuosität. Die Geigerin glänzt denn auch nicht mit Kapriolen, sondern mit einer beinahe vergeistigten Interpretation, besonders schön und zugänglich im zweiten Satz, dem Andante cantabile. „Auf die Nacht beim Souper spielte ich das Strassburger Konzert. Es ging wie Öl. Alles lobte den schönen, reinen Ton“, schrieb Mozart nach Hause.
Das Spiel der 1988 geborenen Veronika Eberle wirkt konzentriert in seinem Dialog mit dem Orchester und keineswegs überbordend. Es ist allerdings kein Konzert für begeisterte Ovationen, sondern für zufriedenen Applaus, so dass das Berner Publikum ohne Zugabe in die Pause entlassen wird.
Den Abschluss des Abends bildete die Sinfonie Nr. 39 Es-Dur KV 543 (1788). Das Werk kam mit deutlich mehr Dynamik daher, und das Orchester erspielte sich eine spürbarere Prägnanz. Sehr schön zum Ausdruck kam die stimmgebende Flöte. Die verschiedenen Stimmungswechsel evozierten Bilder von blühenden Gärten und verwiesen bereits auf die kommende Romantik. Die angenehm abwechslungsreiche Sinfonie entwickelte sich – mit einem kleinen Durchhänger im dritten Satz – bis zum – darf man es so nennen? – abrupten und dennoch beglückenden Finale. Dieses steht dem Lebenszyklus des Komponisten entgegen, der in jenem Sommer von Depressionen und Geldsorgen geplagt wurde.
Die drei an diesem Abend gebotenen beliebten Konzertstücke von Wolfgang Amadeus Mozart ergaben ein Wohlfühlprogramm, das einen Winterabend aufheiterte (man hätte es aber genauso gern in einem Rokoko-Gärtchen gehört). Es stellte das zahlreiche Publikum sehr zufrieden. Ivor Bolton (aktuell Chefdirigent des Mozarteumorchesters Salzburg) hatte die Gelegenheit, sich als zukünftiger Chefdirigent des Sinfonieorchesters Basel in Szene zu setzen.
Der Meisterzyklus Bern stellt in seiner Konzertreihe fast durchwegs junge Solistinnen und Solisten vor. Umso bedauerlicher ist es, dass es offenbar trotzdem nicht gelingt, ein deutlich jüngeres Publikum in den Konzertsaal zu locken.
Text: Paul Ott/Paul Lascaux:www.literatur.li
sinfonieorchesterbasel.ch/de/konzerte.html
Fotos: Wikipedia
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Die nächsten Konzerte im Meisterzyklus Bern, jeweils im Kultur Casino Bern:
DONNERSTAG, 21. JANUAR 2016, 19.30 UHR
Musikkollegium Winterthur mit Maurice Steger, Leitung/Blockflöte und Teo Gheorghiu, Klavier
MONTAG, 22. FEBRUAR 2016, 19.30 UHR
Patricia Kopatchinskaja, Violine und Polina Leschenko, Klavier
DONNERSTAG, 10. MÄRZ 2016 19.30 UHR
Extrakonzert: Lang Lang
SONNTAG, 3. APRIL 2016 19.30 UHR
Rezital: Mitsuko Uchida, Klavier