Gingko hilft, aber auch kognitives Training und Bewegung. Die neue Leitlinie „Demenzen“ zeigt: Es geht was bei der Behandlung.
Psychosoziale Interventionen stehen bei der Behandlung von Demenzen auf gleicher Höhe mit medikamentösen Therapien. Zudem lassen sich Alzheimer und andere Demenzen durch Prävention bremsen.
Darauf haben Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) sowie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) hingeweisen.
Die beiden Fachgesellschaften haben gemeinsam mit 21 weiteren Organisationen von Heilberufen die S 3-Leitlinie „Demenzen“ von 2009 überarbeitet und auf den neuesten Stand gebracht.
Klare Empfehlungen haben die Konsensusgremien pro kognitiver Stimulation bei Patienten mit leichter bis moderater Demenz ausgesprochen. Reminiszenzverfahren, Ergo- und Aromatherapie sowie Snoezelen und körperliche Aktivierung sind Mittel der Wahl. Auch Angehörigentraining sollte angeboten werden.
50.000 Wissenschaftler auf der Suche
50.000 Wissenschaftler weltweit suchen nach Wirkstoffen gegen Alzheimer. Noch sei kein Medikament in Sicht, das einen krankheitsmodifizierenden Effekt besitze, sagt Professor Richard Dodel vom Uniklinikum Marburg. Die Leitlinie rät zu einem differenzierten Einsatz medikamentöser Therapien.
Neu ist eine Empfehlung zur Vorsicht beim Absetzen von Acetylcholinesterase-Hemmern. Das wird inzwischen mit einer klinischen Verschlechterung in Verbindung gebracht.
Die Gabe von Antipsychotika an Demenz-Patienten wird ebenfalls kritisch gesehen. Hier bestehe wahrscheinlich ein erhöhtes Risiko für Mortalität und zerebrovaskuläre Ereignisse – vor allem in den ersten Behandlungswochen.
Experten sind sich einig
Einig sind sich die Experten darin, dass eine Behandlung mit Gingko biloba (EGb 761) in leichteren Fällen erwogen werden kann.
Prävention und Früherkennung spielen bei dem Krankheitsbild eine wachsende Rolle. „Wir haben gute Hoffnung, dass Demenzen durch Prävention gebremst werden können“, sagt Professor Frank Jessen von der Uniklinik Köln.
Alles was Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Adipositas und Diabetes vorbeuge, sei auch gut gegen Demenz. Es gebe Hinweise, dass Fisch und Mittelmeerdiät eine protektive Wirkung entfalten könnten, sagte Jessen.
Demenzvorstufen lassen sich mittlerweile gut erkennen, finden die Autoren der Leitlinie. Wenn allerdings keine Verdachtsmomente vorlägen, sollten Ärzte auf kognitive Kurztests und apparative diagnostische Verfahren verzichten, rät Professor Jörg Schulz vom Uniklinikum Aachen.
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