Apple steuert auf den ersten Rückgang der iPhone-Verkäufe seit der Markteinführung 2007 zu. Der Absatz werde im laufenden Quartal im Jahresvergleich sinken, sagte Konzernchef Tim Cook. Im vergangenen Weihnachtsgeschäft gelang Apple gerade noch ein schmales Plus von 0,4 Prozent auf 76,8 Millionen Geräte. Das reichte allerdings, um knapp einen neuen Rekordgewinn von 18,4 Milliarden Dollar (17 Milliarden Euro) zu erzielen. Der Konzern sitzt jetzt auf einem Geldberg von 216 Milliarden Dollar.
Anleger reagierten zunächst zurückhaltend auf die Zahlen. Im nachbörslichen Handel pendelte die Apple-Aktie kaum verändert knapp unter der Marke von 100 Dollar. In den vergangenen fünf Tagen hatte die Aktie wieder um 4 Prozent zugelegt, nachdem sie seit Jahresstart um rund 10 Prozent abgestürzt war. Die Rückeroberung der 100-Dollar-Marke gilt als wichtiges Ziel für Apple-Chef Tim Cook.
Apple verwies auf die schwache Konjunktur in mehreren wichtigen Märkten und massiven Gegenwind durch den starken Dollar, der Auslandseinnahmen bei der Umrechnung in die US-Währung für die Bilanz niedriger aussehen lässt. Cook sprach von „extremen Bedingungen, wie wir sie noch nie erlebt haben“.
Währungseffekte kosten 8 Prozent Umsatz
Der Quartalsumsatz legte im Ende Dezember abgeschlossenen ersten Geschäftsquartal um 1,7 Prozent auf 75,87 Milliarden Dollar zu, wie der Konzern nach US-Börsenschluss am Dienstag mitteilte. Ohne die negativen Währungseffekte hätte es ein Umsatzplus von 8 Prozent gegeben, betonte Cook.
Das Weihnachtsgeschäft kurz nach dem Start neuer iPhone-Modelle ist traditionell das wichtigste Quartal für Apple. Vor einem Jahr hatte Apple in dem Zeitraum 18,02 Milliarden Dollar verdient. Damals waren die iPhone-Verkäufe mit dem Start der ersten Modelle mit deutlich größeren Displays um 46 Prozent hochgesprungen.
691 Dollar durchschnittlicher Verkaufspreis je iPhone
Jetzt legte immerhin der durchschnittliche Verkaufspreis pro iPhone im Jahresvergleich um 4 Dollar auf 691 Dollar zu. Dabei hätten ihn die ungünstigen Währungs-Kurse um 49 Dollar nach unten gedrückt, betonte Finanzchef Luca Maestri. Apple hatte in mehreren Ländern die Preise erhöht, um die Kursverluste auszugleichen.
Das iPhone ist das wichtigste Produkt von Apple und steuerte im vergangenen Quartal 68 Prozent der Umsätze bei. Dass Apple auf günstige Smartphones im Angebot verzichtet, treibt die Profite nach oben, bremst aber in dem hart umkämpften Geschäft die Marktanteile. Über alle Produktgruppen hinweg sei nun eine Milliarde Apple-Geräte im Einsatz, hieß es am Dienstag.
Kein Einbruch aber fallende Wachstumsraten in China
Der von einigen Analysten befürchtete Einbruch in China angesichts der wirtschaftlichen Turbulenzen in dem Riesenmarkt blieb aus, auch wenn die Wachstumsraten nicht so hoch wie früher waren. Im Jahresvergleich gab es ein Umsatzplus von 14 Prozent, die iPhone-Verkäufe legten um 18 Prozent zu. Apple macht in China nach wie vor rund ein Viertel seines Geschäfts. Der Konzern werde seine Investitionen dort nicht zurückfahren und wie geplant zum Sommer die Zahl seiner Läden von 28 auf 40 hochschrauben, sagte Cook.
Für das laufende Vierteljahr rechnet Apple mit dem ersten Umsatzrückgang seit mehr als einem Jahrzehnt. Die Erlösprognose wurde auf 50 bis 53 Milliarden Dollar festgesetzt. Vor einem Jahr machte Apple in dem Quartal bis Ende März noch 58 Milliarden Dollar Umsatz. Es sei damals sehr stark ausgefallen, da noch die iPhone-Nachfrage nach Engpässen im Weihnachtsquartal abgearbeitet worden sei, erklärte Cook. Apple verkaufte damals rund 61,2 Millionen iPhones.
Quartalsgewinn von 18,4 Milliarden Dollar
iPad-Absatz bricht trotz neuen Modells ein
Die Verkäufe der Mac-Computer sanken im Jahresvergleich um vier Prozent auf 5,3 Millionen Geräte. Apple war in den vergangenen Quartalen im schwachen PC-Markt gegen den Trend gewachsen.
Die Anleger hatten sich bereits auf ein schwächeres Wachstum bei Apple eingestellt: Die Aktie notierte nach Vorlage der Zahlen zunächst kaum verändert. Nach der Telefonkonferenz tauchte sie um rund 2,5 Prozent ins Minus ab.
Abschied vom Börsenthron: Das sind die Probleme, mit denen Apple zu kämpfen hat
rei/dpa Quelle: Xing[content_block id=29782 slug=ena-banner]