Besetzung und Programm:
Luzerner Sinfonieorchester LSO James Gaffigan, Chefdirigent
Solisten: Vilde Frang, Violine und Truls Mørk, Violoncello
Johannes Brahms (1833 – 1897)
Doppelkonzert für Violine, Violoncello und Orchester a-Moll op. 102
Antonín Dvorák (1841 – 1904)
Sinfonie Nr. 8 G-Dur op. 88
Rezension:
Das Doppelkonzert von Brahms erwies sich als das ideale Terrain für die zwei norwegischen Saitenvirtuosen, ein Werk, geschrieben 1887 in der Sommerfrische am Thunersee, das eigentlich nicht mehr dem damaligen Zeitgeist der Romantik entsprach, eher in barocke, vorklassische Zeit gehören würde. Brahms schrieb die Komposition für seinen ehemaligen Freund und Vertrauten, den Meistergeiger Joseph Joachim, mit dem er sich zerstritten hatte, (in einer Ehekrise der Joachims stellte sich Brahms auf die Seite von Amalie Joachim), quasi als Versöhnungsangebot. Wie Clara Schumann in ihrem Tagebuch vermerkte, durchaus mit Erfolg, sprachen doch die beiden nach Jahren wieder miteinander, ja waren fast wieder ein Herz und eine Seele. Sie vertrugen sich wieder so gut, dass sie das Konzert am 18. Oktober desselben Jahres zusammen in Köln zur Uraufführung brachten, mit dem Cellisten Robert Hausmann als Drittem im Bunde. Der Einstieg in die Partitur fordert dem, Cellisten unmittelbar Höchstschwierigkeiten ab, also nichts mit gemütlichem Einspielen, bevor er dann von schönen feinen Bläsern unterstützt wird und sich dann nach etwa anderthalb Minuten auch die Solovioline dazugesellt. Es folgten die Läufe in perfekter Synchronität, gar nicht nordisch kühl, sondern lyrisch warm und zart. Dies unterstützt vom grossartigen Luzerner Sinfonieorchester, engagiert geführt von James Gaffigan.
Das begeisterte Publikum spendete langanhaltenden kräftigen Applaus, erntete dafür aber keine Zugabe der Weltklassesolisten aus Norwegen.
Vilde Frang ist Inhaberin einer Professur an der Norwegischen Musikhochschule. Sie spielt eine Violine von Jean-Baptiste Vuillaume aus dem Jahr 1864.
Truls Mørks Instrument ist ein von Domenico Montagnana im Jahre 1723 in Venedig gebautes Cello, welches ihm von der norwegischen königlichen Bank zur Verfügung gestellt wird.
Die zweite Konzerthälfte nutzten die Luzerner um zu demonstrieren, dass sie auch ohne Solisten ein aussergewöhnlicher Klangkörper sind, da bot sich Antonín Dvořáks 8. Sinfonie geradezu an. Diese böhmische, noch stark von der K. und K. Monarchie geprägte Musik, fordert alle Register eines grossen Orchesters, vom Kontrabass über das Piccolo bis zur Pauke, Gelegenheit also für die Orchestermusiker, ihr ganzes Können zu demonstrieren, was sie denn auch in grossartiger Art und Weise taten. Da wurde das Solo der Oboe nahtlos vom Hornisten übernommen und von den Streichern weiterentwickelt. Beim furiosen Finale brandeten die Klänge nur so durch den Konzertsaal. Seit Jahren entwickelt sich das Orchester, vor allem auch durch die magistrale Führung seines musikalischen Leiters James Gaffigan, vorwärts und hat sich längst in der Orchesterelite Europas eingereiht, bestätigt durch die diversen Tourneen und Gastspiele weltweit. Die sachkundigen Zuhörer waren emotional aufgewühlt, hingerissen und feierten die Protagonisten dementsprechend.
Brahms – Double Concerto in A minor, Op 102
Julia Fischer, Violine
Daniel Müller-Schott, Cello
Kurzer Trailer des Luzerner Sinfonieorchesters LSO
youtube.com/watch?v=2oAW9cmRsX0
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: sinfonieorchester.ch/home
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