Aufbruch, Abschied und hochvirtuose Arien – das passt zur letzten Musiktheaterproduktion der Spielzeit 2015/16 am Luzerner Theater. Und das passt auch zu Dominique Menthas letzter Inszenierung, mit der er sich nach seiner 12jährigen Intendanz von Luzern verabschiedet. Denn mit Gioacchino Rossinis komischer Oper «Il viaggio a Reims» inszeniert er ein Adieu, für welches das gesamte Ensemble sowie auch ehemalige Ensemblemitglieder mit auf die Bühne geholt werden. Für die Luzerner Fassung hat Howard Arman die originale Rossini-Instrumentation für eine Art Zirkuskapelle arrangiert, wobei das Orchester für einmal nicht im Graben, sondern auf einer Empore platziert ist. Auch das Bühnenbild gestaltet sich als eine Besonderheit: ein langer, von den Sängerinnen und Sängern bespielter Steg führt durchs Publikum, was ein hautnahes Erlebnis für die Zuschauenden bietet.
Aller Abschied ist schwer – in der Regel aus emotionalen Gründen, weil man Liebgewonnenes zurücklassen muss, aber oft auch in organisatorischer Hinsicht, denn eine Reise will gut vorbereitet sein. Wie grandios ein Aufbruch mit schönstem Ziel an alltäglichen Unzulänglichkeiten scheitern kann – ohne dass den Reisenden ein Schaden daraus entstünde –, erzählt auf höchst unterhaltsame Weise die komische Oper «Il viaggio a Reims».
An der guten Absicht mangelt es der im Badehotel zur «Goldenen Lilie» in Plombières residierenden Gesellschaft keineswegs, will man sich doch spontan nach Reims begeben, um dort der Krönung Karls X. am nächsten Tag beizuwohnen. Allerdings beschäftigen sich die Gäste erheblich mehr mit ihren Privatproblemen als mit der Reiseplanung, weshalb am Ende zwar alle Versöhnung feiern, das aber vor Ort. Der Weg ist eben das Ziel, und wenn er auch nur aus dem Haus heraus in den Garten führt …
Als Gioacchino Rossini Ende 1824 die künstlerische Leitung des Théâtre-Italien in Paris übernahm, standen ihm aussergewöhnlich viele brillante Sänger, ein erweitertes Orchester und ein neuaufgebauter Chor zur Verfügung. So nutzte er diesen Glücksfall, um anlässlich der Krönung Karls X. am 29. Mai 1825 ein einaktiges Dramma giocoso in der Tradition der italienischen Farsa zu schreiben. Dessen Text von Giuseppe Luigi Balloco verzichtet zwar weitgehend auf Handlung und Konflikte, bietet dafür aber eine reiche Zahl an pointiert charakterisierten Figuren, die der Komponist mit hochvirtuosen Gesangspartien ausstattete. Nach wenigen Vorstellungen zu Rossinis Lebzeiten erlebte die kunstvoll vertonte Burleske erst 1984 eine weltweit gefeierte Wiederentdeckung.
Premiere: Sonntag, 1. Mai 2016, 19.00 Uhr, im Luzerner Theater
Weitere Vorstellungen (jeweils 19.30 Uhr): 8.5. (20.00 Uhr) | 12.5. | 14.5. | 19.5. (20.00 Uhr) | 29.5. (20.00 Uhr) | 31.5. | 12.6. (13.30 Uhr) | 15.6. | 17.6.2016
Mit: Jutta Maria Böhnert, Marie-Luise Dressen, Teodora Gheorghiu, Annina Haug, Eunkyong Lim, Carla Maffioletti; Alexandre Beuchat, Todd Boyce, Flurin Caduff, Carlo Jung-Heyk Cho, Szymon Chojnacki, Gregor Dalal, Utku Kuzuluk, Robert Maszl, Marc-Olivier Oetterli, Boris Petronje; Chor
des Luzerner Theaters; Luzerner Sinfonieorchester
Produktionsteam: Howard Arman (Musikalisch Leitung), Dominique Mentha (Inszenierung), Werner Hutterli (Bühne), Susanne Hubrich (Kostüme), David Hedinger (Licht), Mark Daver (Choreinstudierung), Christian Kipper (Dramaturgie) www.luzernertheater.ch
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