Heute Vormittag hat der neue Intendant des Luzerner Theaters, der Opernregisseur Benedikt von Peter, gemeinsam mit den Künstlerischen Leiterinnen Regula Schröter (Schauspiel), Kathleen McNurney (Tanz) und dem Verwaltungsdirektor Adrian Balmer das Programm der kommenden Spielzeit 16/17 vorgestellt. Die Präsentation des LT – so das neue Kürzel des Luzerner Theaters – fand in der Pilothalle der Viscosistadt auf dem ehemaligen Werksgelände der Viscosuisse in Emmenbrücke statt.
Hier wird auch die Opernproduktion «Rigoletto» stattfinden, bevor das Gebäude Anfang kommenden Jahres abgerissen wird.
NEUE RÄUME
Neue Räume, das Verlassen von angestammten Räumen, Räume verändern und neue schaffen,
das ist das Leitmotiv der ersten Saison unter Benedikt von Peter, der sich auch als gefragter
Opernregisseur durch sein «Raumtheater» einen Namen gemacht hat.
Luzern plant Grosses, es geht um die Entwicklung einer neuen Theaterstruktur, die Wirklich-
keit werden kann. So ist die erste Spielzeit unter der Intendanz von von Peter auch ein Vor-
griff auf diese Entwicklung und stellt sich bewusst einem Nachdenken über die Funktion und
Wirkungsweise eines neuen Stadt- und Regionaltheaters. Vernetztes Arbeiten und Kooperationen
mit den Kulturpartnern vor Ort prägen den Spielplan ebenso wie partizipative Projekte, die
auch prominent auf der grossen Bühne gezeigt werden.
DIE BOX
Dem LT ist es wichtig, seinen Zuschauerinnen und Zuschauern direkt zu begegnen und
den Austausch zu suchen. Auch hierfür wurde der neue Spielort errichtet, die «Box», die zwischen
Jesuitenkirche und Theater platziert ist.
In dem 200-Quadratmeter grossen, wandelbaren Spielort werden nicht nur experimentelle
Theaterformen, sondern auch Werke des klassischen Repertoires zu sehen sein. Insgesamt
soll dieser neue Raum nicht nur Veranstaltungsort, sondern vor allem ein Ort der Begegnung
sein, ein kleiner Marktplatz der Ideen, des Denkens und Fühlens und der Kunst.
Während eines knapp fünfwöchigen Auftakts erprobt das Theater mit der «Open Box» diese
Bewegung. Der Raum öffnet sich für Besucher mit einer Reihe von Veranstaltungen und
Formaten oder auch der Einladung, auf einen Kaffee vorbei zu schauen.
DER AUFTAKT
Zum Auftakt zeigt sich die Bühne des Grossen Hauses ebenfalls gewandelt:
Ein shakespearesches Globes demokratisiert den Zuschauerraum.
Eröffnet wird am 9. September 2016 mit Luigi Nonos Tragödie des Hörens, «Prometeo», einer
Kooperation mit Lucerne Festival. Mit Benedikt von Peters szenischer Einrichtung des Werkes
soll eine Art Nullpunkt gesetzt werden: Nicht die blosse Illustration von Handlung, sondern
das Hören, das gemeinsame Zuhören steht im Mittelpunkt. Das Werk, das sonst nur an grossen
Festivals gezeigt wird, findet hier am LT mit elf Vorstellungen ins Repertoiretheater.
14 Tage wird das Globe ein aussergewöhnlicher Schauplatz für die erste Uraufführung
des Tanzes in dieser Spielzeit sein: «Tanz 22: Up/Beat» (Uraufführung 23. Sept), choreographiert
von Georg Reischl, der den Luzernern bereits durch vier Produktionen bestens bekannt ist.
Sein Name steht für Kontinuität in der Sparte Tanz, die weiterhin von Kathleen McNurney
geleitet wird.
Dazwischen liegt die erste Premiere im Schauspiel, das sich die Erkundung zeitgenössischer
Formen des Geschichtenerzählens zur Aufgabe macht. Die künstlerische Leiterin der Sparte,
Regula Schröter, setzt mit der antiken Trilogie «Ödipus Stadt» in der Bearbeitung von
John von Düffel (Premiere 16. Sept) auf ihre Schauspielerinnen und Schauspieler: Das gesamte
Ensemble stellt sich mit dieser Produktion unter der Regie von Anja Behrens in der Box vor.
Von der Antike aus spannt sich der Bogen über Klassik, über die Moderne hin zu zeitgenössischen
Texten bis hin zu Recherche, Stadtprojekt und Visual Poem. «WHITE OUT – Begegnungen
am Ende der Welt» (Uraufführung 15. März) von Alexander Giesche ist ein Ausflug in die
Grenzbereiche zur Bildenden Kunst. Unter Regie von Felix Rothenhäusler trifft ein Schau-
spieler auf das LSO und Max Frischs Erzählung «Der Mensch erscheint im Holozän» auf Mahlers
unvollendete 10. Sinfonie – eine spartenübergreifende Kooperation.
Auf insgesamt 27 Premieren an sechs Spielorten darf sich das Publikum aus Stadt und Kanton
Luzern freuen. Zehn Opern, fünf Choreographien und zwölf Schauspiele. Die Stücke sind
festivalhafter disponiert und manche verschwinden schneller vom Spielplan, andere ziehen sich
durch die Spielzeit: ein Mix aus Ensuite-Betrieb mit wenigen Vorstellungsterminen in einem
begrenzten Zeitfenster und dem gewohnten Repertoirebetrieb.
ZEIT-RÄUME
Das Luzerner Theater will sein Publikum durch das Theaterjahr geleiten, in dem es die Spielzeit
in sechs «Räume» unterteilt hat, die Themen und Situationen setzen. «Globe», «Viscosi» definieren
Raumsituationen. Um Weihnachten ist das LT ganz «Zuhause» im Theater an der Reuss und
spielt vermehrt Familienproduktionen. Im Zeitraum «Utopia» herrscht Partizipation, und
nicht-professionelle Darsteller stürmen die Bühnen. «Bühne Kirche» definiert den Zeitraum, in
dem die «Hure Traviata» ihren einsamen Liebesmonolog im Theater singt und in der Jesuiten-
kirche der Heiligen, Maria, in einer choreographierten Liturgie kollektiv gehuldigt wird. Im
Sommer geht es nach «Draussen», unter anderem in Luzerner Gemüsegärten, und die Box öffnet
wieder ihre Türen.
BETEILIGUNG
Den Raum «Utopia» besetzen fünf Produktionen, die massgeblich von Luzerner Laiendar-
stellerinnen und -darstellern geprägt werden. Da ist das Musiktheaterprojekt «No Future Forever»,
das von rund 30 Jugendlichen aus Luzern gemeinsam mit Regisseur Marco Štorman und seinem
Team entwickelt wird. Am 30. März besetzen sie das Theater über die gesamte Fasnacht 2017.
Menschen über sechzig, die noch nie professionell getanzt haben, arbeiten in «Loot at Me»
(Uraufführung 18. Feb) zusammen mit der ehemaligen Tänzerin Sandra Marín Garcia, die für
Konzept und Choreographie zuständig ist. In «Mütter» (Premiere 23. März) erzählen
Luzerner Frauen aus aller Welt ihre Geschichten. Dabei kochen sie und laden anschliessend
zu Tisch. Ein Projekt von Alize Zandwijk. Und auch das Publikum wird bei «Marienvesper»
zum teilnehmenden Kollektiv.
FAMILIENSTÜCKE
Besonderes Augenmerk legt das LT auf Theaterstücke und -formen für alle von 3 bis 103 Jahren.
In der Box: «Hänsel und Gretel (Premiere 26. Okt) für Kinder ab sechs Jahre. Im Theater
spannt sich nach der Premiere des Familienstücks «Robin Hood» (Premiere 15. Nov) der musi-
kalische Bogen von «Ein Konzert für Tiere» unter der musikalischen Leitung von Rolando Garza
Rodríguez, eingerichtet von Lennart Hantke bis zu «No Future Forever». Nicht zu vergessen
das Figurentheater, das in der Industriestrasse weiterspielt und von November bis April Saison hat.
Hier dürfen unsere kleinsten Besucher mit ihrer Begleitung viel Spass erleben. Flankiert
wird der Spielplan von der Abteilung «Schule & Theater», die in verschiedenen Formaten so-
wohl Familien als auch Kindergärten und Schulen den Zugang zum Theater erleichtert.
ENSEMBLE
Zum offiziellen Probenstart am 2. August 2016 erwartet das Theater sein 36-köpfiges Ensemble
mit vielen neuen Gesichtern in Schauspiel und Oper und im Tanz.
SERVICE, PREISE, ABOS UND DIE NEUEN CARDS
Das Luzerner Theater geht am 22. August 2016 mit der gesamten Spielzeit in den Vorverkauf.
Ausserdem hält das Haus an der Reuss seine Eintrittspreise stabil. Im Abo bleibt man breit
aufgestellt mit 18 Abonnements, verpackt diese aber nunmehr in 5er- und 10er-Pakete. Statt eines
Wahl-Abos setzt das Theater auf Cards: die LT Cards. Es gibt sie als «LT Halbtax» für Leute
mit flexibler Agenda und als «LT Flat» für alle in Ausbildung bis 30 Jahre: Für nur CHF 99
können sie sechs Monate so oft sie möchten ins Theater.