Lancierung der Volksinitiative „Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie“

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 Travail Suisse

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Bern (ots) – Das Parlament hat den Vaterschaftsurlaub insgesamt über 30 Mal von Tisch gewischt. Doch der Puls beim Volk fühlt sich anders an: 80% der Stimmberechtigten wollen einen Vaterschaftsurlaub. Aus diesem Grund hat sich eine breite, zivilgesellschaftliche Allianz unter dem Dach des Vereins „Vaterschaftsurlaub jetzt!“ zusammengeschlossen und lanciert heute die Volksinitiative für 20 Tage Vaterschaftsurlaub – flexibel und tageweise zu beziehen innert einem Jahr nach der Geburt des Kindes.

Die Kluft zwischen Politik und Bevölkerung beim Thema Vaterschaftsurlaub ist gross. Deshalb nehmen die Dachverbände der Arbeitnehmenden (Travail.Suisse), der Männer- und Väterorganisationen (männer.ch), der Frauenorganisationen (Alliance F) und der Familienorganisationen (Pro Familia) – zusammen über 140 Vereine und Verbände – das Heft in die Hand und lancieren heute die Volksinitiative „Für einen vernünftigen Vaterschaftsurlaub – zum Nutzen der ganzen Familie“.

Vaterschaftsurlaub: Zum Nutzen von Familie und Gesellschaft

Die Geburt eines Kindes verändert alles: Die Familie, das Paar, die Arbeit, die Freizeit. Es ist ein Findungsprozess, in dem Mutter und Kind ihren biologischen Platz und die nötigen gesetzlichen Rahmenbedingungen haben. Beim Vater ist das anders: In der Schweiz existiert kein Recht auf bezahlten oder unbezahlten Urlaub. Das ist umso schlimmer, als die positiven Effekte eines frühen väterlichen Engagements belegt sind: Die Bindung zum Baby ist stärker und die Teilnahme am Aufwachsen des Kindes intensiver. Kinder involvierter Väter sind sozial kompetenter, haben mehr schulischen Erfolg und sind psychisch robuster. Die Väter profitieren, indem sie das Gleichgewicht schneller finden zwischen den verschiedenen Rollen als Partner, Vater und Berufsmensch – was sich positiv auf ihr Gesundheit sogar auf die Produktivität im Job auswirkt. Auch für die Mütter sind präsente Väter wichtig, sie werden mehr unterstützt, ihre Gesundheit ist besser und die Beziehungszufriedenheit ist höher. Ausserdem erleichtert ein Vaterschaftsurlaub den Frauen den Wiedereinstieg ins Erwerbsleben und fördert so die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, was wiederum eine höhere Erwerbskontinuität, bessere berufliche Karriereaussichten und höhere AHV/EO/IV-Einnahmen ermöglicht.

Vaterschaftsurlaub: Fördert die Vereinbarkeit und wirkt gegen den Fachkräftemangel

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist von höchster volkswirtschaftlicher Wichtigkeit. Trotzdem macht die Schweiz sehr wenig dafür und das, obschon die Politik ständig den Fachkräftemangel beklagt. Die erste Zeit nach der Geburt ist weichenstellend, auch bezüglich Erwerbstätigkeit der Frauen: Sind die Väter in dieser Zeit nicht bei der Familie, so verpassen sie eine wichtige Lernerfahrung – sie riskieren, fachlich von den Müttern abgehängt zu werden. Dies wiederum festigt die Rolle der Mutter zu Hause. Das hat zu Folge, dass Frauen weniger oder gar nicht erwerbstätig sind. 20 Tage flexibel beziehbarer Vaterschaftsurlaub ermöglicht dem Vater, nach der Geburt ein starker Partner zu sein. Dies indem er z.B. nebst der Umsorgung von Mutter und Kind auch allfällige Geschwister des Neugeborenen betreuen, die Eingewöhnung in der Kindertagesstätte übernehmen, im Haushalt anpacken oder bei den Grosseltern das Kinderzimmer einrichten kann. So könnte ein Vater z.B. zwei Wochen nach der Geburt zu Hause bleiben und mit den verbleibenden Tagen während 10 Wochen um 20 Prozent reduzieren – damit gewinnen die Arbeitnehmenden, die so das Teilzeitmodell ausprobieren können, wie auch die Arbeitgeber, welche die Absenzen gut einplanen und vorbereiten können.

Vaterschaftsurlaub: Eine Chance für die Schweizer Wirtschaft

Ein Vaterschaftsurlaub von 20 Tagen wirkt sich positiv auf die KMU aus, denn die heutige Situation ist weder gerecht, noch solidarisch. Glück hat, wer in einer grossen Firma oder in der Verwaltung angestellt ist. Arbeitet der Vater jedoch in einer KMU, so hat er höchst wahrscheinlich weniger Glück und muss sich entweder mit einem Tag zufrieden geben, Ferientage opfern oder – wenn die Familie es sich leisten kann und der Arbeitgeber einverstanden ist – unbezahlten Urlaub nehmen. Das vorgeschlagene Modell mit der Finanzierung über die Erwerbsersatzordnung (EO) erlaubt es allen Firmen einen Vaterschaftsurlaub anzubieten, der seinen Namen auch verdient und verschiedene Bezugsmöglichkeiten bietet. Das bedeutet gleich lange Spiesse für alle Unternehmen. Das Beispiel des Mutterschaftsurlaubs zeigt, dass die Betriebe mit den Absenzen umzugehen wissen. Kommt hinzu, dass Abwesenheiten wegen Militärdienstpflicht in den Unternehmen heute deutlich seltener geworden sind. 20 Tage Vaterschaftsurlaub sind deshalb gut verkraftbar.

Vaterschaftsurlaub: Nicht teurer als eine Tasse Kaffee im Monat Der Bundesrat veranschlagt in seinem Bericht von 2013 die Kosten für einen vierwöchigen Vaterschaftsurlaub (28 Taggelder) auf rund 384 Millionen Franken. Das entspricht rund 0,12 Prozent der Lohnsumme in der Schweiz, d.h. auf die Arbeitnehmenden und Arbeitgeber entfallen je rund 0.06 Lohnprozente. Bei einem Monatslohn von 6000 Franken bedeutet das 3.60 Franken – nicht mehr als eine Tasse Kaffee. Ein Vaterschaftsurlaub ist bezahlbar.

Ein echter Vaterschaftsurlaub von 20 Tagen ist eine Investition in die Zukunft: notwendig, zeitgemäss und bezahlbar. Er stellt einen ersten konkreten Schritt hin zu einer Elternzeit dar, mit dem die Errungenschaft des Mutterschaftsurlaubs keinesfalls angetastet werden darf. Der Vaterschaftsurlaub nützt den Vätern, den Kindern, den Müttern, den Arbeitnehmenden und den Arbeitgebern – der ganzen Gesellschaft.

Mehr Infos unter: www.vaterschaftsurlaub.ch

Die Unterschriftensammlung der Vaterschaftsurlaub-Initiative startet gleichzeitig auf der Strasse wie auch im Internet. Die Initiative kann auf https://www.wecollect.ch/de/campaign/vaterschaftsurlaub/ unterzeichnet werden. Über die unabhängige Plattform wurden bereits über 40’000 Unterschriften gesammelt.[content_block id=29782 slug=ena-banner]

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Über Leonard Wüst

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