kolumne von viola eigenbrodt, mannheim: Niemals hinter dem Berg – Mountain Artist Jessie L Pitt im Tiroler Ötztal

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Niemals hinter dem Berg – Mountain Artist Jessie L Pitt im Tiroler Ötztal Welcher Europäer assoziiert mit Australien nicht Sonne, Meer, braun  gebrannte Surfer und immer blauen Himmel?Doch auch auf dem 5. Kontinent kann

man Skilaufen, gibt es alpine Gebirgszüge, die zum Wintersport genutzt werden. The Great Dividing Range ist Australiens größter Gebirgszug. Er teilt  die Ostküste vom Inland, daher hat er auch seinen Namen. Jessies Vater  ist gebürtiger Engländer und passionierter Skifahrer. Er blieb in den  60er Jahren im Zuge einer britischen Initiative, die Auswandern  attraktiv machte, aus Gründen der Liebe bei den Aussies hängen. Und von  Melbourne aus, wo die Familie lebt, ist es nicht sehr weit zum Dividing  Range. Seiner Tochter hat der Grafiker nicht nur die Leidenschaft zum  Wintersport vererbt, sondern auch die Kreativität. „Sie liegt bei uns in der Familie“, erzählt die Künstlerin,“schon meine Oma hat die Kinder  gezeichnet und meine Schwester schreibt“. Auch sie selbst verfasst  gerne Gedichte und kann ohne Musik nicht leben. „Zum Malen brauche ich  Musik“, erklärt sie, die es wie kaum ein anderer verstanden hat, zwei  Hauptthemen ihres Lebens mit einander zu verweben, Berge und Malerei.  Denn Jessie ist auch mehrfach diplomierte Skilehrerin. Mit 3 Jahren  bereits stand sie in Australien zum ersten Mal auf den Brettern, die die Bergwelt bedeuten und hat diese große Liebe niemals aufgegeben. Wie sie bemerkt, kamen nach dem 2. Weltkrieg recht viele Österreicher nach  Down-Under, um hier Skischulen zu errichten. Der Bezug zu Tirol, in dem sie seit 16 Jahren quasi zur Hälfte – immer im Winter – lebt, war  von Kindesbeinen an gegeben. Auch weil die Familie, wenn sie einmal im  Jahr die Verwandtschaft in England besuchte, anschließend gerne in  Österreich ein paar Tage zum Skiing dran hängte. Nach der High-School  studierte die Frau, die von sich sagt, schon als Kind gewusst zu haben,  dass sie nie etwas anderes als Kunst würde machen wollen, zwei Jahre  Kunst.  Als sie dann am Victorian College of Arts in Melbourne  weitermachen wollte, kam ein schicksalhafter Ruf von Australia nach  Austria. Sie bekam die Möglichkeit, in Tirol als Skilehrerin zu arbeiten und nahm diese an. „Die Berge als mein Hauptmotiv hatten sich aus  einem Bündel von Ideen herauskristallisiert“, berichtet mir die ruhige  Malerin, als wir zusammen in der Gluthitze dieses schwülen Sommers in  der Haller Altstadt sitzen. „Architektonische Strukturen fest zuhalten  reizte mich auch, aber dann „überrollten“ mich die Berge, sie passen  einfach zu mir“, lacht sie mit Blick auf die Nordkette. Was sie  besonders fasziniert ist das Spiel von Licht und Schatten, wie es  ständig wechselt, nie gleich ist. Von Minute zu Minute scheint die  Gestalt der Berge andere Formen anzunehmen. Weshalb werden die  Berge immer ihr Motiv bleiben werden – weil sie sich permanent im Licht  ändern, sind sie stets für sie neu. Damit entwickelt sich ihre Kunst wie von selbst auch weiter. Zurzeit interessiert sie sich für Wolken, wie  sie die Atmosphäre verändern, den Stein scheinbar gestalten, eine ewige  Metamorphose in den Augen der Künstlerin. Sie bleibt aber cool: „Man  sieht die Majestät des Gebirges besser, wenn man sich auf die Wolken  konzentriert“, meint sie leichthin. Jessie, die Freiheit über alles  liebt, weiß noch nicht, ob sie auf Dauer in Europa, oder irgendwann  wieder länger in ihrer Heimat bleiben wird. Zum ersten Mal ist sie nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer in Obergurgl und widmet sich ganz ihrer Passion: dem Malen von Bergen. „Ich brauche die Berge einfach“,  stellt sie abschließend fest und verrät, dass ihre Werke und ihre Person sogar in absehbarer Zeit in einem Buch mit ihren Werken festgehalten  sein werden, in „Berge und Leute“, Erscheinungsdatum 2013.

S6, 39 68161 Mannheim
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Dieser Beitrag wurde am von unter kolumnen meiner gastkolumnisten veröffentlicht.

Über Leonard Wüst

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