Besetzung und Programm:
Das Mariinsky Orchestra aus Sankt Petersburg
Valery Gergiev (Leitung)
Leonidas Kavakos (Violine)
Dmitri Schostakowitsch
Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 a-Moll op. 77
Gustav Mahler
Sinfonie Nr. 5 cis-Moll
Rezension:
Die Orchestermitglieder hatten ihre Platz schon eine geraume Zeit eingenommen, die Instrumente aufeinander abgestimmt, aber Maestro Gergiev liess auf sich warten, sehr lange, sodass auch die Musiker fast so etwas wie nervös wurden.
Dann genoss Valery Gergiev sichtlich sein, vom Publikum heftig beklatschtes Erscheinen, in Begleitung des griechischen Violine Solisten Leonidas Kavakos (*1967). Resolut betrat er das Dirigentenpodest und hatte seine Mitmusiker sofort mit ein paar unauffälligen Fingerbewegungen in vollste Konzentration gebracht. Zur Aufführung gelangte das, von Dmitri Schostakowitsch seinem Freund David Oistrach gewidmete Konzert für Violine und Orchester Nr. 1. Dafür stand mit dem gebürtigen Athener Kavakos, u.a. Gewinner des Sibelius-Wettbewerbs 1985, ein mehr als nur kompetenter Solist auf der Bühne. Seine eigene Definition lautet: „Kunst ist, die Seele zu bilden“. Dies zu tun, bot ihm das ca. 40 minütige Werk ausreichend Gelegenheit, die er auch dementsprechend nutzte, was vom sachkundigen Auditorium, im gut besetzten Konzertsaal, sichtlich genossen wurde.
Unterstützt vom grossartigen, sich dennoch zurückhaltenden Orchester, bot der Solist eine absolute Weltklasseperformance und setzte die Intentionen und Deutungen des Komponisten prägnant um. Das Auditorium feierte die Protagonisten mit langanhaltendem stürmischem Applaus, wofür sich Kavakos mit einer kleinen Zugabe in Form einer Improvisation erkenntlich zeigte.
Nach der Pause folgte von Gustav Mahler die Sinfonie Nr. 5 Cis Moll
Entstanden am Wörthersee, wo Mahler sich zur Rehabilitation nach schwerer Krankheit aufhielt, führt die Sinfonie wieder weg von seinen Vokalsinfonien, zurück zur reinen Instrumentalmusik.
Besonders bekannt und auch des Öftern als eigenständiges Werk konzertant aufgeführt natürlich das „Adagietto“, das Luchino Visconti für seinen 1971 entstandenen Film (basierend auf der gleichnamigen, 1911 geschriebenen, Novelle von Thomas Mann) „Tod in Venedig“ verwendete. Fast sicher, dass Mahler dieses Motiv des schwärmerischen Tons aufgrund seiner Begegnung mit der jungen Alma Schindler für diese als klingende Liebeserklärung komponierte, die umworbene Dame, die er im März 1902, noch während der Arbeit an der Komposition, heiratete. Der Komponist verwendete in seiner „Fünften“ auch viele Motive vorangegangener Sinfonien, aber ebenso Themen aus den Gesängen nach Rückert und den etwas älteren „Wunderhornlieder“. Selten zitiert er dabei die exakte Melodie, vielmehr musikalische Gesten oder die Akzentuierung eines bestimmten Tonfalls. Mahler schafft damit ein komplexes musikalisches Maskenspiel, in dem nicht klar wird, was sich hinter den Masken verbirgt. Er packt aber alles in das Werk. Todesangst, Kriegsschrecken, Liebessehnsucht ebenso wie fast kindliche Schwärmerei, Negatives wie Positives.
Die Mahler Sinfonie kam etwas zähflüssig daher, war wohl deshalb sehr üppig und umso monumentaler.
Dem Publikum jedenfalls gefiel diese Auslegung und es applaudierte die Musiker zu einer kurzen Zugabe.
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: http://www.migros-kulturprozent-classics.ch/de/Home
Homepages der andern Kolumnisten: www.irenehubschmid.ch
www.marvinmueller.ch www.gabrielabucher.ch
Paul Ott/Paul Lascaux:www.literatur.li [content_block id=29782 slug=ena-banner]