Besetzung und Programm:
Nareh Arghamanyan Klavier
Aleksandr Skrjabin (1872–1915)
Klaviersonate Nr. 3 fis-Moll op. 23
Sergej Rachmaninow (1873–1943)
Ausgewählte Lieder in Klaviertranskriptionen
Nikolai Medtner
Sonata Reminiscenza a-Moll op. 38 Nr. 1
Igor Strawinsky (1882–1971)
Danse infernale, Berceuse und Finale aus Der Feuervogel, arrangiert für Klavier von Guido Agosti
Michail Glinka (1804–1857)
Nocturne La separation
Romance L’alouette, arrangiert für Klavier von Mili Balakirew
Mili Balakirew (1837–1910)
Islamej. Orientalische Fantasie für Klavier
Rezension:
Konzert im Rahmen des Tastentags
Der Tastentag widmete sich der russischen Klavierschule mit Martin Meyers Lecture (14.00) und den Pianisten Georgy Tchaidze (11.00), Alexej Gorlatch (16.00) und Nareh Arghamanyan (18.00).
Einen Streifzug durch hundert Jahre russische Musikgeschichte unternahm dabei Nareh Arghamanyan.
Sie wurde am 21. Januar 1989 in Armenien (damals noch Teil der Sowjetunion) geboren, begann im Alter von fünf Jahren mit dem Klavierspiel und schon drei Jahre später wurde sie am staatlichen Tschaikowsky-Konservatorium in Eriwan aufgenommen, mit 15 Jahren wurde sie an die Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien zugelassen.
Die Künstlerin stellte kurzfristig die Reihenfolge um und startete mit der Komposition von Nikolai Medtner und stellte Strawinskys „Feuervogel“ an den Schluss. Eine glückliche Entscheidung, wie sich erweisen sollte, waren doch die Werke der zuletzt gespielten drei Komponisten die technisch spektakulärsten. Dagegen wirkten selbst die vorher gespielten Stücke von Skrjabin und Rachmaninow relativ brav. Richtige Trouvaillen, da weniger bekannt, dagegen Michail Glinka und Mili Balakirew, deren Werke zwischen denen der arrivierteren Komponisten zur Aufführung gelangten.
Im 19. Jahrhundert galt „Islamej“, orientalische Fantasie für Klavier von Mili Balakirew, als beinahe unspielbar. Aleksandr Skrjabin soll sich beim Üben derselben sogar die rechte Hand verletzt haben, wurde kolportiert. Aber für die Armenierin schien selbst diese Höchstschwierigkeit nicht das geringste Problem zu sein, meisterte sie doch die Tücken der Partitur mit ihrer stupenden Technik brillant.
Es folgte der krönende Abschluss mit Strawinsky: Danse infernale, Berceuse und Finale aus „Der Feuervogel“, arrangiert für Klavier von Busoni – Schüler Guido Agosti. Hier konnte die Pianistin nochmal so richtig in die Tasten greifen, das Publikum zu Bravorufen animieren. Fulminante Läufe, effektvoll gesetzte Fortissimi und animierte Körpersprache perfektionierten das Gesamtkunstwerk. Stürmischer Applaus inklusive stehende Ovation war die verdiente Anerkennung für eine aussergewöhnliche Klaviervirtuosin an diesem Tastentag.
Text: www.leonardwuest.ch Fotos: www.lucernefestival.ch
www.gabrielabucher.ch Paul Ott:www.literatur.li