Der Hochschulrat hat gestern die Projekte für zusätzliche Abschlüsse in Humanmedizin bewilligt. Darunter ist auch der gemeinsame Masterstudiengang Medizin (Joint Master of Medicine) der Universitäten Zürich und Luzern, welcher mit einem Bundesbeitrag von rund 7 Millionen Franken rechnen kann. Insgesamt unterstützt der Bund die eingereichten Projekte mit 100 Millionen Franken.
Der Bund will die Anzahl Abschlüsse in Humanmedizin erhöhen. Zu diesem Zweck hat er im Rahmen der Botschaft zur Förderung von Bildung, Forschung und Innovation (BFI) in den Jahren 2017–2020 ein Sonderprogramm lanciert, welches 100 Millionen Franken umfasst (siehe Kasten). Am 18. November 2016 hat der Hochschulrat ein von swissuniversities vorbereitetes Massnahmenpaket bewilligt. Im Hochschulrat sind 14 Kantone vertreten, welche Träger von Hochschulen sind. Das Massnahmenpaket enthält auch das Kooperationsprojekt der Universitäten Zürich und Luzern. Die beiden Partner planen, im Rahmen eines gemeinsamen Masterstudiengangs Medizin 40 zusätzliche Studienplätze zu schaffen. Gelingt dies, können sie aus dem Sonderprogramm einen Beitrag von rund 7 Millionen Franken erwarten.
Erste gemeinsame Master-Abschlüsse 2023
Der Luzerner Regierungsrat hat Anfang Juli 2016 der Beteiligung der Universität Luzern am Kooperationsprojekt für den gemeinsamen Masterstudiengang Medizin bereits zugestimmt. Seither laufen die Arbeiten am Projekt intensiv; auf Seiten des Kantons Luzern sind daran in enger Zusammenarbeit das Bildungs- und Kulturdepartement sowie das Gesundheits- und Sozialdepartement beteiligt. Der Abschluss einer Kooperationsvereinbarung der Universitäten Zürich und Luzern steht kurz bevor. Der Zürcher sowie der Luzerner Regierungsrat müssen nach Unterzeichnung noch über diese Vereinbarung befinden. Geplant ist, dass die Partner auf Luzerner Seite – die Spitäler und Kliniken, die Universität Luzern sowie der Kanton Luzern – Leistungen für den gemeinsamen Masterstudiengang erbringen. Zusammen mit den Beiträgen des Bundes an die Aufbaukosten kann die Finanzierung des gemeinsamen Masterstudiengangs langfristig sichergestellt werden.
Im Herbstsemester 2017/18 sollen die ersten Studierenden im so genannten «Luzerner Track» ihr Bachelor-Studium an der Universität Zürich aufnehmen. Sie können dann bereits einzelne Module der Luzerner Partner belegen. Nach dem Bachelor absolvieren sie den gemeinsamen Masterstudiengang. Die angehenden Ärztinnen und Ärzte sollen vor allem während des vierten bis sechsten Studienjahres – also während des Masterstudiums – viel Zeit in Luzerner Spitälern und Hausarztpraxen verbringen. Die Universität Luzern erbringt mit ihrem Seminar für Gesundheitswissenschaften und Gesundheitspolitik ebenfalls Lehrleistungen. Die ersten gemeinsamen Abschlüsse (Joint-Master-Diplome) könnten somit im Jahr 2023 von den Universitäten Zürich und Luzern verliehen werden.
Versorgung der Luzerner Bevölkerung sicherstellen
Der neue Studiengang (Bachelorstudiengang «Luzerner Track» in Zürich und gemeinsamer Masterstudiengang in Luzern) erhöht die Chance, dass die Absolventinnen und Absolventen nach ihrem Abschluss als Ärztinnen und Ärzte im Kanton Luzern arbeiten werden. Dadurch lässt sich die medizinische Versorgung der Luzerner Bevölkerung besser sicherstellen. Das Kooperationsprojekt kann somit auch einen Beitrag zur Behebung des Hausärztemangels und zur Sicherstellung der ärztlichen Grundversorgung leisten. Ausserdem können dank den zusätzlichen Ausbildungsplätzen mehr Schweizer Studierende ein Medizinstudium aufnehmen.
Im Herbstsemester 2015/16 studierten knapp 300 Luzernerinnen und Luzerner an einer schweizerischen Universität Humanmedizin. Von diesen waren 56 Personen an der Universität Zürich eingeschrieben.
Sonderprogramm gegen Ärztemangel
Der Bund will mit dem Sonderprogramm die Anzahl Abschlüsse in Humanmedizin in der Schweiz erhöhen: von 861 Abschlüssen (2014) auf rund 1300 bis spätestens 2025. Das Sonderprogramm soll einen Beitrag zur Linderung eines drohenden Ärztemangels in der Schweiz und zur Verminderung der Abhängigkeit von der Ärzterekrutierung aus dem Ausland leisten und somit auch den Mangel an Grundversorgern entschärfen.
Strategiereferenz
Diese Botschaft/Massnahme dient der Umsetzung des folgenden Schwerpunktes in der Luzerner Kantonsstrategie:
- Flächendeckende Gesundheitsversorgung
- Perspektiven für die Regionen
Luzern: Partner bilden Netzwerk
Auf Luzerner Seite sind folgende Partner am Projekt beteiligt: Universität Luzern, Luzerner Kantonsspital, Schweizer Paraplegiker-Zentrum Nottwil, Hirslanden Klinik St. Anna, Luzerner Psychiatrie, Institut für Hausarztmedizin und Community Care sowie Kanton Luzern. Die Beteiligten sind überzeugt, dass der gemeinsame Masterstudiengang Medizin ein innovativer, effizienter und vergleichsweise kostengünstiger Weg ist, um mehr Ärztinnen und Ärzte auszubilden. Um eine Ausbildung von hoher Qualität sicherzustellen, bringen die Projektpartner im Netzwerk Medizin ihre vielfältigen Kompetenzen ein.
Auslöser für das Kooperationsprojekt Zürich-Luzern war auf Luzerner Seite ein im Jahr 2012 vom Luzerner Kantonsrat erheblich erklärter Vorstoss. Dieser wollte die Machbarkeit einer medizinischen Fakultät für die Universität Luzern abklären lassen. Eine solche ist derzeit kein Thema.[content_block id=29782 slug=ena-banner]