Spitzweg, Wurm, Avramidis, Hodler, Frauenbilder und mehr im Leopold Museum 2017

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Das Leopold Museum Wien

Das Leopold Museum Wien

Wien (ots) – Die Leopold Museum-Direktoren Hans-Peter Wipplinger und Gabriele Langer ließen im Rahmen der Pressekonferenz ein aktives und ereignisreiches Jahr 2016 Revue passieren und präsentierten die Sonderausstellungen sowie die Kooperationen des Jahres 2017.

Nach der erstmals ausgerichteten neuen Kunstmesse Art Vienna (23. bis 26.2.17) startet das Ausstellungsjahr im Leopold Museum mit einer außergewöhnlichen Gegenüberstellung. Der gemeinhin dem Biedermeier zugeordnete, ironisch-humorvolle Maler Carl Spitzweg (1808-1885) trifft dabei auf Erwin Wurm (geb. 1954), den Meister des erweiterten Skulpturbegriffes. Die von Leopold Museum-Direktor Hans-Peter Wipplinger kuratierte Schau „Carl Spitzweg – Erwin Wurm. Köstlich! Köstlich?“ (25.3. bis 19.6.17) ist 130 Jahre nach dem Tod des Künstlers die erste Ausstellung des deutschen Malers in Österreich. Kurator Hans-Peter Wipplinger: „Wir zeigen nicht nur den herausragenden Maler und begnadeten Zeichner Spitzweg, der im kulturhistorischen Fluidum des Biedermeier sein Werk schuf, sondern auch den gesellschaftskritischen Geist Spitzweg, der ein Meister der Analyse von autoritären Herrschaftsverhältnissen und sozialen Hierarchien war und mit seinen Werken pointierte Kommentare des Zeitgeschehens lieferte.“ Sowohl Spitzwegs als auch Wurms ?uvre sind gespickt mit Anspielungen und Doppelbödigkeiten, beider Humor basiert auf Szenarien der Poesie und scheinbaren Idylle. Beschaulichkeit, kleinbürgerlicher Atmosphäre und Spießbürgertum wird ein entlarvender Spiegel vorgehalten und der kritisch-reflektierte Humor als Waffe eingesetzt.

Carl Spitzweg (1808-1885), Der Bücherwurm obs Leopold Museum

Carl Spitzweg (1808-1885), Der Bücherwurm obs Leopold Museum

Umfassende Retrospektiven werden im Jahr 2017 Joannis Avramidis (19.5.17 bis 4.9.17), Anton Kolig (22.9.17 bis 29.1.18) und Ferdinand Hodler (13.10.17 bis 22.1.18) gewidmet. Das Werk des bedeutenden österreichischen Bildhauers Joannis Avramidis (1922-2016) kreiste stets um die menschliche Figur und orientierte sich in der Suche nach einer „absoluten Figur“ an der griechischen Archaik und Klassik, der Frührenaissance und Ikonenmalerei. „Avramidis? sublimierte Vollplastik ist erhaben über das Subjektive. Anhand der Skulpturen und Zeichnungen Avramidis? intendiert die Ausstellung die fruchtbare Spannung des Werkes spürbar zu machen, welches die größtmögliche Objektivierung der Form anstrebte und dabei dennoch durch einen hohen Grad an Sinnlichkeit besticht“, so Ivan Risti?, der die Retrospektive gemeinsam mit Stephanie Damianitsch kuratiert.

So wie die Avramidis Ausstellung, die bisher größte Retrospektive des Künstlers in Österreich, ist auch die Präsentation von Anton Kolig (1886-1950) die erste große Personale nach mehr als 50 Jahren. Kurator Franz Smola: „Kolig ist ein exponierter Vertreter einer für seine Zeit vielfach typischen dynamisierten figuralen Malerei. Seine Bilder sind von einer virtuos-schwungvollen Handschrift und einer leuchtend-schillernden Farbigkeit gekennzeichnet.“

Die Retrospektive zu Ferdinand Hodler präsentiert wiederum einen spannungsreichen Einblick in das Werk des Schweizer Malers. Landschaft, Porträt und Figurenmalerei sind ebenso vertreten wie Beispiele naturalistischer Pleinairmalerei, Berg- und Seenlandschaften bis zu den abstrakten „paysages planétaires“ des Spätwerkes. Ausstellungskurator Hans-Peter Wipplinger: „Als Exponent von Symbolismus und Jugendstil, als Wegbereiter des Expressionismus und nicht zuletzt als Erneuerer der Monumentalmalerei, war der Schweizer Hodler nicht nur häufiger Gast in der Donaumetropole, sondern wichtiger Impulsgeber für zahlreiche Künstler der Wiener Moderne.“

Den Fokus auf die reichhaltigen Sammlungsbestände des Leopold Museum legt die von Birgit Summerauer und Franz Smola kuratierte Ausstellung „Frauenbilder“ (7.7. bis 18.9.17), die den inhaltlichen Bogen vom Biedermeier bis zur Moderne spannt. Porträtdarstellungen, Genrebilder aber auch Akte und erotische Darstellungen werden hierbei als Ausdruck des über Jahrhunderte hinweg vorrangig männlichen Blickes auf die Frau reflektiert, während ein eigenes Kapitel der Schau Frauendarstellungen aus der Hand von Künstlerinnen wie Tina Blau, Käthe Kollwitz oder Broncia Koller präsentiert.

Mit dem Grafischen Kabinett wird im Jahr 2017 ein weiterer, neu geschaffener Raum für Sammlungspräsentation mit einer Ausstellung zu Alfred Kubin (1877-1959) eröffnet (7.7. bis 4.9.17). Kubin erfasste in seinem Schaffen alle wichtigen Themen des 20. Jahrhunderts, von der Auflösung des Individuums bis zur vergeblichen Suche des Einzelnen nach seinem Platz in der Gesellschaft. Im Zentrum der Präsentation stehen die Buchillustrationen Kubins, der mehr als 2000 Illustrationen für 250 Bücher schuf. Kurator Stefan Kutzenberger: „Alfred Kubin bediente sich bei den von ihm illustrierten Büchern immer wieder im Fundus seiner unabhängig davon entstandenen grafischen Werke und schuf so eine offene Partnerschaft zwischen Bild und Text.“ Ausgewählte Blätter Kubins dienen, diesem Gedanken folgend nun als Bebilderung einer eigens von Radek Knapp (geb. 1964) geschriebenen Kurzgeschichte.

Die 2016 neu eingeführte zeitgenössische Programmschiene des Leopold Museum findet schließlich mit der Ausstellung „Spuren der Zeit“ (20.10.17 bis 5.2.18) eine Weiterführung. Mit Mladen Bizumic, Cäcilia Brown, Andreas Fogarasi, Sofie Thorsen, Kay Walkowiak und Anita Witek rückt die Präsentation zeitgenössische künstlerische Strategien in den Mittelpunkt, die sich – vergleichbar einer spezifischen Form des Dokumentarismus – der Erforschung und Hinterfragung der visuellen Kultur widmen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Konstruktion des Visuellen in Kunst, Fotografie, Architektur oder Gebrauchsgegenständen des Alltags. Kuratorin Stephanie Damianitsch: „Die Schau versammelt nicht nur Arbeiten, die auf Fotografie und Film als Dispositive des Dokumentarischen reflektieren. Gezeigt werden Werke, die sich nicht auf das Medium Bild beschränken, sondern basierend auf der Idee des Dokumentarischen als Studium visueller Kultur auch in den Raum ausgreifen und zwischen informativem Display, architektonischem Element und autonomem Objekt changieren.“

Wie 2015 erwartet das Direktorium des Leopold Museum auch für das Jahr 2016 rund 370.000 BesucherInnen. Das Haus im MuseumsQuartier zählt damit weiterhin zu den Top 4 unter den österreichischen Kunstmuseen, hinter KHM, Belvedere und Albertina. Zum Publikumserfolg beigetragen haben neben den Sonderausstellungen und Sammlungspräsentationen (Wien 1900, Egon Schiele) auch die zahlreichen Kooperationen, allen voran jene mit dem ImPulsTanz Festival und dem Tanzquartier Wien. Im Bestreben, Kunst spartenübergreifend erfahrbar zu machen, setzt das Leopold Museum folglich auch 2017 verstärkt auf Kooperationen mit international anerkannten Kulturfestivals und -institutionen. So wird das Leopold Museum Kooperationspartner einer von den Wiener Festwochen produzierten und dem documenta 14 Kurator Bonaventura Soh Bejeng Ndikung konzipierten Ausstellung sein, die Intendant Tomas Zierhofer-Kin als „eines der wichtigsten und ambitioniertesten Projekte der Wiener Festwochen 2017“ bezeichnete.

Die neue Ära brachte zahlreiche relevante Änderungen im Leopold Museum mit sich, so etwa wandelte sich das Corporate Design grundlegend. Für die Konzeption und Gestaltung des neuen äußeren Erscheinungsbildes konnte der renommierte und kulturerfahrene Werber Christian Satek gewonnen werden.

Ein Meilenstein im Jahr 2016 war die von Direktor Hans-Peter Wipplinger initiierte Gründung des Circle of Patrons (CoP). Georg Pölzl, Generaldirektor der Österreichischen Post-AG, konnte als Head des CoP gewonnen werden, in dem sich einflussreiche Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft, Kunst und Kultur engagieren. Mit Hilfe des neuen Netzwerkes und aufgrund von zwei Fundraising-Dinner-Events konnten namhafte Sponsorenbeträge lukriert werden.

„Mit 350.000 Euro an Sponsoringeinnahmen im Jahr 2016 werden die im Vorjahr eingenommenen Sponsorgelder (100.000 Euro) um ein Vielfaches übertroffen“, erläuterte die kaufmännische Direktorin Gabriele Langer. Das Leopold Museum sei weiterhin die Wiener Institution mit dem höchsten Eigenfinanzierungsgrad unterstrich Hans-Peter Wipplinger und verwies in diesem Zusammenhang auf die – 15 Jahre nach der Gründung des Museums – im heurigen Jahr erfolgte Erhöhung der Bundesmittel von 3,3 auf 4,3 Millionen. Ein wichtiger Zuschuss, der laut Wipplinger dringend nötige infrastrukturelle wie wissenschaftliche Investitionen ermögliche.

Bild(er) zu dieser Aussendung finden Sie im AOM / Originalbild-Service sowie im OTS-Bildarchiv unter http://bild.ots.at

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Über Leonard Wüst

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