Besetzung und Programm:
Luzerner Sinfonieorchester
Pinchas Steinberg, Leitung
Jana Boušková, Harfe
Dmitri Kabalewski (1904 – 1987)
Ouvertüre zur Oper «Colas Breugnon» op. 24
–
Reinhold Glière (1875 – 1956)
Konzert für Harfe und Orchester op. 74
–
Peter Tschaikowsky (1840 – 1893)
Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74 «Pathétique»
Rezension:
Bei den Konzerten des Luzerner Sinfonieorchesters wird das Publikum nicht mittels aufgezeichner Ansage darauf aufmerksam gemacht, die Mobiltelefone auszuschalten, sondern jeweils von einem der Orchestermitglieder, an diesem Abend war das Florian Abächerli, der stellvertretende Solohornist. Zum Auftakt gab’s die schmissig, rassige Ouvertüre aus der Oper “Colas Breugnon“ von Dmitri Kabalewsi, gefolgt vom Konzert für Harfe und Orchester von Reinhold Glière. Beide Komponisten wurden mehrfach ausgezeichnet mit dem „Stalinpreis“ sowie anderen staatlichen Preisen. Da die Harfe, obwohl ein königliches Instrument (König David spielte dieses Instrument), Lautstärke mässig, gegen das voluminöse Orchester leider nicht ankam, waren die Glissandi und Läufe der Solistin fast nur zu erahnen und auch nur zu sehen. Auffallend das stete Betätigen der diversen Pedale, die man sonst, wenn die Harfe „nur“ Bestandteil eines Orchesters ist, überhaupt nicht sieht. Trotzdem ernteten die Protagonisten einen langanhaltenden Applaus des gutgelaunten Publikums im fast ausverkauften Konzertsaal.
Dies animierte die Solistin zu einer Zugabe, die unterstrich, welch ausserordentliche Harfenistin die gebürtige Tschechoslowakin (*1970) ist. Was wie eine Improvisation anfing, mündete in „Die Moldau“ aus Bedřich Smetanas „Ma Vlast“, der heimlichen Nationalhymne der Tschechen. Dafür erntete sie erneut grossen Applaus des sichtlich beeindruckten Publikums, das sie nochmals auf die Bühne zurück applaudierte. Es folgte als zweite Zugabe noch das Preludium in C Major von Sergei Prokofievbevor man sich in die Pause begab.
Im zweiten Teil mit Tschaikowskys Sinfonie Nr. 6 ein optimales Werk, um die Stärken des Orchesters auszuloten, was Pinchas Steinberg (eher der Bewahrer, denn ein Erneuerer) bei seinem Debut am Pult des LSO geschickt machte. Je nach Situation sanft, dann wieder energisch, mal beruhigend, auch mal gestenreich fordernd geleitete er das Orchester durch die anspruchsvolle Partitur, die selbst eine kurze Sequenz im 5/4 Takt beinhaltet. Eine Taktart, die wir sonst nur von Paul Desmonds „Take five“ kennen, die aber schon 150 Jahre früher häufig in der russischen Volksmusik verwendet wurde.
Ungewöhnlich auch der Schluss des Werks, das nicht furios und Forte endet, sondern in einem „harmlosen“ h-Moll-Akkord der tiefen Streicher, was, falls man die Sinfonie nicht kennt, durchaus irritieren kann. Das Auditorium feierte, trotz der genannten Unzulänglichkeit beim Harfenkonzert, sein Hausorchester mit grossem, kräftigen Applaus.
Trailer von Jana Boušková
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Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: sinfonieorchester.ch/home
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