Die vorberatende Kommission Erziehung, Bildung und Kultur des Kantonsrates hat sich mit knapper Mehrheit gegen die Fremdsprachen-Initiative ausgesprochen. Sie will damit verhindern, dass Luzern durch einen Alleingang zu einer «Spracheninsel» wird.
Die Kommission Erziehung, Bildung und Kultur (EBKK) hat unter dem Vorsitz von Helene Meyer-Jenni (SP, Kriens) die Ergänzungsbotschaft B 65 über die Volksinitiative «Eine Fremdsprache auf der Primarstufe» vorberaten. Die Initiative verlangt, dass die zweite Fremdsprache erst in der Sekundarstufe I unterrichtet wird, legt jedoch nicht fest, auf welche Fremdsprache in der Primarschule verzichtet werden soll. Die EBKK hat eine Delegation des Initiativkomitees zu einer Anhörung empfangen und sich intensiv mit den politischen und pädagogischen Aspekten der Vorlage auseinandergesetzt.
Knappe Mehrheit dagegen
Die Kommission lehnt mit einer knappen Mehrheit die Initiative ab und spricht sich damit für die Beibehaltung des Startes des Fremdsprachenunterrichts von Englisch und Französisch in der Primarschule aus. Damit soll vermieden werden, dass der Kanton Luzern zu einer «Spracheninsel» wird. Die Harmonisierung unter den Kantonen im Bereich der Fremdsprachen wird von der Kommissionsmehrheit hoch gewichtet. Zudem würde ein Verschieben der zweiten Fremdsprache auf die Sekundarstufe I eine Ballung der Sprachlektionen ab dem 7. Schuljahr zur Folge haben sowie allenfalls zu Lasten der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) gehen. Zudem werden hohe Kosten befürchtet, da dieser Systemwechsel die Ausarbeitung eigener Lehrmittel und Weiterbildungen für Lehrpersonen zur Folge hätte.
Befürworter/innen befürchten Benachteiligung
Eine knappe Minderheit spricht sich für die Initiative aus. Die Initiative möchte der deutschen Sprache und Mathematik wieder mehr Gewicht geben. Die Fremdsprachenevaluation zeige klar, dass ein Grossteil der Schülerinnen und Schüler die Lernziele in den Fremdsprachen nicht erreiche. Zudem zeigten internationale Studien, dass der Fremdsprachen-Unterricht auf der Oberstufe effizienter sei. Aktuelle Schülerzahlen und Leistungstests würden bestätigen, dass die Sprachenlastigkeit auf der Primarstufe vor allem die Knaben benachteilige. Primär ausschlaggebend für den beruflichen Erfolg seien jedoch die Fächer Deutsch und Mathematik. Eine Kommissionsminderheit unterstützt deshalb die Haltung des Initiativkomitees und fordert eine Reduktion der Sprachenlastigkeit auf der Primarstufe.
Lange Vorgeschichte
Der Regierungsrat hat im Sommer 2015 – gestützt auf ein Rechtsgutachten – dem Luzerner Kantonsrat beantragt, die Initiative für ungültig zu erklären. Ein vom Initiativkomitee vorgelegtes Gegengutachten hat dem Volksbegehren Gültigkeit attestiert. Der Luzerner Kantonsrat hat nach der Diskussion der Gutachten am 1. Dezember 2015 einstimmig beschlossen, die Initiative für gültig zu erklären und den Regierungsrat beauftragt, eine Ergänzungsbotschaft auszuarbeiten, um sich inhaltlich mit der Fragestellung auseinanderzusetzen. Auch der Regierungsrat beantragt eine Ablehnung der Initiative (ohne Gegenvorschlag).
Die Volksinitiative «Eine Fremdsprache auf der Primarstufe» wird voraussichtlich in der Januarsession im Luzerner Kantonsrat behandelt. Sie unterliegt der Volksabstimmung.[content_block id=29782 slug=ena-banner]