Besetzung und Programm:
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Chor des Bayerischen Rundfunks
Mariss Jansons Dirigent
Anna Prohaska Sopran
Mojca Erdmann Sopran
Hanno Müller-Brachmann Bariton
Wolfgang Rihm (*1952)
Gruss-Moment 2 – in memoriam Pierre Boulez für Orchester
Schweizer Erstaufführung
Requiem-Strophen für Soli, gemischten Chor und Orchester
Schweizer Erstaufführung | Auftragswerk der musica viva des Bayerischen Rundfunks
räsonanz – Stifterkonzert. Eine Initiative der Ernst von Siemens Musikstiftung, in Kooperation mit LUCERNE FESTIVAL und musica viva des Bayerischen Rundfunks
Rezension:
Das Publikum im fast ausverkauften Konzertsaal empfing Mariss Jansons (*1943) und seine „Bayern“ mit einem herzlichen, langanhaltenden Willkommensapplaus. Der Lette und sein Orchester sind immer wieder gern gesehene und natürlich vor allem, gern gehörte Stammgäste am Lucerne Festival. Dazu noch zwei Schweizer Erstaufführungen, diese erst noch komponiert vom Nachfolger Pierre Boulez` als neuem Leiter der Lucerne Festival Academy, Wolfgang Rihm (*1952).
Zu Beginn der ca. acht minütige „Gruss- Moment 2 – in memoriam Pierre Boulez“ (komponiert 2016). Gefolgt vom Hauptwerk des Abends, den ca. 80 Minuten dauernden „Requiem – Strophen“ (geschrieben 2015/16). Rihm stützt sich dabei nicht auf die diversen Evangelien, sondern vertonte Texte von u.a. Johannes Bobrowski, Hans Sahl, Rainer Maria Rilke, ergänzt durch, von Rilke ins Deutsche übersetzte, Textfragmente von Michelangelo Buonarroti. Die Grundpassagen werden durch den Chor fast ausschliesslich auf lateinisch gesungen, die Soloparts auf Deutsch. Rihm will mit seiner Komposition, wie er einmal erklärte, „die innere Bewegung eines Trauerprozesses nicht abbilden, wohl aber abtasten“
Das Werk umfasst vierzehn Abschnitte, in vier Teile gruppiert, die, mit Ausnahme des zweiten, jeweils auch einen Ordinariumsteil der Messe umfassen; „Kyrie“ (III.), „Sanctus“ (X.) und „Agnus Die“ (XIII.), damit lässt sich zwar noch das Gerüst der Totenmesse erkennen, das meiste des Rests ist aber entweder auf wenige zentrale Aussagen reduziert, oder die Messteile fallen ganz weg und werden durch Anderes ersetzt, den zweiten Teil bilden stattdessen die drei Sonette Michelangelos, zwischen die der Psalm 129 eingefügt ist. Rihm arbeitet dabei sehr bewusst die Macht des Todes und dessen Unbegreiflichkeit heraus, ausgesprochen mit der ersten Zeile in Rilkes Gedicht: „Der Tod ist gross“.
Obwohl ein modern orchestriertes Werk, ist es nicht so avantgardistisch, dass man um dessen Akzeptanz beim Publikum fürchten müsste. Natürlich setzt er andere Rhythmen als von den traditionellen Passionswerken her gewohnt, nutzt auch des Öftern das Schlagwerk, hat ein Faible für die königliche Harfe. Ein Terrain, das dem Orchester zu gefallen scheint, agiert es doch souverän, mit der nötigen Zurückhaltung bei den Gesangspassagen. Die Vokalsolisten fügen sich nahtlos ins Gefüge, mit einem ganz starken, in Luzern bestens bekannten Bariton Hanno Müller – Bachmann, einer souveränen Anna Prohaska (Sopran), einer ab und zu schrillen Sopranistin Mojca Erdmann. Die grossartigen Stimmen des Chors und das Orchester des bayerischen Rundfunks legten die Basis für ein Klangerlebnis, dem Jansons mit seinem nuancierten Dirigat den Feinschliff verlieh, was auch das Auditorium so sah und die Protagonisten mit stürmischem, langanhaltenden Applaus belohnte.
Kleine Fotodiashow von Priska Ketterer, Lucerne Festival:
Links auf die andern von mir besuchten Konzerte am Osterfestival 2017
Chorkonzert 3 Balthasar-Neumann-Chor und -Ensemble, Leitung Thomas Hengelbrock, Solisten, 6. April 1017, besucht von Léonard Wüst
Sinfoniekonzert 2 musicAeterna , Leitung Teodor Currentzis, Solisten, 7. April 2017, besucht von Léonard Wüst
Text: www.leonardwuest.ch Fotos: www.lucernefestival.ch
www.gabrielabucher.ch Paul Ott:www.literatur.li