Besetzung:
Edoardo Bennato, voclas/guitar & Band
Rezension:
Gediegene Bühnenpräsenz
Im vollbesetzten „Kaufleuten“-Saal in Zürich zeigte der italienische Cantautore und Rockmusiker Edoardo Bennato am letzten Dienstag, dass er auch mit 70 Jahren noch über eine starke Bühnenpräsenz verfügt.
Ein mit einem grossen Beamerbild projizierter Plattenspieler mit rotierendem Teller, von dem aus violette Strahlen ausgehen; davor steht der Kultsänger Edoardo Bennato mit seiner Band. Seine leicht ergrauten Haare schimmern auf der stilvoll ausgeleuchteten Bühne, die Sonnenbrille funkelt, der Song „Abbi Dubbi“ erklingt. In „Abbi Dubbi“ geht es um die eine grosse Gewissheit in seinem Leben, dass er am Ausdrucksvermögen des Rock n‘ Roll nicht den Hauch eines Zweifels hat, wohingegen der erste Schultag oder der erste Tag an der Uni jeden in Situationen versetzen, in denen er mit Unsicherheiten zu kämpfen hat. Mithin ist die simple Aussage dieses Songs auf seinen eigenen musikalischen Wechsel hindeutend: Ursprünglich hatten seine Songs nämlich eindeutige Anklänge an die oft verwunschene und von feinen Tönen geprägten Lieder Bob Dylans und eine klare Schlagseite hin zur Folkmusik.
Musikalischer Schwenk
Diese Songs mit Folkanleihen ermöglichten ihm unter dem Label Dischi Ricordi, das in den 1970er-Jahren zum Angel- und Drehpunkt aller bedeutenden italienischen Cantautori avancierte, den Durchbruch. 1977 war das Album „Burattino senza fili“ (Handpuppe ohne Fäden) während länger 51 Wochen auf Platz 1 in der italienischen Hitparade. Genau zehn Jahre danach vollzog er mit dem Album „OK Italia“ eine stärkere Hinwendung zur Rockmusik und deren eingängigen musikalischen Schemen. 1989 lancierte er den Sommerhit schlechthin mit dem auch heute immer noch als Ohrwurm wirkenden schmissigen „Viva la mamma“.
Gerade einfache musikalische Abläufe waren ihm im „Kaufleuten“ Grundlage für Songs, die ernsthafte Themen wie die ungebrochenen Migrationsprobleme, soziale Ungleichheiten oder den ewig tobenden Nahostkonflikt anschneiden. Zweifel freilich sind angebracht, ob diese, vom Künstler in durchaus berechtigter Sorge aufgeworfenen globalen Fragen mit recht beliebig und mitunter auch zu dick aufgetragen wirkenden Beamerbildern unterfüttert werden müssen.
Auch nicht von der Hand weisen lässt sich, dass seine Tenorstimme mittlerweile etwas an Strahlkraft eingebüsst hat. Aber doch und ganz gewiss: Edoardo Bennato zeigt den Charme des Alterns in Würde, den Charme eingeflochtener Erinnerungen, den Charme eines reichen Repertoires, auf das er zurückgreifen kann, den Charme einer aufeinander eingespielten Band. Das „Kaufleuten“ mit Baujahr 1915 jedenfalls, nur behutsam modernisiert und die würdevolle Patina stilvollen Älter-Werdens ausströmend, bot dafür einen, gediegenen Rahmen.
Fotos: www.allblues.ch und Homepage des Künstlers: www.bennato.net/
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