Besetzung:
Tanz Luzerner Theater: Martina Consoli, Zach Enquist, Rachel P. Fallon, Shota Inoue, Carlos Kerr Jr., Rachel Lawrence, Olivia Lecomte, Dor Mamalia, Sada Mamedova, Salome Martins, Aurelie Robichon, Enrique Saez Martinéz, Tom van de Ven, Dario Dinuzzi, Andrea Thompson
Rezension:
Die Serie «Dancemakers» gibt den Tänzern des Luzerner Balletts einmal pro Jahr die Möglichkeit, sich selber auszudrücken, zu zeigen, wie sie sich und den Tanz sehen. Das führt jedes Mal zu speziellen Begegnungen und spannenden Programmen, so auch letzten Donnerstag an der Première von «Dancemakers Series #8“ im Südpol
Die Themen der sieben Choreographien sind alle relativ ernsthaft, tiefgründig und philosophisch und die Tänzerinnen und Tänzer gehen auch in ihrem körperlichen Ausdruck einen Schritt weiter, weg vom ausschliesslichen Tanz hin zu einer Art «Bewegungs-Erzähl-Theater» mit tänzerischen Interaktionen. Es wird viel gesprochen, rezitiert, teilweise in Reimen, es gibt Video-Einspielungen und Schattenspiele.
Ausdrucksstarke Bilder
«playFULL» von Carlos Kerr Jr., «Kintsukuroi» von Olivia Lecomte und Sada Mamedova und «Crescens» von Dario Dinuzzi stehen reinem Tanztheater am nächsten. «playFULL» erinnert an den Alltag einer Männer-WG. Drei junge Männer provozieren, necken und bekämpfen sich, dies auf einer Bühne mit lediglich einer dunklen freistehenden Wand mit Türe. Kerr gelingen ausdrucksstarke und teilweise amüsante Bilder. Auch Olivia Lecomte überzeugt mit eindrücklichen Momenten. Wenn sie für einen Sekundenbruchteil mitten im Lichtkreis in einer Pose verharrt, hat das etwas von einer Momentaufnahmen in Schwarz-Weiss. In «Crescens» betanzt Enrique Sáez Martínez mit kraftvollen Bewegungen die leere Bühne und weiss sie doch zu füllen.
Skurriler Höhepunkt
Dor Mamalia dokumentiert in «I’mpossible» den Untergang einer Person. Er steht im Dialog mit einem überdimensionalen rotleuchtenden Stoff-Herz (Tom van de Ven), die Deutung der Bilder ist nicht immer ganz einfach. Eindrücklich seine unglaubliche Elastizität, wenn er sich in schlangengleichen Bewegungen auf der Bühne windet. Zach Enquist befasst sich in «What lies between» (Rachel Lawrence, Andrea Thompson, Sada Mamedova) mit den Gewohnheiten der Menschen und ihrer Unfähigkeit, diese zu ändern. Zwei Frauen scheinen sich gegenseitig verfallen, eine dritte drängt sich immer wieder dazwischen. «The Balancing Act» von Dario Dinuzzi thematisiert die Einsamkeit. Die Tänzer/-innen (Dario Dinuzzi, Andrea Thompson, Sada Mamedova, Zach Enquist und Martina Consoli) betanzen kleine Holzhürden, jeder auf seine eigene Art. «+3» von Shota Inoue verlangt dem Zuschauer einiges ab, unterhält aber auch mit schrägen Ideen. Wenn sich die drei (Rachel Lawrence, Sada Mamedova und Tom van de Ven) mit verschlungenen Armen und Beinen in beinahe unmöglichen Positionen winden, erinnert das an das Gesellschaftsspiel «Twister» und mit der Heiratsszene mit Einrad erlebt das Stück einen skurrilen Höhepunkt. Nicht alles offenbart sich dem gemeinen Tanzliebhaber. Aber die Tatsache, dass es viele gemeinsame neue Elemente gibt in den 7 Choreografien lässt die Frage aufkommen, ob «Dancemakers» hier Weichen stellt für das, was kommen wird?
Last but not least und man verzeihe die Banalität: Die Tänzerinnen und Tänzer stehen zum Schlussapplaus auf der Bühne, 13 unterschiedlichste Menschen aus 9 verschiedenen Nationen aber mit der gemeinsamen Leidenschaft für den Tanz, fürs Ausprobieren und Experimentieren, eines der berührendsten Bilder dieses Abends!
Kleine Fotodiashow der Produktion von Ingo Höhn, Luzerner Theater:
Text: www.gabrielabucher.ch Fotos: luzernertheater.ch