Premiere am Luzerner Theater: «Der Mensch erscheint im Holozän»

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Luzerner Theater nachts

Schauspiel der Mensch erscheint im Holozän Max Frisch, Gustav Mahler, Luzerner Sinfonieorchester

Premiere:    Sonntag, 30. April 2017 19.00 Uhr, Bühne

 

 

Besetzung:

Adrian Furrer (Herr Geiser), Luzerner Sinfonieorchester

 

Produktionsteam:

Konzept: Felix Rothenhäusler, Yoel Gamzou, Julia Reichert, Musikalische Leitung & Dirigat: Yoel Gamzou, Winston Dan Vogel (30.04. / 21.05. / 19.05. / 28.05.), Inszenierung: Felix Rothenhäusler, Kostüm: Moana Lehmann, Raum- und Lichtdesign: Matthias Singer, Dramaturgie: Julia Reichert, Licht: Clemens Gorzella

 

 

Ein Mann kommt der Welt abhanden, ein Schauspieler inmitten des Orchesters auf der Bühne: Max Frischs «Der Mensch erscheint im Holozän» erzählt von einem so existentiellen wie aussichtslosen Auflehnen gegen die Natur und das Vergessen, Mahlers Zehnte von einem Weltendende grösser als der Mensch. Regisseur Felix Rothenhäusler und Dirigent und Mahler-Ausnahmetalent Yoel Gamzou inszenieren den stummen, sturen Kampf des Herrn Geiser als Begegnung eines Schauspielers mit der monumentalen Kraft eines Orchesters und Auszügen aus Gustav Mahlers Zehnter Sinfonie. «Der Mensch erscheint im Holozän» feiert am 30. April 2017 Premiere. Das Stück wird achtmal gespielt.

 

 

Sprechen als letzter Kampf eines um sich selbst ringenden Verstandes. Musik als das transzendentale «Andere», grösser als Mensch, Wort oder Welt. Zwei grosse Spätwerke begegnen sich auf der Bühne des LT. Max Frischs Erzählung (von der der Autor wünschte, es hätte seine letzte sein können) beobachtet, scheinbar ungerührt, wie dem «Herr Geiser» in seinem Alterswohnsitz im Tessin, bei spätsommerlichem Dauerregen, das Gedächtnis und der Weltbezug abhandenkommen. Sein Versuch, mit Notizblock und Brockhaus sein Wissen festzuhalten, ist vergeblich. Frisch erzählt in kargen Aussagesätzen und collagierten Lexikonauszügen, pur, lakonisch, sonderbar heiter. Herr Geiser, verkörpert von Ensemblemitglied Adrian Furrer, verwechselt das eigene Ende mit dem Ende der Welt, ahnt die Apokalypse draussen, am Berg, dabei endet seine Welt mit dem Platzen eines Blutgefässes im Kopf. Felix Rothenhäusler inszeniert diese hochemotionale Geschichte vom Weltverlust als Attacke aufs Gehirn, als sportliche Sprachperformance ohne Chance auf Sieg. «Das Zeitalter der Dinosaurier», «Geologische Formationen», «Gedächtnisverlust».

 

In der spartenübergreifenden Produktion gerät Herr Geisers um Welt und Verstand ringendes Sprechen mitten in die überwältigende Existentialität des spätromantischen Gustav Mahler. Yoel Gamzou, ein Ausnahmetalent, seit seiner Kindheit mit dem Komponist vertraut, hat Mahlers Skizzen realisiert und weiterentwickelt: Seine gefeierte Konzertfassung der Zehnten ist 2010 bei Schott Music erschienen. Für «Der Mensch erscheint im Holozän» hat er in enger Zusammenarbeit mit Felix Rothenhäusler eigens Fragmente bearbeitet und eine Konzeption entwickelt, die Musik und Text als gleichwertige Partner auf der Bühne in Begegnung bringt. Erst nur fragmentarisch, als leise Ahnung dessen, was Sprache nicht fassen kann, bricht sich im Verlauf des Abends die Musik, die Transzendenz, Bahn. Die Zehnte, laut Komponist Arnold Schönberg ein Werk, in dem «etwas gesagt werden» kann, «was wir noch nicht wissen sollen», erzählt von einem Ende, das grösser ist als der Einzelne – einem Abschied von der Welt, erschütternd, existentiell, nicht ohne Hoffnung, aber sicher ohne Herrn Geiser. «Wahnsinn, fass mich an, Verfluchten! Vernichte mich, dass ich vergesse, dass ich bin! dass ich aufhöre zu sein, dass ich ver…» (Mahler)

«Die Natur braucht keine Namen. Die Gesteine brauchen sein Gedächtnis nicht.» (Frisch)

 

 

Öffentliche Probe, 11. April 2017, 19.00 Uhr, Südpol Pb 1

Der Eintritt zu der öffentlichen Probe ist frei. Bitte melden Sie sich unter 041 228 14 14 oder  kasse@luzernertheater.ch an

 

Spieldaten:

So 30.04. (19.00 Uhr) / So 07.05. (20.00 Uhr) / Mi 10.05. (19.30 Uhr) / Sa 13.05. (19.30 Uhr) / Fr 19.05. (19.30 Uhr) / So 21.05. (20.00 Uhr) / So 28.05. (13.30 Uhr) / Fr 09.06. (19.30 Uhr)

 

 

Tonmaterial:

Yoel Gamzous Konzertfassung «Mahler: Symphony No. 10. Realisation of the unfinished drafts by Yoel Gamzou, International Mahler Orchestra» ist bei Wergo Colours erschienen.

 

Nächste Schauspiel-Premieren:

 

Immer weiter, dann wird’s heiter!, Di 11.05.2017, 20.00 Uhr, Box

Neues von der Slapstick-Coverband

Inszenierung: Dominique Müller, Dramaturgie: Hannes Oppermann, Bühne und Kostüme: Debbie Sledsens, Musikalische Leitung: Martin Gantenbein

 

Gärten – eine Recherche, Sa 20.05.2017, 20.00 Uhr, Reussport 2 in 6004 Luzern (Gemüsegarten)

Konzept und Einrichtung: Patric Gehrig, Dramaturgie: Friederike Schubert und Julia Reichert, Text und Konzept: Ivna Zic, Ausstattung: Saskya Germann

Mehr Informationen: www.luzernertheater.ch

Theaterferien vom 19.06.2017 bis 10.08.2017[content_block id=29782 slug=ena-banner]