Das Staatsarchiv Luzern stellt eine Auswahl seiner wertvollen Handschriftenbestände zur Online-Benutzung bereit. Darunter die Reformationschronik des Hans Salat aus dem 16. Jahrhundert oder den Schüpfheimer Codex aus dem 15. Jahrhundert.
Alte Handschriften auf Pergament und Papier bilden in Bibliotheken, Archiven und Sammlungen ein wertvolles Kulturgut. Aufgrund ihrer Einzigartigkeit sind sie für einen internationalen Benutzerkreis von grosser Bedeutung und werden entsprechend intensiv benutzt.
Das Staatsarchiv Luzern stellt neu 16 wertvolle Handschriften aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit digital der Öffentlichkeit zur Verfügung. So zum Beispiel das älteste Bürgerbuch der Stadt Luzern aus dem Jahr 1357, die Reformationschronik des Hans Salat von 1517 bis 1534, der Schüpfheimer Codex aus dem 15. Jahrhundert oder auch das älteste erhaltene Jahrzeitenbuch der Benediktinerpropstei zu St. Leodegar, das im Jahr 1445 beginnt und bis 1691, in die Zeit des Kollegialstifts, reicht. Von hohem kulturgeschichtlichem Interesse sind ein Rezeptbuch, das über Jahrhunderte bei der Luzerner Patrizierfamilie von Balthasar in Gebrauch stand, eine private Sammlung medizinischer Rezepte und Anleitungen von manchmal magischem Charakter sowie – als Kuriosität – eine Abschrift des sogenannten «Schlüssel Salomos». Hinter diesem Titel versteckt sich ein Zauberbuch, mit dessen Hilfe eine Gruppe Luzerner 1718 Geister beschwören und damit zu Reichtum gelangen wollte.
Diese alten Handschriften, die meist nur als originale Unikate vorhanden sind, konnten bislang aufgrund ihrer Empfindlichkeit höchst selten der Forschung zur Verfügung gestellt werden. In diesem Zusammenhang bietet die Digitalisierung einzigartige Möglichkeiten, diese Schätze global zugänglich zu machen.
Schweizweit bereits 1700 Handschriften digitalisiert
Seit rund zwölf Jahren erschliesst das schweizerische Digitalisierungsprojekt e-Codices diese Handschriften digital. Gestartet wurde das Projekt mit den Beständen der Stiftsbibliothek St. Gallen (Unesco-Weltkulturerbe). Heute hat sich das Projekt auf weitere Institutionen ausgeweitet, sodass mittlerweile deren 70 mit rund 1700 digitalisierten Handschriften beteiligt sind.
Seit längerem ist die Zentral- und Hochschulbibliothek Luzern (ZHB) mit wichtigen Handschriften – darunter die Diebold-Schilling-Chronik – bei e-Codices präsent. Nun ist auch das Staatsarchiv Luzern mit einer Auswahl von Handschriften aus dem Mittelalter und der frühen Neuzeit vertreten.
Der vorerst kleine Ausschnitt aus den Beständen des Staatsarchivs macht sichtbar, dass in Archiven nicht nur unspektakuläre Verwaltungsunterlagen aufbewahrt werden, sondern auch viele überraschende Stücke, die Forschenden aus aller Welt Einblick in unsere Geschichte und die Vorstellungswelt unserer Vorfahren ermöglichen.
Zu den Handschriften: www.staatsarchiv.lu.ch/
Anhang
– Bild 1: Deckel des ältesten Bürgerbuchs der Stadt Luzern aus dem Jahr 1357, COD 3655
– Bild 2: Fol. 22r des ältesten Bürgerbuchs der Stadt Luzern, COD 3655, mit der ersten Erwähnung der Schlacht bei Sempach 1386 (oberster Eintrag)
– Bild 3: Fol. 60r des Geschworenen Briefs (Rechtssatzungen der Stadt Luzern) von 1739, COD 1075