Besetzung:
Kris Kristofferson
Kris Kristofferson, vocals/guitar/harp
Rezension:
Einige der grossen Stars aus den 1960er, 1970er Jahren touren immer noch durch die Lande, einige eher lustlos und ausgebrannt um ihre Rente aufzubessern, andere voll motiviert und spielfreudig. Zur zweiten, der erfreulichen Gattung, gehört der 81 jährige gebürtige Texaner Kris Kristofferson. 1966, also vor 51 Jahren gelang ihm mit der von Dave Dudley herausgegebenen Single „Viet Nam Blues“ ein erster kleiner Erfolg, dem viele grosse folgten. Johnny Cash machte das, von Kristofferson geschriebene „Sunday Morning Coming Down“, zu einem Nummer-eins-Hit in den Country-Charts. Endgültig unsterblich machte ihn „Me and Bobby McGee“, zum Welthit gemacht von Janis Joplin. Parallel zu seinem Aufstieg als Singer – Songwriter gleiste er auch eine Weltkarriere als Schauspieler auf. Zitat des Veranstalters: Ob er als Schauspieler noch wichtiger ist? Wer ihn in Sam Packinpahs Klassiker «Pat Garrett and Billy The Kid» sah, mag dies bejahen, stünde er nicht in einer Reihe mit Johnny Cash oder Willie Nelson als eine der wichtigsten Stimmen der Country- & Folkmusik. Zitatende.
Der Auftritt einer Legende
Ganz in schwarz gekleidet, betrat die grau – weiss haarige Ikone die Bühne des praktisch ausverkauften Saals im, dem Mitte Juli zum Abriss geweihten, Kongresshaus. Ebenso schlicht wie sein Outfit auch das für seinen Auftritt benötigte Equipment. Nebst der lässig umgehängten Akustikgitarre war da noch ein Ständer mit dem Mikrofon und ein zweiter für die Mundharmonika. Das Publikum, meist gesetzteren Alters, jubelte ihm schon zu, bevor er das erste Mal die Gitarre gezupft hatte. Er servierte uns drei Songs zum Aufwärmen, alle im countrymässig fast omnipräsenten 6/8 Takt. Dazu bediente er sich auch öfters der Mundharmonika, die er dann aber im Verlaufe des Abends nicht mehr benutzen würde.
Richtig lancierte er das Konzert aber mit „Me and Bobby McGee“, setzte damit einen ersten Höhepunkt frenetisch gefeiert vom sehr fachkundigen Publikum, das den Song natürlich schon beim ersten Ton erkannt hatte.
Kleiner Wehmutstropfen, dass er fast alle Songs in der immer gleichen Tonart spielte, was doch etwas langweilig wirkte. Wenn das schon die Tonart ist, die für seine Stimmlage am besten passt, wäre zwischendurch ein rein instrumentales Intermezzo in einer andern Tonart nicht nur angebracht, sondern notwendig. So aber hatte das Ganze den Touch von Lagerfeuerromantik und es baute sich leider wenig Spannung auf, dies störte aber die Hard Core Fans wenig oder gar nicht. Diese feierten dann umso mehr die ganz grossen Nummern des begnadeten Songwriters, die er geschickt immer zwischen zwei, drei weniger bekannte einfügte. So u.a. auch „Please Don’t Tell Me How the Story Ends” und “The Pilgrim, Chapter 33″. Er zog das Set 50 Minuten non stop durch, dann verordnete er uns und sich eine viertelstündliche Pause.
Nichts Neues im zweiten Konzertteil
Danach ging es Song um Song weiter, leider immer noch in derselben Tonart, dabei interpretierte er viele Lieder von seinem 1972 erschienenen Album „Jesus was a capricorn“, immer verdankt mit stürmischem Applaus des Auditoriums.
Als er die Harmonien seines wohl grössten Hits „For the good times“ antönen liess, war klar, dass das Ende des Konzertes nahte. Umso gebannter lauschte das Publikum ihm zu, hingebungsvoll beeindruckt vom nicht zu verleugnenden unglaublichen Charisma, das er noch immer ausstrahlt und applaudierte ihn heftig noch zu einer Zugabe.
Fazit:
Es war der Kris Kristofferson, den man seit 50 Jahren kennt. Keinerlei Experimente oder verpoppen, aufpeppen der Songs. Dieses Konzert hätte durchaus eine Aufzeichnung von früher sein können können, hätte man da den älteren Herrn auf der Bühne nicht gesehen. Das ist kein Problem für seine „ewigen“ Fans, ein jüngeres Publikum könnte er damit wohl nicht mitreissen. In seinem reiferen Alter muss er das ja auch nicht mehr und so ganz allein, ohne Band und grosses Equipment in der Welt herum zu reisen, ist weniger anstrengend und passt ja auch eher zu ihm. Potenzial hätte das performte durchaus, um im Rahmen von intimen Clubkonzerten auch junge Musikfans abzuholen. Das wird er aber kaum tun, denn in naher Zukunft wird auch ihm, obwohl momentan noch fit und gesund, das herumtouren zu anstrengend werden.
Nachtrag zu seiner musikalischen Biografie:
“Sunday Mornin’ Comin’ Down” war auch No. 1 in den USA im Jahr 1970 und er gewann den CMA Award for Song of the Year.
1972 wurde “Help Me Make It Through the Night” in der Version von Sammi Smith mit zwei Grammys ausgezeichnet.
Für ihn sei eine besondere Ehre gewesen, so Kristofferson, dass sein Song “My God, they killed him.” sogar von Grossmeister Bob Dylan gecovert wurde.
Me and Bobby Mcgee
www.youtube.com/watch?v=G-J7mLyD3yc
Help me make it through the night
www.youtube.com/watch?v=CksF7Kr7Drw
Videos und Fotos: Klaus Rothen:
Video 1 youtu.be/779b6uIi3Q8
Video 2 youtu.be/qObQIQVohXk
Video 3 youtu.be/BrspkQTK8Vg
Ein Konzert von: www.allblues.ch
Text: www.leonardwuest.ch
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