Lucerne Concert Band & Les Sauterelles, KKL Luzern, 13. Mai 2017, besucht von Léonard Wüst

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Lucerne Concert Band
Les Sauterelles

Besetzung:

Gian Walker
, Leitung
Les Sauterelles
Lucerne Concert Band

Rezension:

Immerhin hab ich die „Swiss Beatles“, wie die „Sauterelles“ auch genannt wurden, Ende der 1960er Jahre noch zweimal live erlebt. Beide Konzerte an den damals „Beatabend“ genannten Events, einmal in Nottwil in einem alten, natürlich rauchgeschwängerten, nach viel Bier riechenden alten  Restaurantsaal, dann

Luzern – Hotel-Restaurant Löwengarten – Conzertsaal um 1915

nochmals im altehrwürdigen Saal des Löwengarten in Luzern, zusammen mit der britischen Kultband  „Casey Jones and The Governors“. Im Gegensatz zu den „Sauterelles, existieren beide Lokale schon längere Zeit nicht mehr.

Lucerne Concert Band

Die Lucerne Concert Band, entstanden aus der Feldmusik Luzern, platzierte sich auf der Bühne im fast total ausverkauften Konzertsaal.  Wir wurden zuerst in die 1960er Jahre zurückversetzt, mittels Hörproben aus einer Tagesschausendung von 1964 (Eröffnung der EXPO 1964 in Lausanne) usw. Was sonst noch so los war damals, reportierte die Stimme des „Schnurri der Nation“ Bernard Thurnheer, der dann, zur Überraschung des Publikums, tatsächlich auf die Bühne trat und den Abend anmoderierte.

Beni Thurnheer c Blick online

Dies in seiner unnachahmlichen, charmanten Art. Es sollte also eine Zeitreise in die Musik der 1960er / 1970er Jahre werden, damals, als alles anfing mit der Popmusik auf der ganzen Welt mit u.a. den Beatles, Rolling Stones usw.  und den „Sauterelles“ in der Schweiz im Besonderen. Toni Vescoli gesellte sich zu Thurnheer und gemeinsam liess man etwas Musikhistorie Revue passieren. Hartes Brot mussten die jungen Musiker essen, nebenbei noch bürgerlichen Berufen nachgehen, leben von der Musik, ihr Traum, war noch weit entfernt. Sie bissen sich hartnäckig durch, in öfters wechselnden Besetzungen, mal mit mehr, aber meistens mit weniger Engagements. Ihr Musikstil, zuerst von den, von Toni Vescoli sehr verehrten „Shadows“ geprägt (Grösster Hit „Apache“ im Jahre 1960), hin zu Coverversionen der damals angesagtesten Gruppen, selbstredend u.a. den „Beatles“ und den „Rolling Stones“. Eine besondere Beziehung verband die Band auch mit „Casey Jones and the Governors“, mit denen man durch die Schweiz und mit den Kinks, mit denen man sogar  durch die Schweiz und Österreich tourte, dadurch auch im nahen Ausland bekannt wurde, was auch dort einige Engagements einbrachte. Ein ganz besonderes Erlebnis auch der Gig als Vorgruppe beim legendären Rolling Stones Konzert im Zürcher Hallenstadion am 14. April 1967. (NZZ online: Mit dabei war auch der Sänger Toni Vescoli. Mit den Sauterelles, der damals wohl bekanntesten Schweizer Band, war er erfolgreich im Vorprogramm aufgetreten. Vescoli: «Wir waren die einzige Vorgruppe, die für ihren Auftritt nichts bezahlen musste und nicht ausgepfiffen wurde»). Dann orientierte Beni national, dass die Sauterelles erst nach der Pause auftreten würden, der erste Teil des Konzertabends von der Lucerne Concert Band bestritten werde. Also betrat jetzt auch Dirigent Gian Walker die Bühne und startete mit einem Medley von ABBA Hits das Konzert. Querbeet von Dancing Queen, über Mamma mia, Fernando, The Winner takes it all bis zum finalen 1974 Eurovisionssieger Hammer „Waterloo“.  Viel gute Laune Musik also zum Einstimmen. was Moderator Beni zur folgenden kurzen Zwischenmoderation motivierte: Der am heutigen Abend ebenfalls stattfindende European Song Contest habe ja offensichtlich nicht mehr so die ganz grosse Bedeutung, das sei schon dadurch erwiesen, dass Ihr alle hier im KKL sein. Dann gings weiter im Programm mit dem bekannten Intro von „Smoke on the Water“, mündete schlussendlich in ein aussergewöhnliches  Deep Purple Medley, bei dem auch einige Orchestermusiker die Gelegenheit für ein kurzes Solo bekamen. Beginnend mit Posaune, über eine leicht schräge Saxophonimprovisation, führte Gian Walker schlussendlich in einem furiosen Finale wieder alles zusammen. Hier fügte Thurnheer noch die Anekdote ein, dass die Sauterelles bei einem Konzert in Bern, aufgrund einer Doppelbuchung nicht auftreten konnten, deshalb vom Veranstalter kurzfristig durch „Deep Purple“ ersetzt wurden. Dies aber gar nicht zur Freude des Publikums, für das die „Sauterelles“ die bessere und bekanntere Band war. Dann kündigte er den ultimativen „Sound of the 60ties“ an. Diesen startete die Band rasant mit „Surfin USA“ von den Beach Boys (1963) mit einem schönen Saxophonsolo ergänzt, bevor man auf einen gemütlicheren 6/8 Takt wechselte, eine in der Soulmusik oft gebräuchliche Rhythmusvariante (z. B. When a man loves a woman von Percy Sledge usw.) Hier setzte das Xylophon mit schönen Läufen Akzente, abgelöst durch die Posaune, die auch überführte in die Beatles Hymne „Hey Jude“, deren relativ simple Harmonien durch ein brillantes Gitarrensolo und schöne Bläsersätze veredelt wurden, sehr zum Wohlgefallen des gutgelaunten Publikums, das die Darbietung denn auch begeistert applaudierte. Beni kündigte zum Abschluss des ersten Konzertteils noch ein Medley der „Jackson Five“ an. Dieses beinhaltete  eine schöne Querflötensequenz, gefolgt von Saxophon und kurzer Schlagwerkeinlage, vom Dirigenten in ein furioses Finale geleitet. Das Auditorium feierte die Musiker ausgiebig mit begeisterten Applauskaskaden, entliess diese aber schlussendlich  doch noch in die wohlverdiente Pause. Ebenfalls anwesend andere Koryphäen der Schweizer Musikszene. So grüsste Country Legende Jeff Turner hier und dort Bekannte und Fans, schritt ein anderer mit weissem Pferdeschwanz und im Schottenrock majestätisch durch den Saal. Nach der Pause betraten dann die vier „Heugümper“, seit über 50 Jahren aktiv, die Bühne und starteten das Set mit einem Medley aus Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band, dem damals wegweisenden  Kultalbum der Beatles. Weiter mit bekannten Beatles Songs wie „Nowhere Man“, „Paperback Writer“ usw., gefolgt von „Mr. Tambourine Man“ aus der Feder von Bob Dylan. Dazwischen immer einige Anmerkungen von Toni Vescoli, über die Band, seine Mitmusiker, den Werdegang usw. 2012 feiern Les Sauterelles ihr 50-jähriges Jubiläum und veröffentlichen alle ihre alten Hits auf der Kompilation Yesterday. Als Beweis, dass die Band aber nicht von gestern ist, erscheint ein halbes Jahr später Today mit 17 neuen Songs. Auch erklärte der Bandleader, dass alle Mitglieder der Gruppe über sängerische Qualitäten verfügen und so liess er diese denn auch demonstrieren. Den Anfang machte der jüngste der Altrocker, Gitarrist Peter Glanzmann (*1951), gefolgt vom, mit Jahrgang 1941, ältesten, dem Bassisten Freddy Mangili. Dieser intonierte mit „Cadillac“ einen Song von Vince Taylor, der in den 1960er Jahren von vielen Bands gecovert wurde und eines der Highlights im damaligen Repertoire der „Sauterelles“ war. Dafür erntete Mangili einen grossen Sonderapplaus. Auch Schlagzeuger Düde Dürst (*1946) durfte seine gesanglichen Fähigkeiten noch demonstrieren, bevor man ein Medley der legendären „Kinks“ zum Besten gab, frenetisch bejubelt vom hingerissenen Publikum eher reiferen Alters.

Es folgte der erste Hit der Band, das rein instrumentale „Hongkong“, 1965 Nr. 1 in der Schweizer Hitparade, danach „Dream machine“ und diverse weitere Songs, die bei den Zuhörern emotionale Erinnerungen hervorriefen und begeisterten, was sich schlussendlich in einer stehenden Ovation äusserte. Beni Thurnheer, wieder auf die Bühne geeilt, versicherte, dass dies noch nicht das Ende der Fahnenstange sei. Als besondere Delikatesse, würden jetzt die „Sauterelles“ noch zusammen mit der Lucerne Concert Band ein paar Stücke spielen. Nachdem die Orchestermusiker ihre Plätze wieder eingenommen hatten, beorderte Beni auch noch den Dirigenten zurück auf die Bühne und schon gings los mit „Here we are again“. Mit „Heavenly Club“ aus dem Jahre 1968 durfte natürlich der grösste Hit der Kultband nicht fehlen, grossartig arrangiert für das gutgelaunte, ausgezeichnete Orchester, von Toni Vescoli (*1942) noch immer mit grosser Inbrunst gesungen. Da brachen alle Dämme, das Publikum feierte die Künstler mit einer „Standing Ovation“ und Bravorufen. Dies animierte Beni Thurnheer, die Musiker für ihn als Zugabe noch die Hymne des 1960er Jahre schlechthin zu spielen: „All you need is love“ der Beatles aus dem Jahre 1967. Dem Wunsch entsprachen die Aufgeforderten, sehr zur Freude des Auditoriums, das jetzt schier aus dem Häuschen geriet, worauf eine erneute stehende Ovation losbrach und als weitere Zugabe nochmals „Heavenly Club“ gewährt wurde. Ein sehr gelungener Konzertabend, voll Nostalgie, längst vergessen geglaubte Erinnerungen wachrufend und der die hohen Erwartungen mehr als erfüllte.

Kleine Fotodiashow von Priska Ketterer:

fotogalerien.wordpress.com/2017/05/14/impressionen-von-lucerne-concert-band-les-sauterelles-kkl-luzern-13-mai-2017-besucht-von-leonard-wuest/

Cadillac:

www.youtube.com/watch?v=PP2R54Hr7m0

Sauterelles Hörproben:

www.sauterelles.ch/shop.php?o_id=1&a_id=5&album_id=1

Heavenly Club:

www.youtube.com/watch?v=ukwglcxgNAw

Veranstalter und Fotos. www.fml.ch/ & www.fml.ch/index.php/concertband

www.sauterelles.ch/index.php  www.vescoli.ch/

Text: www.leonardwuest.ch

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Dieser Beitrag wurde am von unter leitartikel und kolumnen von léonard wüst, musik/theater/ausstellungen, schweizweit veröffentlicht.

Über Leonard Wüst

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