Luzerner Sinfonieorchester, Beethoven Projekt 3, Oliver Schnyder, Klavier, 18. Juni 2017, besucht von Léonard Wüst

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Oliver Schnyder, Solist am Klavier

Besetzung und Programm:

Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur op. 19

Ludwig van Beethoven
Ouvertüre zu Goethes Trauerspiel «Egmont» op. 84

Ludwig van Beethoven
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 5 Es-Dur op. 73

Rezension:

Mit dem sonntäglichen Konzert endete das Beethoven Projekt des Luzerner Sinfonieorchesters. Die erste Aufführungsserie aller Konzerte begann  mit Kammermusik-Fassungen auf dem Pilatus.

Zum Konzert:

Im ersten Konzertteil wurde das etwas „ruhigere“ zweite Konzert für Klavier und Orchester von Beethoven interpretiert.

Luzerner Sinfonieorchester, Bild Christian Flierl

Schnyder arbeitete die Konturen klar heraus, feinfühlig und doch bestimmt, baute die Spannungen auf, klar strukturierend, dennoch nie dominant. Keinerlei Effekthascherei, instinktiv den Vorgaben des Komponisten folgend, ermöglichte dies ein wunderbares Miteinander von Solist und Orchester, das von Dirigent James Gaffigan konziliant, doch souverän bestimmt  zusammengefügt wurde. Gebannt, fast angestrengt – angespannt, lauschte das Publikum, im vollen Konzertsaal, diesem Musikgenuss und feierte die Künstler dann auch mit einem langanhaltenden starken Applaus.

Bei der darauf folgenden Ouverture zu Goethes  „Egmont“ konnte das Orchester ebenso brillieren, wie vorher Solist Oliver Schnyder., dazu liess ihm der Dirigent sehr viel Freiheiten, indem er nur sehr marginal mittels wenigen Gesten führte. Auch hier geizte das Auditorium nicht mit Applaus, bevor es sich wohlgestimmt in die Pause begab.

Zweiter Konzertteil:  

James Gaffigan, Leitung

Das 5. Konzert für Klavier und Orchester Im englischsprachigen Raum auch unter dem Titel Emperor bekannt, gehört zu den meistaufgeführten Klavierkonzerten weltweit und erfreut sich größter Beliebtheit.(Aufgrund seiner fortgeschrittenen Schwerhörigkeit konnte Beethoven das Werk nicht selber uraufführen und hat deshalb präzise Anweisungen, wie der Solopart durch den Pianisten zu spielen sei, in der Partitur eingefügt). Zu Beginn intoniert das ganze Orchester erhaben und prunkvoll einen gehaltvollen Akkord, dreimal gefolgt  vom Soloklavier mit fabelhafter Kadenz, worauf das Orchester das Hauptthema mit grossem sinfonischen Glanz beginnt, eine einzigartige Verschmelzung von konzertierenden Passagen und sinfonischer Grösse. Trotz dem, von Beethoven diktierten engen Korsett der Interpretation, gelingt es Oliver Schnyder auf eindrückliche Art, dem Werk seine persönliche Note zu verleihen. Er schuf eine meditativ verinnerlichte Atmosphäre im langsamen Satz, schälte die Nuancen heraus, ruhte oft in sich selbst, über sein Instrument gebeugt, um sich kurz darauf entspannt zurückzulehnen für besonders schöne Tremolo oder eine Abfolge feiner Arpeggien. Diesen Intuitionen folgte Gaffigan mit seinem  Residenzorchester des KKL, so der neue Name des LSO, aufs trefflichste und lässt dadurch den Solisten brillieren, ohne das Licht des Orchesters unter den Scheffel zu stellen. Der ruhigen Verhaltenheit folgt als einziger Ton ein H. das von den Hörnern behutsam um einen halben Ton zum einem B hinuntergefedert wird, so den Boden legend für das intonieren des Themas des Finales durch das Solopiano, bevor es sich ungestüm überschäumend Bahn bricht zu einer 6/8 Taktfolge voller Übermut und so die ganze Spannung im grossen Finale auflöst. Entspannt und begeistert brachte das Publikum  eine wahre Applauskaskade ins Rollen, durchsetzt mit Bravorufen, von den Protagonisten sichtlich genossen. Nebst dem Solisten und dem Dirigenten durften auch die einzelnen Register ihren Sonderapplaus abholen.

Man sagt ja gemeinhin, dass der Applaus das Brot des Künstlers sei.  Am Ende dieses Konzertabends bekamen die Protagonisten sehr viel Brot für ihre Darbietungen und auch noch eine verdiente stehende Ovation.

Grundsätzliches zum Solisten am Piano Oliver Schnyder

Solist Oliver Schnyder startete seit seinem Debüt-Rezital 2000 im John F. Kennedy Center for the Performing Arts in Washington, D.C. und seinem Solo-Debüt 2002 mit dem Tonhalle-Orchester Zürich unter David Zinman anlässlich der Orpheum-Musikfesttage zur Förderung junger Solisten Zürich (heute: Orpheum – Young Soloists on Stage) eine weltweite, sehr erfolgreiche Konzerttätigkeit.

 

Kurzer Trailer des Luzerner Sinfonieorchesters LSO

youtube.com/watch?v=2oAW9cmRsX0

Text: www.leonardwuest.ch

Fotos: sinfonieorchester.ch/home

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Dieser Beitrag wurde am von unter leitartikel und kolumnen von léonard wüst, musik/theater/ausstellungen, schweizweit veröffentlicht.

Über Leonard Wüst

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