Besetzung:
- Musikalische Leitung Kevin John Edusei
- Regie Matthew Wild
- Bühne Kathrin Frosch
- Kostüme Ingo Krügler
- Choreografie Norbert Steinwarz
- Lichtgestaltung Jürgen Nase
- Chor Zsolt Czetner
- Dramaturgie Katja Bury
- Don Giovanni Todd Boyce
- Commendatore Young Kwon
- Donna Anna Elissa Huber
- Don Ottavio Andries Cloete
- Donna Elvira Evgenia Grekova
- Masetto Carl Rumstadt
- Leporello Michele Govi
- Zerlina Eleonora Vacchi
- Chor Chor Konzert Theater Bern
- Statist/-innen Statisterie Konzert Theater Bern
- Orchester Berner Symphonieorchester
Rezension:
Einem Donnerschlag gleich schallt der erste Klang von Mozarts «Don Giovanni» durch das Auditorium. Scheinwerferlicht erhellt wie ein Blitz die Bühne. Inmitten der pompösen Anfangsszene: die Titelfigur. Sofort werden die Zuschauer in den Bann des machthungrigen Charmeurs gezogen. Unter seiner Leitung wird während der Ouvertüre die moderne Szenerie eingeführt: Glücksspieler, Tänzerinnen und Spielleiter entführen in die glamouröse Lichterwelt des modernen Las Vegas.
Sex, Drugs and Rock’n’Roll
Die Berner Inszenierung der Oper von Wolfgang Amadeus Mozart (Musik) und Lorenzo Da Ponte (Libretto) spielt in den frühen 1980ern, beinahe 200 Jahre nach der Erstaufführung 1787. Inmitten von Spielautomaten und Elvis-Imitatoren treibt der Casinoinhaber Don Giovanni sein unmoralisches Spiel. Durch Mord, Täuschung und Verführung verwickelt er nicht nur seinen Dieners Leporello, sondern auch diverse Frauen und deren Partner in ein Netz aus Lügen und Betrug. Dass er dabei seine Mitmenschen sowohl physisch als auch psychisch verletzt, scheint ihn nicht zu kümmern. Don Giovanni lebt in seiner eigenen, von Gewalt, Drogen und dem weiblichen Geschlecht dominierten Welt. Gerade letzteres holt er sich ohne Skrupel und schafft sich so zahlreiche Feinde. Ohne Reue oder Besserung zu zeigen, findet sich Don Giovanni zuletzt seiner gerechten Strafe gegenüber.
Zwischen Spieltisch und Überwachungskamera
Ohne Zweifel, die Aufführung hat das Publikum gepackt. Nicht nur die Geschichte, die zum Nachdenken über die eigenen Wertvorstellungen animiert, fesselte die Zuschauer. Auch die aufwändigen Bühnenbilder schafften eine Illusion, in der man sich verlieren kann. Ein überdimensionaler Spiegel ermöglicht dem Zuschauer, das Geschehen auf der Bühne aus verschiedenen Perspektiven zu beobachten. Eine bewegliche Trennwand macht die Bühnenumgestaltungen und Versteckspiele der Figuren möglich. Darin eingelassene Bildschirme zeigen simultan zur gespielten Handlung bereits vergangene oder gleichzeitig laufende Szenen. Aufwändige Kostüme komplettieren das Bild der farbenfrohen Vergnügungsmetropole. Neben der Bühne angebrachte Bildschirme zeigen Übersetzungen des italienischen Textes und erleichtern so das Verfolgen der Handlung erheblich.
Musikalische Glanzleistung
Vervollständigt wird das Bühnenerlebnis durch das Berner Symphonieorchester unter der Leitung von Kevin John Edusei. Die Orchestermusikerinnen und -musiker begleiten die Sängerinnen und Sänger präzise, stilvoll und subtil. Auch die Darsteller auf der Bühne lassen nichts zu wünschen übrig. Bis hin zum Chor nimmt man jeder einzelnen Person ihre Rolle voll und ganz ab. Die Hauptdarsteller überzeugen mit lautmalerischen Stimmen und viel Gefühl für ihre Figuren. Das Publikum honoriert die Begeisterung und Leidenschaft der Protagonisten mit tosendem, nahezu euphorischem Beifall. Die moderne Inszenierung der Oper steht noch bis im April 2018 auf dem Programm des Konzert Theater Berns.
Text: www.noemiefelber.ch
Kleine Fotodiashow der Produktion von Philipp Zinniker
Fotos: http://www.konzerttheaterbern.ch/konzert-theater-bern/stiftung-konzert-theater-bern/ Philipp Zinniker
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