Programm und Besetzung:
Gioacchino Rossini Ouvertüre zu «Der Barbier von Sevilla»
Louis Klemcke Fantasie «Linda di Chamounix» für Oboe und Orchester
Johann Sebastian Bach Konzert d-Moll für zwei Violinen, Streicher und B.c. BWV 1043
Wolfgang Amadeus Mozart Arie «L’amero, saro costante», aus: Il re pastore KV 208
Felix Mendelssohn Violinkonzert e-Moll op. 64
Dmitri Schostakowitsch aus: Fünf Stücke für zwei Violinen und Klavier
Johann Sebastian Bach Klavierkonzert Nr. 1 d-Moll BWV 1052
Ludwig van Beethoven Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll op. 37
Franz Lehár «Meine Lippen, sie küssen so heiss», aus: Giuditta
Wolfgang Amadeus Mozart Sinfonie Nr.29 A-Dur KV 201
Rachel Harnisch (Sopran)
Albrecht Mayer (Oboe)
Daniel Hope (Violine und Moderation)
Sebastian Knauer (Klavier)
Willi Zimmermann (Konzertmeister)
Zürcher Kammerorchester
Rezension:
Nach der Begrüssung und den Neujahrswünschen von Michael Bühler, Direktor des Zürcher Kammerorchesters (ZKO) ging es Schlag auf Schlag. Das wunderbare Orchester überzeugte von Anfang an. Die Musiker des Zürcher Kammerorchesters spielten einige der schönsten klassischen Musikstücke, die es gibt.
Wie im Programm angekündigt, wurden Anekdoten und Geschichten aus 300 Jahren Musikleben erzählt und die sogenannten „Regeln“ des Konzertsaals erklärt. Der 1973 in Durban (SA) geborene englischsprachige künstlerische Leiter des ZKO und Geiger Daniel Hope moderierte durch das ganze Konzert geistreich und in einwandfreiem deutsch.
Da konnten Luzerner noch etwas über ihre Stadt lernen
Sogar über die Herkunft des Namens Luzern berichtete er. Demnach lautet die plausible Erklärung, dass der Raubfisch Hecht bzw. sein lateinischer Name lucius der Namensgeber der Stadt war. Es würde sich demnach um einen Ort handeln, an dem viele Hechte vorkommen. Damit hatte Daniel Hope Interesse an unserer Stadt bekundet und so die Herzen des Publikums im gut besetzten Konzertsaal bereits gewonnen.
Wie Tonarten den Charakter von Werken formen
Viel erfuhren wir über Musik, die verschiedenen Tonarten und über das Leben von Komponisten. Daniel Hope erwähnte beispielsweise Felix Mendelsohn, welcher auf einer Italienreise von Tavernen und schönen Italienerinnen träumte. Zu Mendelssohn erläuterte Daniel Hope, dass dieser im Sommer 1831 durch die Schweiz reiste und sich auf dieser Reise während 4 Tagen in Luzern aufhielt. Zur Frage „Wann darf ich klatschen?“ erfuhren wir, dass ab dem 19. Jahrhundert eine Art Beifallsaskese galt d.h. das Publikum musste ehrfürchtig, still und unbeweglich sitzen.
Weshalb die italienische Sprache in der Klassik häufig verwendet wird.
Auch vernahmen wir, weshalb bis ins 18. Jahrhundert, aber selbst bis heute noch weitgehend die Vortragsangaben der Komponisten in italienischer Sprache abgefasst sind. Der Grund lag ganz einfach darin, dass die italienischen Komponisten damals tonangebend waren. Wir vernahmen also viele Dinge, die wir schon immer wissen wollten, auf eine geistreiche und sympathische Art.
Wenn und wie der Konzerttitel Programm wird
Der Titel „Wann darf ich klatschen?“ des Silvester- und Neujahrskonzerts 2017 im KKL Luzern konnte jedoch auch als Aufforderung verstanden werden, dass die Zuhörer ihre Gefühle und ihre Begeisterung über die Darbietungen der Musiker spontan zeigen konnten. Eine solche Öffnung bietet in der Tat die Chance, dass auch ein jüngeres Publikum Gefallen an klassischen Konzerten findet, wenn es nicht nach vorgegebenen Regeln klatschen muss und auch mal herzhaft lachen kann. Und dies ist ganz im Interesse der klassischen Musik, weil sonst mit der Zeit die Besucherzahlen schwinden, wenn die älteren Konzertbesucher irgendwann ausbleiben und keine neuen nachrücken.
Die Liste der Solisten liest sich wie ein Auszug aus dem „Who is who“ der Klassik
Grund zu spontanen Gefühlsäusserungen bot einerseits die Starbesetzung mit der Walliser Sopranistin Rachel Harnisch, dem Solisten am Piano Sebastian Knauer, dem Oboisten Albrecht Mayer und Daniel Hope als Soloviolonist, welche unter der Leitung des Konzertmeisters Willi Zimmermann zusammen mit den Orchestermusikern ein grossartiges Programm boten. Dieses umfasste Stücke von 10 Komponisten, beginnend durch die Ouvertüre zu „Der Barbier von Sevilla“ von Gioacchino Rossini bis zu Franz Lehar`s „Meine Lippen, sie küssen so heiss“, aus: Giuditta. Die Sopranistin Rachel Harnisch intonierte dieses Werk mit ihrer wunderbaren Stimme, welche sich – wie von Julia Spinola seinerzeit in der Süddeutschen Zeitung beschrieben – mit ihrem leuchtenden, bruchlos geführten Soprantimbre auszeichnet. Mit derselben Ausdruckskraft hatte sie im ersten Konzertteil schon die Arie «L’amero, saro costante», aus: Il re pastore KV 208 von W. A. Mozart zelebriert. Ebenso im 1. Konzertteil brillierte der Oboist Albrecht Mayer mit einer von Louis Klemcke verfassten Fantasie über «Linda di Chamounix» von Gaetano Donizetti. Ebenfalls auf höchstem Niveau bewegte sich Daniel Hope beim Zelebrieren des Violinkonzertes e-Moll op. 64 von Felix Mendelssohn, das den eindrücklichen Schlusspunkt des ersten Konzertteiles setzte. Dementsprechend ernteten die Protagonisten einen verdienten Applausorkan.
Der zweite Konzertteil
Eifrige Helfer rollten für den zweiten Konzertteil den Konzertflügel an den richtigen Platz mit dem dazugehörenden Schemel, auf dem dann der deutsche Solopianist Sebastian Knauer (*1971) Platz nahm. Zu ihm gesellten sich Daniel Hope und Willi Zimmermann um fünf Stücke für zwei Violinen und Klavier von Dmitri Schostakowitsch darzubieten. Es war der pure Genuss, den drei Künstlern zuzuhören. Das Auditorium honorierte dieses denn auch mit stürmischem Applaus. Dann erhielt Knauer die Gelegenheit, sein ausserordentliches Können in gleich zwei Klavierkonzerten zu zeigen, das eine von Johann Sebastian Bach, das andere von Ludwig van Beethoven. Natürlich nicht in voller Länge, sondern ausgesuchte Sätze daraus. Aber diese reichten aus, um das Publikum abzuholen und mit seinem virtuosen Spiel zu begeistern. Zum krönenden Abschluss servierte das Zürcher Kammerorchester noch die Sinfonie Nr.29 A-Dur KV 201 von Wolfgang Amadeus Mozart. Das begeisterte Publikum applaudierte so lang und heftig, bis die Künstler doch noch eine Zugabe gewährten.
Fazit:
Das musikalische Silvesterbuffet war üppig angerichtet, künstlerisch perfekt und amüsant unkompliziert dargereicht von äusserst souveränen und sympathischen Mitwirkenden, genossen von einem sachkundigen Auditorium. Dieses Silvesterfeuerwerk, das die Zürcher seit einigen Jahren in Luzern bieten, weiss die „Eingeborenen“ jedes Jahr zu begeistern und zu animieren, auch das nächste Mal wieder dabei zu sein.
Text: Hans-Ruedi Brunner und www.leonardwuest.ch
Fotos: www.zko.ch
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