88 Tasten, glückliche Gesichter und manch’ verdrückte Träne …
Einen Klavierwettbewerb kann man auch lapidar beschreiben. Aber es wird des wichtigen Anlasses nicht gerecht, der im Leben der begabten Jungtalente so viel bedeutet.
Wie im jüngsten Fall. Sie reisten nach monatelanger harter Arbeit nach Graz und spielten ihr Programm einer kompetenten Jury vor. Die Anspannung war gross; es ging um nichts Geringeres, als die Bestätigung ihres Talents, ihrer Arbeit und um den jahrelangen Einsatz der Lehrpersonen und der ganzen Familie.
Und oft geht es bei einem Wettbewerb auch um die Zukunft dieser Jugendlichen. Darf man vom Pianisten Beruf träumen? Muss man sich eingestehen, dass die Musik zwar grosse Freude macht, als Broterwerb jedoch nicht in Frage kommt? Nach einem Treffen, wo sich die musikalische Elite aus verschiedenen Ländern präsentiert, werden manche die eigenen Ziele und Möglichkeiten klarer erkennen.
Die 5. Austragung des internationalen Béla Bartók Wettbewerbs
Es traten 90 Teilnehmer aus 21 Nationen an – so viel wie noch nie in seiner jungen Geschichte. Es kamen Jugendliche unter anderem aus Aserbaidschan, Italien, Korea und China nach Graz. Zahlenmässig war Ungarn am stärksten vertreten – verständlich, wenn der Namensgeber des Wettbewerbs der grösste ungarische Komponist, Béla Bartók ist. Aus dem Gastland Österreich, und erfreulicherweise auch aus der Steiermark war die Teilnehmerzahl hoch, gefolgt von Slowenien.
Es ist immer wieder eine logistische Meisterleistung, bei einem internationalen Musikwettbewerb die Vorspiele und die Betreuung der KandidatInnen mit unterschiedlichem Sprachhintergrund zufriedenstellend zu organisieren. Was es alles an Einsatz braucht, die aufgeregten, teils sehr jungen Teilnehmer mit ihren Begleitpersonen zu empfangen, Auskünfte zu geben, anhand eines minuziösem Zeitplans die nötigen Übungsstunden zu sichern, für alle Fragen und Probleme da zu sein! Das Wichtigste ist jedoch: Das Erklären, Loben, Trösten und das Erteilen von wertvollen Ratschlägen nach der Rangverkündigung. Das Landeskonservatorium Steiermark schuf optimale Bedingungen für die Vorspielrunden, die Gäste fühlten sich gut aufgehoben, es folgten aufregende Gespräche und es kam zu manchen Begegnungen, die zukunftweisend werden könnten.
Der Verlauf des Wettbewerb
Für die Organisation waren die Internationale Musikgesellschaft Österreich Béla Bartók (Präsidentin Eva Ott) und das Johann-Joseph-Fux-Konservatorium des Landes Steiermark (Direktor Mag. Eduard Lanner) verantwortlich.
In der Wettbewerbsjury sassen neben den beiden im weiteren Elisabeth Väth-Schadler (Kärntner Landeskonservatorium), Angelika Ferra (Johann-Joseph-Fux-Konservatorium) und Markus Schirmer (Kunstuniversität Graz).
In sechs Altersgruppen eingeteilt konnten die jungen Talente ihr Können unter Beweis stellen: Der Jüngste war kaum 7, der Älteste 25. Das hohe Niveau hat sowohl die Jurymitglieder, als auch die Zuhörer überrascht. Ein Dreikäsehoch, kaum sieben Jahre, spielte mit Musikalität und Frische eine schwierige Mozartsonate so reizend, dass Markus Schirmer voll des Lobes war: »Stilistisch alles richtig! « Ein Fünfzehnjähriger brillierte mit einem Ravel-Werk, das halsbrecherische Virtuosität und Klangkultur von einem Pianisten abverlangt. Eva Ott war begeistert: »Wie ein Zauberer – wie macht er das? «
In der Tat war das technische Niveau der Jugendlichen erstaunlich hoch. Sie hatten Freude an der eigenen Fingerfertigkeit, auch wenn damit die menschlich-musikalische Reife noch nicht immer schritthalten konnte. Gerade darum erklärte Direktor Eduard Lanner ausdrücklich bei jeder Rangverkündigung: »Für die Jury stand die musikalische Leistung im Vordergrund! «Das war richtig so.
Auf alle Fälle haben die Teilnehmer die Werke von Bartók so gut kennengelernt und verinnerlicht, wie sich das die Initiatorin des Wettbewerbs, Eva Ott gewünscht hat. Die Arbeit hat sich gelohnt, die Verantwortlichen haben einen wichtigen internationalen Klavierwettbewerb erfolgreich über die Bühne gebracht. Der grosse Erfolg gehört aber den jungen MusikerInnen.
Die PreisträgerInnen und die Preise
Einen 1. Preis haben erhalten:
Gergov Kai, Bulgarien/Japan Altersgruppe 1 ( 7-9 Jahre)
Bradshaw Ryan Martin, Slowakei/Australien Altersgruppe 2 (10-12 Jahre)
Lee Geonhee, Südkorea Altersgruppe 3 (13-15 Jahre)
Hütter Kristin Sophie, Österreich Altersgruppe 4 (16- 18 Jahre)
Pichlbauer Florian, Österreich Altersgruppe 5 (19- 21 Jahre)
Horváth Abel, Ungarn Altersgruppe 5 (19- 21 Jahre)
Balog Alexandra, Ungarn Altersgruppe 6 (22- 25 Jahre)
Neben dem 1., 2. und 3. Preis wurden noch Spezialpreise in jeder Altersgruppe jeweils für die besten Interpretationen eines Werkes von Béla Bartók und von einem steirischen Komponisten vergeben, die freiwillig ausgewählt werden durften.
Zusammen mit den Diplomen wurden auch Geschenke in Wert von 6.000€ überreicht: Musiknoten für die jüngeren und Geldpreise für die älteren TeilnehmerInnen.
Die vollständige Liste der Preisträger:
Link zum Video:
https://www.youtube.com/watch?v=leJ_trKO264
Text: annarybinski.ch/
Paul Ott:www.literatur.li