Luzern Löwenplatz: Einzigartiges Entrée im Jugendstil restauriert

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Löwenplatz 5: Einzigartiges Entrée im Jugendstil

Im Herbst 2017 wurde das Haus am Löwenplatz 5 in Luzern umfassend innen und aussen restauriert. Dabei wurde ein reich ausgestaltetes Entrée entdeckt mit einer Jugendstil-Malerei, wie sie für die Stadt Luzern einzigartig ist.

Das Wohn- und Geschäftshaus Löwenplatz 5 befindet sich im Weyquartier, am nordöstlichen Abschluss des Löwenplatzes und ist Teil der dreiteiligen Häuserzeile Löwenplatz 5, 6 und 7, die 1882 nach Plänen des Luzerner Architekten und späteren Baudirektors Othmar Schnyder für den Kunsthändler Anton Waldis gebaut wurde.

Im Entrée des Gebäudes offenbart sich eine reiche und äusserst dekorative Oberflächengestaltung, mit kunstvollen Zement-Bodenfliesen und einer mehrfarbig gefassten, reich ausgestalteten Linkrusta-Tapete sowie einer ausserordentlich gekonnt und stilsicher ausgeführten Jugendstil-Malerei an Decke und Wänden.

Umfassend renoviert
Im Jahr 2017 wurde das Haus innen und aussen umfassend renoviert. Anlässlich der Arbeiten an der Fassade wurde der Restaurator Martin Hüppi auf die Malerei aufmerksam und konnte die Eigentümer und den Architekten überzeugen, das Entrée sorgfältig und umfassend zu restaurieren. Dabei mussten nur wenige Schadstellen retuschiert und später aufgetragene Farbfassungen konnten abgelaugt werden. Zudem wurden sämtliche historische Holz-Oberflächen wieder wie ursprünglich in Holzimitations-Malerei maseriert. Dank des grossen Engagements der Eigentümerschaft, des Architekten und dem kunsthandwerklichen Können der Restauratoren konnte mit Unterstützung der Denkmalpflege ein für Luzern einzigartiges Zeugnis des Jugendstils für die Zukunft gesichert werden.

Einzigartige Jugendstilmalerei
Im ausgehenden 19. und frühen 20. Jahrhundert, als in der Stadt Luzern die neuen Quartiere Hirschmatt, Bruch oder Wey entstanden, war es üblich, den Eingang und das Treppenhaus, als Ort des Übergangs vom öffentlichen zum privaten Raum, reich und repräsentativ zu gestalten. Dabei wurden oft auch neue Materialien verwendet wie die Zement-Bodenfliesen oder die Linkrustatapeten, ein linoleumähnliches Material, das vor allem als Wandverkleidung beliebt und verbreitet war.

Von besonderer Qualität im Wohn- und Geschäftshaus Löwenplatz 5 ist die später ausgeführte Jugendstilmalerei an der Decke und an den Wänden. Sie gehört zu den wenigen flächendeckenden Entrée-Malereien und ist in ihrer geradezu programmatischen Jugendstil-Haltung das einzige bekannte Bespiel dieser Stilrichtung in der Stadt Luzern. Die organisch-florale Ornamentik, die geschwungenen Linien, die flächenhafte Stilisierung und die kräftigen, aber harmonisch aufeinander abgestimmten Farbtöne demonstrieren beispielhaft den Aufbruch und die Erneuerung des Jugendstils im noch jungen 20. Jahrhundert.


Jugendstil – Art Nouveau – Modern Style
Mit Jugendstil oder Art Nouveau wird die kunstgeschichtliche Epoche am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert bezeichnet, die sich als Teil der Reform- oder Gegenbewegung zum traditionellen und rückwärtsgewandten Historismus verstand. Der Ausdruck Jugendstil geht zurück auf eine 1895 in München erstmals erschienene Kunst- und Kulturzeitschrift «Jugend». In Frankreich ist die Bewegung als «Art Nouveau» bekannt, in Östereich als «Secessionsstil» und in England als «Modern Style». Gemeinsam sind diesen Strömungen die Abkehr von den historischen Bau- und Gestaltungsformen und die Suche nach neuen zeitgemässen Gestaltungsmöglichkeiten in Architektur und Kunstgewerbe im Sinne einer gesamtheitlichen Kunst. An Stelle symmetrischer Formen traten dekorativ geschwungene Linien und flächenhafte Ornamentik, die sich an der Pflanzen- und Tierwelt aber auch an Geometrien orientierte. Mit dem von der Natur inspirierten Formenreichtum zog auch eine neue Farbigkeit in die Gestaltung ein. «Die befreite Farbe», bezeichnet die grosse Beliebtheit von intensiven Grün- und Blautönen, von Türkis, Violett, aber auch Rot und leuchtendem Gold. Mit der Hinwendung zur Sachlichkeit und Schlichtheit und der Abkehr vom Ornament wurde der Jugendstil im frühen 20. Jahrhundert allmählich von den Vorboten der Moderne abgelöst. Der bedeutendste sakrale Jugendstilbau in Luzern ist die Pauluskirche.