Es sprachen folgende Mitglieder des Luzerner Vollgeld-Komitees:
Ivo Muri, Sursee
Prof. Dr. em. iur. Philippe Mastronardi, Horw
Heidi Joos, Luzern
KJ Dave Doran, Luzern
ebenfalls anwesend war Maurizio Degiacomi vom Kampagnenteam
Und darum geht es:
Eidgenössische Volksinitiative ‚Für krisensicheres Geld: Geldschöpfung allein durch die Nationalbank! (Vollgeld-Initiative)
Durch die Volksabstimmung vom 18. Dezember 1891 erhielt der Artikel 39 folgende Fassung:
Art. 39.
1 Das Recht zur Ausgabe von Banknoten und anderen gleichartigen Geldzeichen steht ausschließlich dem Bunde zu.
Dieser Artikel wurde bei der Erneuerung der Bundesverfassung 1991 geändert.
Die Vollgeldinitiative verlangt quasi die Wiederinstallation dieses Passus, nämlich:
Die Bundesverfassung1 wird wie folgt geändert:
Art. 99 Geld- und Finanzmarktordnung
1 Der Bund gewährleistet die Versorgung der Wirtschaft mit Geld und Finanzdienstleistungen. Er kann dabei vom Grundsatz der Wirtschaftsfreiheit abweichen.
2 Der Bund allein schafft Münzen, Banknoten und Buchgeld als gesetzliche Zahlungsmittel.
3 Die Schaffung und Verwendung anderer Zahlungsmittel sind zulässig, soweit dies mit dem gesetzlichen Auftrag der Schweizerischen Nationalbank vereinbar ist. Mehr dazu hier: www.admin.ch/ch/d/pore/vi/vis453t.html
Medienkonferenz Zusammenfassung:
Ivo Muri, Zeitforscher und Unternehmer, Begrüssung und Grundsätzliches zur Vollgeldinitiative
Der umtriebige Surseer Unternehmer erläuterte die wichtigsten Aspekte der Initiative, schilderte, wieso unser momentanes Finanzsystem ebenso gefährlich wie ungerecht ist, was mit dem Vollgeldsystem besser ist, unser Geld viel sicherer wäre. Die Vollgeld-Initiative verwirklicht, was die meisten Menschen heute schon für Realität halten. Wir Schweizer haben bereits 1891 den Banken das Drucken von Banknoten verboten und zur Aufgabe der Nationalbank gemacht. Genau wie damals bei Banknoten wollen wir nun der Nationalbank auch das Erzeugen unseres elektronischen Geldes übertragen. Die Vollgeld-Initiative will das Recht zur Geldherstellung komplett der Schweizerischen Nationalbank übertragen, wie es eigentlich seit 1891 dank einer Volksabstimmung in der Bundesverfassung vorgesehen wäre. Geldherstellung gehört zum Service Public. Vollgeld: Ja zu sicheren Konten. Und: Ja zu Bargeld. Das Problem: Unsicheres Bankengeld. Nicht alles Geld ist echtes Geld. 73 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer glauben gemäss einer repräsentativen Umfrage*, dass auch das Geld auf ihren Bankkonten von der Nationalbank stamme so wie das Bargeld im Portemonnaie. Das ist ein Irrtum. Unser elektronisches Geld wird nicht von der Schweizerischen Nationalbank geschaffen sondern von den privaten Banken erzeugt. Ziel: eine faire Ordnung der Geldwirtschaft. Gutes Geld braucht einen demokratisch legitimierten Eichmeister – die Vollgeld-Initiative weist den Weg in die richtige Richtung
Referat und Erläuterungen von Prof. Dr. em. iur. Philippe Mastronardi,
Neu: Die Versorgung der Wirtschaft mit Geld ist eine öffentliche Aufgabe. Der Staat gewährleistet die Versorgung. Verstaatlicht wird nur der Entscheid über die Geldmenge Alles Geld soll von der Nationalbank geschaffen werden. Garantiert wird nur das «Dass», nicht das «Wie» der Versorgung. Die Banken werden an das öffentliche Interesse gebunden. Die Nationalbank bestimmt die Geldmenge nach demokratischem Gesetz. Die Banken bestimmen die Verteilung des Geldes nach Marktgesetzen. Heute haben die Banken ein doppeltes Privileg. Sie wirtschaften mit selbstgeschaffenem Geld. Der Staat übernimmt ihr Risiko bei Misswirtschaft oder Krise. Unter Vollgeld sind die Banken allen anderen Unternehmen gleichgestellt: Sie beschaffen ihr Geld von Dritten. Sie tragen ihr Risiko selbst. Fazit: Vollgeld ist die gerechte Lösung: Kundengelder sichern statt Banken retten! Wem gehört unser Geld? Heute gehört unser Konto der Bank. Unter Vollgeld wird unser Konto zu Geld, das uns gehört: Nationalbankgeld, wie die Münzen und die Noten. Unser Verdienst gehört doch uns – er soll endlich wieder unser Geld werden. Lasst uns unsere Konten sichern, statt Banken retten. Wir verschaffen dem Schweizer Franken eine stabile Basis. Ohne Vollgeld sind alle Reformen auf Sand gebaut.
Geld ist immer Macht. Heute liegt die Macht des Geldes bei den Grossbanken. Mit Vollgeld wird sie zwischen ihnen und der Nationalbank aufgeteilt. Wir errichten eine Gewaltenteilung: Die Nationalbank bestimmt die Geldmenge, die Banken verteilen sie. Damit wird ein Teil dieser Macht unter die demokratische Kontrolle gebracht.
Heute bestimmen die Banken, wieviel Schweizer Franken es gibt. Ihr Geschäftsinteresse steht über dem öffentlichen Interesse an einem gesunden Franken. Das scheint mir eine verkehrte Welt.
Dave Doran, Berufsmusiker, Dozent an der HSLU Musik, Komitee Mitglied der ersten Stunde, Erläuterungen und persönliche Bemerkungen
Dave Doran erklärte, wieso er sich für die Initiative engagiert und sich aktiv im Komitee einbringe. Es geht vor allem um Grundsatzfragen von Gerechtigkeit, Macht und Vertrauen, um Staat versus Privatwirtschaft. Und natürlich um die Wirtschaftskrise von 2008, die gemäss den Initianten der Gier der Geschäftsbanken geschuldet war, deren negative Folgen mit einem Vollgeld-System minimiert werden könnten. Wenn ein UBS-Chef allen Ernstes behauptet, die Geschäftsbanken würden kein Geld schöpfen, dann geht es nicht um einen Glauben. Dann ist das einfach falsch. Punkt.».
Heidi Joos, Geschäftsführerin von Avenir50plus Schweiz, Erklärungen und persönliche Erfahrungen
Durch ihre berufliche Tätigkeit, vor allem als Geschäftsführerin von Avenir50plus Schweiz, sei sie besonders für Nöte und Ängste ihrer Mitmenschen sensibilisiert, was mitentscheidend sei für ihr persönliches Engagement beim Luzerner Vollgeld-Komitee. Ebenso über einen Vortrag von Banken-Prof. Marc Chesney an der Universität Zürich. Dieser erzählte, dass nur noch gerade ein Zwölftel des Geldes in der Realwirtschaft ist, und Elfzwölftel der Geldmenge im Finanzkasinokapitalmarkt, wo niemand mehr so genau die Übersicht habe, welche Derivate, Swaps usw gehandelt würden. Alles in allem eine hochrisikohafte Geldpolitik, die heute betrieben werde. Darin fand Joos die Erklärung, warum heute die KMU und innovativen Unternehmen Mühe hätten, trotz der hohen Geldmengen und der Niederzinspolitik, von den Banken Geld zu erhalten für ihr Wirtschaften. Diese legen ihr selbstgeschöpftes Geld lieber in riskanten Spekulationsobjekten an. Die Gewinne streichen sie ein, die Verluste gehen jeweils auf Kosten der Steuerzahler. Es sei unverständlich, wie Ueli Maurer anlässlich der Beratung der Vollgeld-Initiative haben sagen können, die Banken seien top seriös. Immerhin mussten sie seit 2007 20 Milliarden Bussen ans Ausland bezahlen für Zinsmanipulationen usw. Als Sozialfachfrau habe sie ausgerechnet, dass man mit diesen 20 Milliarden Franken während sieben Jahren die gesamten Aufwendungen für die wirtschafliche Sozialhilfe hätte berappen können. Aber ausgerechnet dieser Klientel wird nicht nur das Geld gekürzt, man hetzt ihnen auch Sozialversicherungsspione auf den Hals, als wären sie grossen Abzocker dieses Systems.
Maurizio Degiacomi vom Kampagnenteam
Ob im Radio, Fernsehen, Internet oder in den Zeitungen. Die Vollgeld-Initiative erhält immer mehr Aufmerksamkeit. Der Höhepunkt der letzten Woche war die Abstimmungsarena am Freitag 11. Mai 2018. Die Sendung zeigt, wie wenig die Gegner argumentativ zu bieten haben. Man will einfach alles so lassen wie es ist. Doch die plumpe Rhetorik verrät dem Zuschauer, dass dahinter nur der naive Irrglaube stehen kann, dass das Banken- und Geldsystem heute bestens funktioniert und keiner Änderung bedarf. Natürlich sind die Vollgeld-Befürworter ganz anderer Meinung. Und dies bringen sie auch klar zum Ausdruck.
Die ausführlichen Erläuterungen von Philippe Mastronardi in der Zusammenfassung über diese Links:
2018 05 11 Key Statements 3 Vollgeld 2018 05 11 Referat Medien 2018 05 11 Verletzungen Sachlichkeit 2 2018 05 11 Vollgeld Medien Folien.
Trailer eines Referates von Prof. em. Dr. Philippe Mastronardi, Mehr als Vollgeld: Finanzmarktreform
www.youtube.com/watch?v=XKDQIDAFZ6E
Text: leonardwuest.ch
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