Bund und Kantone müssen in angepasste Ausbildungsgänge für junge Flüchtlinge investieren. Diese sollten möglichst rasch nach deren Einreise in die Schweiz beginnen. Wie die Erfahrungen zeigen, sind junge Flüchtlinge sehr lernwillig. Jeder Tag ohne Ausbildung ist ein verlorener Tag. Wenn jeder das Niveau der obligatorischen Schule erreichen kann, sind gute Voraussetzungen für die Berufsausbildung und die Integration gelegt. Dies die Stossrichtung des neuen Caritas-Positionspapiers zur beruflichen Integration von jungen Flüchtlingen.
Per Ende Dezember 2017 lebten in der Schweiz rund 30 000 Jugendliche und junge Erwachsene mit dem Status der Vorläufigen Aufnahme oder als Flüchtlinge. Hinzu kommen weitere 12 000 junge Menschen, die noch den Status von Asylsuchenden haben. Wie die Caritas in ihrem Positionspapier betont, bringen sie sehr unterschiedliche Schulerfahrungen und berufliche Voraussetzungen mit. Ohne Grund- und Ausbildung in der Schweiz bleibt den meisten von ihnen die Chance auf ein eigenständiges Leben verwehrt.
Um die Voraussetzungen für eine Ausbildung und die spätere wirtschaftliche Existenzsicherung zu schaffen, sind weitreichende Verbesserungen in den Integrationsangeboten notwendig: So müssen Bund und Kantone dafür besorgt sein, dass alle Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Flüchtlingsbereich bis mindestens 30 Jahren das Niveau der obligatorischen Schule erreichen.
Lieber in die Integration investieren statt in die Sozialhilfe
Caritas-Direktor Hugo Fasel: «Wer neun Jahre in die Schule geht, kennt und versteht die Gepflogenheiten unseres Landes. Er kann sich in den Institutionen der Schweiz zurecht finden, er weiss sich in den sozialen Strukturen der Schweiz zu bewegen und ist in die Grundregeln, die die Schweiz ausmachen, eingeführt. Dieses Wissen und diese Kompetenz schaffen Vertrautheit und bilden eine entscheidende Integrationsgrundlage. Wenn nicht in die Integration investiert wird, fallen statt dessen Sozialhilfekosten an.»
Die ersten Monate sind entscheidend für die Integration in der Schweiz. Darum müssen von Beginn weg die Erfahrungen und Potenziale der jungen Flüchtlinge abgeklärt und entsprechende Ausbildungen angeboten werden.
Integrationsagenda ist ein Meilenstein
Caritas begrüsst die Integrationsagenda, die Bund und Kantone gemeinsam verabschiedet haben, als Meilenstein. Die Agenda will, dass die Hälfte aller erwachsenen Flüchtlinge sieben Jahre nach der Einreise nachhaltig in den ersten Arbeitsmarkt integriert sind. Das sind klare Ziele. Die Kantone müssen jedoch konkrete Massnahmenpläne erarbeiten, damit es nicht bei höheren Absichten bleibt. Caritas: «Es fehlen angepasste Ausbildungsgänge, diese müssen erst noch eingerichtet werden.»
Die bedeutende Erhöhung der Beiträge des Bundes für die Integrationsleistungen an die Kantone sind zu unterstützen. Die Kantone dürfen allerdings ihre eigenen Leistungen nicht zurückfahren und das eigene Budget durch die Mittel des Bundes ersetzen. Das wäre eine Sparmassnahme auf dem Buckel der Flüchtlinge und würde das Ziel, die Integrationsangebote zu verbessern, torpedieren.
Aus Sicht der Caritas ist es entscheidend, dass der Bund die Kantone mit einem jährlichen Monitoring begleitet. Dieses muss darüber Auskunft geben, welche Kantone die Integrationsziele besser und rascher erreichen. Es soll ein wünschenswerter Wettbewerb zwischen den Kantonen entstehen.[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]