Opéra des Nations Genf, Carmen, besucht von Gabriela Bucher – Liechti

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Carmen, Szenenfoto von Magali Dougados

Produktion und Besetzung:

Direction musicaleJohn Fiore
Mise en scène & scénographie Reinhild Hoffmann
CostumesAndrea Schmidt-Futterer
Lumières Alexander Koppelmann
CarmenEkaterina Sergeeva (10, 14, 16, 18, 20, 24 & 26 sept.)*
Héloïse Mas (12, 22, 27 sept.)*
Don JoséSébastien Guèze (10, 14, 16, 18, 20, 24 & 26 sept.)*
Sergej Khomov (12, 22, 27 sept.)*
Escamillo Ildebrando D’Arcangelo
MicaëlaMary Feminear (10, 14, 16, 20, 24 & 26 sept.)*
Adriana González (12, 18, 22, 27 sept.)*
MercédèsHéloïse Mas (10, 14, 20, 24, 26 sept.)*
Carine Séchaye (12, 16, 18, 22, 27 sept.)*
FrasquitaMelody Louledjian
MoralèsJérôme Boutillier
ZunigaMartin Winkler
Le DancaïreIvan Thirion
Le RemendadoRodolphe Briand
La FemmeBrigitte Cuvelier
L’HommeJean Chaize
Lillas PastiaAlonso Leal Morado
Une marchandeMarianne Dellacasagrande
Un bohémienWolfgang Barta
Chœur du Grand Théâtre
Direction Alan Woodbridge
Orchestre de la Suisse Romande
Maîtrise du Conservatoire populaire de Musique,
Danse et Théâtre
Direction Magali Dami & Fruzsina Szuromi

Présentation de l’œuvre

Rezension:

Grand Théâtre de Genève, Carmen, septembre 2018 à l’Opéra des Nations
Héloïse Mas (Carmen) & Ildebrando D’Arcangelo (Escamillo) © GTG / Magali Dougados

Zum Saisonauftakt wird im Thèâtre des Nations in Genf Bizets «Carmen» gezeigt. Regisseurin und gleichzeitig verantwortlich für die Bühnengestaltung ist Reinhild Hoffmann, vor allem bekannt für ihre Pionierarbeit im deutschen Tanztheater.

Ein riesiger, dunkelblauer Fächer dient als Theatervorhang und ab und an auch als Projektionsfläche für kurze Videoeinspielungen zwischen den Akten. Nach der Ouvertüre – und dem ersten Auftritt des Todes – öffnet er sich und gibt den Blick frei auf ein reduziertes aber in seiner Reduziertheit faszinierendes Bühnenbild. Der Boden ist übersät mit schwarzen Konfetti, einige Silbrige blitzen da und dort auf, die Rückwand ist komplett schwarz, ein paar Tische aus hellem Holz sind und bleiben die einzigen Requisiten. Sie werden aber gekonnt eingesetzt, um szenisch immer wieder eine andere Atmosphäre zu schaffen. Überraschend, wie wenig es dazu braucht!

Ausdrucksstarke Bilder

Grand Théâtre de Genève, Carmen, septembre 2018 à l’Opéra des Nations
Héloïse Mas (Carmen) & Carine Séchaye (Mercédès) & Melody Louledjian (Frasquita) © GTG / Magali Dougados

Hoffmann überzeugt mit starken Bildern. Und auch wenn diese nicht unbedingt das feurig Spanische darstellen, sind sie von grosser Intensität. Oft stehen sich die Agierenden in Gruppen gegenüber, als wollten sie die zwei Welten des Don José und der Carmen symbolisieren. Auch kleine Gruppen werden sorgfältig arrangiert: wenn die drei Zigeunerinnen rechts und links von Le Dancaïre und Le Remendado flankiert dasitzen ist es, als posierten sie für ein kunstvolles Foto. Eindrücklich auch, wenn die Schmuggler sich Nachts rund um den «Hugel» aus Tischen niederlassen. Nichts scheint dabei dem Zufall überlassen und doch liegen die schwarzen Gestalten wie zufällig herum, das wirkt wie ein altes Gemälde.

Die Stimmung ist selten ausgelassen in dieser Carmen, das Unheil scheint allgegenwärtig, der Tod ist es auch, erscheint immer wieder mit Maske, Hut und schwarzem Mantel, entweder in weiblicher Begleitung oder allein an einem Tisch sitzend, mit dem Rücken zum Publikum, was ihn nicht minder bedrohlich macht.

Reduzierte Farben

Grand Théâtre de Genève, Carmen, septembre 2018 à l’Opéra des Nations
Héloïse Mas (Carmen) & Carine Séchaye (Mercédès) & Melody Louledjian (Frasquita) © GTG / Magali Dougados

Die Kostüme (Andrea Schmitt-Futterer) sind ähnlich reduziert. Die Soldaten tragen sandfarbenen Uniformen, die Arbeiterinnen der Tabakfabrik mehrheitlich Schwarz mit teilweise crèmefarbenen Röcken oder Blusen. Einziger Farbtupfer ist Carmens roter Schal. Lediglich Micaëla fällt aus dem Rahmen mit einem hübschen unschuldig-hellblauen Kleid. Im letzten Akt sind es vor allem die blütenweissen Hemden der Kinder, ihre roten Tücher und die in all dem Schwarz grell wirkenden Orangen, welche spannende Farb-Akzente setzen.

Herausragende Carmen

Grand Théâtre de Genève, Carmen, septembre 2018 à l’Opéra des Nations
Sergej Khomov (Don José) & Héloïse Mas (Carmen) © GTG / Magali Dougados

Eine dunkle, dramatische Inszenierung der Carmen, von Beginn an. Ekaterina Sergeeva gibt ihrer Figur aber die wilde Entschlossenheit, die Lebenslust und den Stolz durch ihre herausragende Stimme. Sie besitzt ein unglaubliches Stimmvolumen und Modulier-Möglichkeiten von flüsternd-leise über leidenschaftlich-dramatisch bis verführerisch-stolz. Sie spielt mit ihrer Stimme, wie sie mit den Männern spielt. Daneben kann leider Sébastien Guèze als Don  José nicht ganz mithalten. Seine Stimme scheint sich vor allem im ersten Teil nicht wirklich befreien zu können. Als Darsteller nimmt man ihm auch eher den scheuen Muttersohn ab als den vor Wut und Enttäuschung rasenden Liebhaber. Mary Feminear ist mit ihrem hellen, klaren Sopran eine wunderbare Micaëla und überzeugend in den Nebenrollen auch  Mercédès (Héloise Mas) und Frasquita (Melody Louledjian), Le Dancaïre (Ivan Thirion) und le Remendado (Rodolphe Briand). Die Kinder spielen und singen mit einer herrlichen Unkompliziertheit und der Genfer Chor begeistert einmal mehr!

Grand Théâtre de Genève, Carmen, septembre 2018 à l’Opéra des Nations
Héloïse Mas (Carmen) & Sergej Khomov (Don José) © GTG / Magali Dougados

Das Orchestre de la Suisse Romande unter John Fiore treibt das Ganze mit viel Schwung und Verve voran, intoniert die bekannten Weisen melodiös und harmonisch und pendelt mühelos zwischen Folklore und tragischen Themen. Das Orchester schaffte es, das Feurige der Partitur zu übersetzen und es ab und an einfliessen zu lassen, wo es auf der Bühne manchmal etwas fehlt.

Es ist eine ungewöhnliche Inszenierung, eher verhalten aber unglaublich sorgfältig und stringent von Anfang bis Schluss. Weder Bühnenbild noch Kostüme lenken ab von der Musik und den Stimmen, die Premieren-Besucher erlebten drei Stunden Bizet pur und bedankten sich mit viel Szenen- aber vor allem mit viel Schlussapplaus.

Kleine Fotodiashow der Protagonisten und der Produktion von Magali Dougados:

fotogalerien.wordpress.com/2018/08/22/opera-des-nations-genf-carmen-besucht-von-gabriela-bucher-liechti/

Text: www.gabrielabucher.ch  Fotos: www.geneveopera.ch

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Dieser Beitrag wurde am von unter kolumnen meiner gastkolumnisten, musik/theater/ausstellungen, schweizweit veröffentlicht.

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