Voller Vorfreude bestiegen am Sonntagmorgen um 10.20 Uhr, bei besten äusseren Bedingungen, über 100 Korporationsbürger die beiden Reisecars, von denen einer am Bahnhof und einer auf dem alten Marktplatz in der Altstadt bereit standen.
Beim Marktplatz persönlich begrüsst von Nicole Fischer, die, zusammen mit Korporationsrätin und Schreiberin Carla Bossart Bättig, diesen Ausflug organisiert hatte. Das Ziel wurde im Voraus kommuniziert, man wusste also, dass man Richtung Urschweiz fahren wird, genauer: Auf den Biobauernhof der Familie Ettlin, etwas oberhalb der Gemeinde Kerns in Obwalden, auf ca. 800 Meter über Meer. Ganz zum Hof konnten die Cars, aufgrund der beengten Strassenverhältnisse aber nicht fahren, sodass die letzte Wegstrecke per pedes zu bewältigen war. Für Mobilitäts eingeschränkte Bürger war zusätzlich ein Fahrdienst mit einem Kleinbus organisiert, sodass alle wohlbehalten beim stattlichen Bauernhof ankamen. Beim Spaziergang standen auch einige Kühe Spalier und beäugten die fremden Fötzel neugierig.
Angekommen beim Hof Bord erwarteten uns schon die dienstbaren Geister mit einem Apéro riche und so stärkte man sich ein erstes Mal und es herrschte schon ein reger Gedankenaustausch, den man natürlich vorher im Bus bereits mit den Sitznachbarn gepflegt hatte.
Daraufhin nahm man im Eventraum Platz, wo die Tische hübsch dekoriert waren für das nun folgende Mittagessen. Nach einer kurzen Begrüssungsansprache durch Korporationspräsidentin Sabine Beck – Pflugshaupt wurde auch schon der Salat aufgetragen, gefolgt von einem Kalbsgeschnetzelten mit Kartoffelgratin und zweierlei Bohnen. Dass dazu die passenden Weine kredenzt wurden, ist bei der Korporation sowieso Ehrensache. Gut gesättigt spazierte die illustre Gesellschaft nach dem guten Mittagsmahl zum nahgelegenen Stall, wo die Theateraufführung stattfinden sollte. Durchs grosse Scheunentor schlenderte man vorbei an Heu mampfenden Kühen, das typische Kuhstallparfum in der Nase. Am hinteren Ende des Stalls die Bühne und davor, halbkreisförmig die Zuschauerbestuhlung in Form einer Biopolstergruppe, d.h. man setzte sich auf gestapelte Heuballen und harrte der Dinge, die da vonstattengehen sollten, das Theaterstück Oh Alpenglühn! von Mirko Bott.
Zuvor stellte Gastgeber Toni Ettlin seine fünf Frauen, Ehefrau Yvonne und die vier Töchter und den Betrieb kurz vor und hiess uns herzlich willkommen.
Zum Stück: Einfach gestrickte Geschichte – gut umgesetzt
Eine erfolgreiche Musicaldarstellerin hat die Nase voll: von ihrem hysterischen Manager, der Presse und ihrem Ehemann. Sie sucht Zuflucht in der heilen Bergwelt. Doch statt im erwarteten 5-Sterne-Wellnesshotel landet die Diva auf dem Bauernhof eines Jungbauern, der sie fürsorglich in die Kammer seiner verstorbenen Mutter einquartiert. Trotz anfänglicher atmosphärischer Störungen kommen sich die Stadtdame und der Naturbursche bei frischer Bergluft und loderndem Alpenglühen näher. Doch plötzlich tauchen unerwünschte Gäste auf, und die Lawine kommt ins Rollen.
Stimmungsvoller Einstieg in das „Alpenmusical“
Stilgerecht eröffnete Massimo Camizzi (Hubert, genannt Hubi) die Szenerie mit „La Montanara“, dem Alpenlied schlechthin, derweil Carolin, ohne e, im Anmarsch ist.
In den folgenden Handlungen und Dialogen werden die tatsächlichen Sachverhalte geklärt und man ist um eine einvernehmliche Lösung bemüht, ja es entwickelt sich gar eine veritable Lovestory in romantischer Bergkulisse.
Mit Gassenhauern von Heino, über Strauss bis zu Lady Gaga, live zu Playbackmusik gesungen, wird das Geschehen gewürzt und so die recht banale Story aufgepeppt.
Katharina Bohny und Massimo Camizzi setzen die Comedy Show frisch, mit viel Drive, Schalk und sichtlicher Spielfreude um und begeistern damit die Zuschauer, die denn auch mit Szenenapplaus nicht geizten. Die beiden Profischauspieler verkörperten je zwei Rollen, in die sie nahtlos hineinschlüpften, trieben die Handlung zügig vorwärts, liessen so nie Längen zu.
Die doch sehr dürftige Geschichte mit der seichten Handlung wurde dank den glänzenden Protagonisten nie peinlich, was u.a. auch den erstaunlichen Gesangskünsten der beiden zuzuschreiben ist. Die Korporationsbürger wurden fast zwei Stunden lang trefflich unterhalten mit diesem, etwas anderen Bauerntheater. Die Protagonisten durften denn auch ihren verdienten Lohn in Form von langanhaltendem Applaus ernten.
Opulentes Dessertbuffet wartete auf die Gesellschaft
Zurück im Eventraum durfte man sich noch vom reichlich gefüllten Dessertbuffet nach Lust und Laune bedienen, wovon ausreichend Gebrauch gemacht wurde. Die angeregten Unterhaltungen kamen auch schnell wieder in Gang und man genoss noch einen Kaffee und das Zusammensein mit Freunden Bekannten im Kreis der Korporationsfamilie.
Bald schon hiess es Abschied nehmen vom Bord Hof und seinen dienstbaren Geistern und man brach auf für den kurzen Spaziergang zu den wartenden Reisecars. Auf der Rückreise gerieten wir noch in einen grossen Stau, waren somit ca. eine Stunde später als vorhergesehen Zuhause, was aber niemanden wirklich störte, da man so schöne Tage durchaus gerne etwas länger geniesst.
Szenenfotos Oh Alpenglühn:
Oh Alpenglühn! – Trailer
https://www.youtube.com/watch?time_continue=19&v=k_hHHZVdlZ8
https://www.korporation-sursee.ch/
http://www.massimocamizzi.com/index.htm
Bio Bauernhof Bord Kerns, Yvonne u. Toni Ettlin
Bordstrasse 2
6064 Kerns
Text: www.leonardwuest.ch Fotos: Jost Meyerhans und Léonard Wüst
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