Besetzung:
Rezension:
Kann der aktuelle Sologitarrist die Absenz der Gründerlegende Rick Parfitt vergessen lassen? Das war die grosse Frage vor Beginn des Konzertes.
Nach seiner Erkrankung im Sommer 2016 wurde Parfitt ab Oktober durch den irischen Gitarristen Richie Malone ersetzt. Bei einigen Konzerten während des Sommers war Freddie Edwards, der Sohn des Bassisten John „Rhino“ Edwards, für Parfitt eingesprungen. Am 24. Dezember 2016 starb Rick Parfitt in einem Krankenhaus im spanischen Marbella, seinem Wohnsitz, an einer Infektion nach einer Operation.
Status quo bei Status Quo, mit Einschränkungen
Die Ungewissheit war schon bei den ersten Riffs verflogen, der Status Quo ist auch mit Richie Malone gegeben, wenn er auch nicht die „Aura“ eines Rick Parfitt ausstrahlen kann, technisch aber keineswegs hintan steht. Das altersmässig eher reifere Publikum war sofort voll dabei. Status Quo legten unmittelbar los, performten zuerst ein paar eher unbekanntere Songs, bevor sie dann mit „What youre proposing“ ein erstes Ausrufezeichen setzten. Weiter gings mit einigen Coverversionen, bevor ihr UK Nr. 1 Hit von 1975 „Down Down“ einen weiteren Höhepunkt markierte. Die fünf Musiker stampften im 4/4 Takt durch ihre Set List aber eher emotionsarm routiniert. Stimmung kam immer auf, wenn well known Stücke, wie z.B. „Whatever you want“ an der Reihe waren. Mit den ganz grossen Knallern wurde es aber die erste Stunde nichts. Dann aber ihre erfolgreichste Coverversion aller Zeiten “In the army now” der holländischen Produzentenbrüder Bolland & Bolland. Damit war der zweite Teil des Sets richtig lanciert. Ein Set, das den einzelnen Bandmitgliedern auch die Möglichkeit gab, ihre individuellen instrumentalen und gesanglichen Fähigkeiten zu demonstrieren.
Wenn Senioren ihre immer noch vorhandene Weltklasse demonstrieren
Dem 69 jährigen Francis Rossi liegt seine aktuelle „Status‘ Graphite Guitar“ ebenso gut in den Händen, wie seinerzeit die original Fender Telecaster Jahrgang 1957, gekauft 1968 für 70 englische Pfund. Auch weiss er diese immer noch sehr virtuos zu handhaben. Seine Mitmusiker standen ihm in nichts nach und jetzt kam erstmals so richtig Stimmung auf. Besonders spannend wurde es immer dann, wenn Keyboarder Andrew Bown auch eine Gitarre schnappte und sich zu den andern drei Gitarristen an den Bühnenrand gesellte. Dann war er unvermittelt wieder da, dieser fadengrade Rockgitarrensound der magischen 70er Jahre, der ausser den üblichen drei Akkorden nur noch einen Drummer, bei Status Quo Leon Cave, benötigt, der den Rhythmus angibt. Jetzt gings Schlag auf Schlag, Unterbrüche zwischen den einzelnen Songs füllten die Gitarristen, sich abwechselnd, mit ihren Soli. Dann der nächste veritable Hammer mit „Rockin` all over the world“. Dann wurde ausgetrudelt, nach 90 Minuten war das Konzert zu Ende. Damit waren aber die Fans gar nicht einverstanden und applaudierten die Protagonisten noch zu Zugaben, die den gelungenen Abend abrundeten.
Die aktuelle Besetzung der Band
Mitglieder der ersten Band, die es schaffte in 5 verschiedenen Jahrzehnten einen TOP20-Hit in Grossbritannien zu erzielen sind im Moment: Richie Malone (*1986), der „Rick Parfitt Ersatz“, der mit seinen 32 Jahren der klare Junior in dieser Band, dazu die „Rockdinos“ Francis Rossi (*1949), Andrew Bown (*1946), der leicht jüngere John „Rhino“ Edwards (*1953) und der zweitjüngste Leon Cave (*1978). Sie halten die Band am Laufen, die nach den Rolling Stones die meisten Hit-Alben in Grossbritannien hat und hatte, davon 4 Alben, die Nr.1 der Charts wurden.
Fazit des Konzerts der Unverwüstlichen
Sie spielen immer noch den „Geradeheraus-Gitarrenrock“, der seit über 50 Jahren die Massen mitriss und noch immer begeistert, wie sich an diesem Abend, im nicht ganz ausverkauften Zürcher Wädlitempel wieder einmal ausdrücklich manifestiert hat. Für mich immer noch und wieder erstaunlich, dass drei simple Harmonien und ein banaler Rhythmus ausreichend sind, um ein halbes Jahrhundert Rockmusik entscheidend mitzuprägen.
Kleine Fotodiashow des Events von Ruedy Hollenwäger und Léonard Wüst:
Rock meets Classic, Stadthalle Sursee, 17.März 2015: Gianna Nannini als Special Guest, besucht von Léonard Wüst
Support Act The Weight Trailer:
https://www.youtube.com/watch?time_continue=6&v=Gqb9nn-wmk8
Status Quo The Last Night Of The Electrics
https://www.youtube.com/watch?v=8oGGP2Aou94
Text: www.leonardwuest.ch
Fotos: Ruedy Hollenwäger & Léonard Wüst
http://www.abc-production.ch/index
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