Bericht des Eröffnung:
Ein kühler klarer Samstagmorgen, gegenüber der Innsbrucker Hofburg hat sich eine Menschenmenge versammelt, teils in eleganter Kleidung, teils in farbiger Tiroler Tracht. Fahnenspitzen leuchten golden, weisse und schwarze Federn flattern auf Hüten. Touristen recken neugierig die Hälse, Tablets und Handys werden gezückt, Tirol TV filmt. «Gibt scho was her, das Haus» sagt eine Frau zu ihrer Begleiterin. «Jo,» sagt diese, «aber wenn denksch was koschtet het».
Feierliche Zeremonie mit Ehrensalve
«Das Haus» ist das neue «Haus der Musik». Die Eröffnung beginnt mit einem «landesüblichen Empfang“, eine farbige und für Landesunkundige eher überraschende Angelegenheit. Die Ehrengäste haben sich aufgestellt, mit Blick auf die Reihen der Tiroler Traditionsverbände. «Erich» ruft eine Frau aus dem Publikum noch «schauts mal vorne her» Erich, das ist der Architekt Erich Stolz, setzt sich kurz ab aus der Gruppe der Ehrengäste und schaut «vorne her», das Foto ist im Kasten. Dann wird die Front abgeschritten, Befehle werden gerufen, kurz, knapp, militärisch «habt acht, rechts schaut, schultert», Märsche ertönen, es wird mit Säbeln gegrüsst und die Ehrensalve wird abgefeuert, ohrenbetäubend. Dann werden Hände geschüttelt und die Marketenderinnen kredenzen den Ehrengästen das obligate Schnapserl. Kapellen und Fahnenabordnungen ziehen von dannen, spiegeln sich noch in den Fenstern des neuen Hauses. Dann schreiten die Ehrengäste über die imposante Promenade-Treppe im Innern des Hauses unter dem riesigen Lichtobjekt hoch in den grossen Saal.
Die gemeinsame Sprache der Musik
Die Begrüssungs-, Eröffnungs- und Festansprachen der anwesenden Prominenz (Beate Palfrader, Landesrätin für Kultur, Christine Oppitz-Plörer, Vizebürgermeisterin von Innsbruck, Günther Platter, Landeshauptmann von Tirol und Margarete Schramböck, Bundesministerin für Digitalisierung und Wirtschaft) sind angenehm kurz. Ein lang gehegter Wunsch werde wahr, ein Traum gehe in Erfüllung. Durchhaltevermögen, Mut und Überzeugungskraft habe es gebraucht, um diesen Ort der offenen Begegnungen, der Vielseitigkeit und des Ungewöhnlichen zu realisieren. Jetzt ist es vollbracht, aus der grössten Kulturbaustelle Westösterreichs ist die grösste Musik-WG entstanden, wie das Haus auch liebevoll genannt wird, der Hot-Spot der Musikpflege und des Schauspiels. Neue Räumlichkeiten sind geschaffen worden, wo generationen- und genreübergreifend zusammen gearbeitet werden kann, wo Traditionelles vertieft und Neues geschaffen werden soll. Proberäume, Seminarräume, Konzertsäle, Bibliothek und Büros sind unter einem Dach, der gemeinsame Nenner bleibt die Musik.
Musikalisch umrahmt wurde die Feier am Morgen von jenen 10 Vereinen, welche hier nun ein neues Zuhause gefunden haben. Im Eröffnungskonzert am Abend spielte dann das Tiroler Landesorchester Ouvertüren von Werken, welche in der kommenden Saison auf dem Programm stehen. Nicht weniger als 5 verschiedene Dirigenten standen am Pult, die Ehrung eines jungen Schauspielers durch die Freunde des Landestheaters wurde vorgenommen und der hochbegabte 14-jähriger Saxofonist Marton Bubreg bescherte dem Saal die ersten Bravo-Rufe und den ersten tosenden Applaus.
Ein- und Ausblicke
Das Gebäude selber fasziniert durch dunkle, changierende, teils fixe, teils bewegliche Keramiklamellen. Dazwischen riesige Fenster, welche einerseits von aussen direkte Einblicke ins Innere gewähren, andererseits von innen wunderbare Ausblicke. Lichtdurchflutete Proberäume reihen sich aneinander, eine Terrasse bietet spektakuläre Aussicht auf die Hofburg und in die Berge. Im Konzertsaal begeistert das grosse Fenster hinter dem Orchesterpodium. Je nach Lichtverhältnissen ist die riesige Eiche vor dem Haus mal grünes Blättermeer, mal dominieren die dunklen Äste und Stämme. Hunderte Menschen wollten an diesem Wochenende das neue Haus sehen, sogar die frühmorgendliche Führung am Sonntag um 6:00 war restlos ausgebucht.
Musik verbindet über alle Grenzen
Das Blasmusikkonzert am Sonntagmorgen fasste das Credo des Hauses zusammen: Das Verbindende über alle Grenzen und Genres hinweg. Das Landesblasorchester Tirol spielte das persische Märchen «Scheherazade» des russischen Komponisten Rimsky-Korsakov, am Dirigenten-Pult die slowenische Dirigentin Andreja Šolar, an der Sologeige der Armenier Martin Yavryan und auf der Bühne mehrheitlich jüngere Musikerinnen und Musiker, viele in Trachten, Lederhosen und gestrickten weissen Socken – Musik verbindet tatsächlich über die Grenzen hinweg!
Möge dieses faszinierende Haus und dessen neue Bewohner unzählige verbindende, genre- und grenzüberschreitende Momente erleben, wie sie an diesem Eröffnungswochenende stattgefunden haben.
Ein paar Fakten:
Grundsteinlegung November 2015
Kosten zirka 62,5 Mio Euro
15700 m2 Fläche, davon 12900 m2 Nutzfläche,
Räumlichkeiten verteilt über 9 Stöcke (Proberäume, Büros, Bibliothek)
ein grosser Saal mit rund 550 Plätzen, ein kleiner mit rund 100 Plätzen
Das Haus wurde von der Stadt Innsbruck, dem Land Tirol und dem Bund gemeinsam errichtet. Bauträger war die Innsbrucker Immobilien Gesellschaft (IIG).
Vereine im Haus der Musik
Tiroler Symphonieorchester
Festwochen der Alten Musik
Tiroler Volksmusikverein
Universität Mozarteum
Tiroler Landeskonservatorium
Tiroler Landestheater
Blasmusikverband Tirol
Tiroler Sängerbund
Institut für Musikwissenschaft
Musikbibliothek
Text und Fotos
Land Tirol Haus der Musik Impressionen der Eröffung von Gabriela Bucher – Liechti
Fotos und Video
www.haus-der-musik-innsbruck.at