Besetzung:
Guglielmo: Michal Marhold
Ferrando: Nazariy Sadivskyy
Despina: Orsolya Nyakas
Don Alfonso: Todd Boyce
Musikalische LeitungKevin John Edusei
BühneChristoph Schubiger
KostümeMarysol del Castillo
ChorleiterZsolt Czetner
DramaturgieJohanna Danhauser
OrchesterBerner Symphonieorchester
Rezension:
Das muss wohl eine wilde Nacht gewesen sein! Dieser oder ähnliche Gedanken gehen dem Publikum durch den Kopf, als sich der Vorhang mittig der Ouvertüre von «Così fan tutte» lüftet und eine Bar enthüllt. Vier noch halb betrunkene Gäste lümmeln sich auf dem Boden oder über die Theke, während der Barkeeper versucht, Ordnung in das Durcheinander zu bringen. Ob da überhaupt noch was zu retten ist, ist eine andere Frage.
Verführen und verfallen
Die Premiere der Oper von Wolfgang Amadeus Mozart (Musik) und Lorenzo da Ponte (Libretto) fand 1790 in Wien statt. Das Konzert Theater Bern hat den somit doch ziemlich alten Stoff entstaubt und in einer modernen Fassung auf die Bühne gebracht. Die dritte Mozart-da-Ponte-Oper erzählt die Geschichte zweier junger Paare kurz vor ihrer Hochzeit. Die Behauptung des Barkeepers Don Alfonso, dass alle Frauen untreu seien, wollen die künftigen Bräutigame nicht gelten lassen und ihn vom Gegenteil überzeugen. Sie lassen sich von ihm überreden, ihre Verlobten auf die Probe zu stellen. Mit einigen beinahe schon magischen Tricks von Don Alfonso und der Mithilfe seiner Verbündeten Despina können die Frauen der Versuchung aber schlussendlich nicht widerstehen: Die beiden Schwestern finden sich in einer Liebelei mit dem Freund der jeweils anderen wieder.
Spiel mit der Realität
Eine Opera buffa aus dieser Zeit für das heutige Publikum witzig zu inszenieren ist schwierig. Unter der Regie von Maximilian von Mayenburg ist dies aber vollkommen gelungen. Mit kleinen Spielereien wie einer verwirrenden Türklingel oder einer defekten Jukebox bekommen die Zuschauenden einen Sinn für den komischen Gehalt des Stückes. Christoph Schubigers eindrückliche Bühnenbilder entführen in ein fast surreales Universum und lassen die Zuschauer Hals über Kopf in die Geschichte eintauchen. Auch die Kostüme durch Marysol del Castillo hauchen Leben in die Inszenierung ein und reichen von klassisch modern bis zu skurril. Durch den Einsatz realitätsverändernden Brillen wird der klassische Verkleidungstrick, um jemanden zu täuschen, komplett auf den Kopf gestellt. Allgemein punktet die Inszenierung mit zahlreichen liebevollen Details, die das Publikum packen. Alles in allem also eine sehr ausgeklügelte und erfrischende Produktion.
Schauspielerische Glanzleistung
Die Intentionen des kreativen Teams werden durch die Darstellenden sehr glaubhaft umgesetzt. Nicht nur schauspielerisch überzeugen die sechs Hauptrollen auf voller Linie, auch gesanglich zeigen sie Höchstleistungen. Der Chor unter der Leitung von Zsolt Czetner liefert eine gute Performance. Er wird zwar nur sparsam eingesetzt, dafür aber an den richtigen Stellen mit überzeugender Leistung. Auch das Orchester unter Kevin John Edusei brilliert ab dem ersten Takt der Ouvertüre und untermalt die Aufführung sehr stilvoll. Bei einer so wundervollen Performance gibt es nur noch eines zu tun: zurücklehnen und geniessen. So machen es ja schliesslich alle.
Szenenfotos von Tanja Dorendorf
fotogalerien.wordpress.com/2018/11/14/konzert-theater-bern-cosi-fan-tutte-besucht-von-noemie-felber/
Text: www.noemiefelber.ch
Fotos: Tanja Dorendorf https://www.konzerttheaterbern.ch/
http://www.ttfoto.ch/T+T_Fotografie/Startseite.html
Homepages der andern Kolumnisten: annarybinski.ch www.gabrielabucher.ch
leonardwuest.ch Paul Ott:www.literatur.li