Die Sprache der Magyaren – Ein Jahr im Zeichen Béla Bartóks von Anna Rybinski

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MusikWerk 2019

MusikWerk Luzern, der Treffpunkt für die Klassische Moderne feiert ein kleines Jubiläum: Es ist die fünfte Saison, in der die künstlerischen Leiter Beni Santora, Lisa Schatzman und Adrian Meyer jeweils einen bedeutenden Komponisten des 20.  Jahrhunderts  in den Mittelpunkt ihrer Konzertreihe  stellen.

Béla Bartók 1927 Foto Kertész

Viele Kompositionen der Grössten wie Stravinsky, Schönberg, Bartók und  Ravel sind nach wie vor selten auf Konzertprogrammen zu finden. MusikWerk widmet sich diesen rätselhaften und komplexen Werken und stellt sie in dramaturgisch abgestimmten Konstellationen zu- und gegeneinander. An fünf Abenden  werden die Lebensstationen, das Umfeld  und der historische Hintergrund  eines Komponisten nachgezeichnet, mit kammermusikalischen Raritäten,  Bildern, Videos und  Informationen in den Begleittexten. Die Konzertreihe  hat ein eigenes Netzwerk aus hervorragenden Musikern  aufgebaut, das Ensemble Metropolis.

 

Die bisherigen Konzertthemen waren:

2015 «Der Fall Schönberg »

2016  «Die Reisen des Herrn Martinů »

2017  «Dandy aus Ustilug,  Igor Stravinsky»

2018  «Die Schweizer in Paris».

Das letzte Jahr war  den Schweizer Komponisten gewidmet, die  dem deutschen Einfluss entfliehen wollten und ihre geistige Heimat in der französischen  Avantgarde  gefunden hatten:  Arthur Honegger, Conrad Beck und Frank Martin.

Im Mittelpunkt der neuen Saison steht der grösste ungarische Komponist: Béla Bartók

Bartók auf Sammelreise in Ungarn Bartok Archivum

Er entwickelte nach den Jugendjahren einen unverwechselbaren radikalen Stil, dessen Wurzeln trotzdem in der einfachen Volksmusik zu suchen sind. Diese Wurzeln waren mannigfaltig; er sammelte und zeichnete  ungarische, rumänische, serbische, arabische, slowakische, ruthenische, ukrainische und türkische Motive auf. Sein Tonfall hingegen blieb bis zum Lebensende der Tonfall der ungarischen Sprache: das ist der finno-ugrische Zweig innerhalb der uralischen Sprachfamilie. Der ungarische Duktus – das Charakteristikum beim Schreiben und beim Sprechen dieser kleinen Ethnie – wurde in seinen Werken musikalisch verewigt.

Bartók in Anatolien MTA Bartók Archivum

Bartók beginnt seine Karriere als Konzertpianist, Komponist und Hochschulprofessor. Bald hat er jedoch seine wichtigste Berufung gefunden: das Sammeln und Analysieren von Bauernmusik. Er  bereist die Länder  der Habsburger Monarchie vor dem 1. Weltkrieg, später sammelt er Lieder auch in Anatolien, Ägypten und Norwegen. Das Konzertleben und der Unterricht werden von ihm eher als Broterwerb empfunden, während Volksmusik und Komponieren zu einem untrennbaren Ganzen zusammenwachsen.

Diese Zeilen sind quasi das Glaubensbekenntnis von ihm:

 „Meine eigentliche Idee, der ich mir – seitdem ich mich als Komponist gefunden habe – vollkommen bewusst bin, ist die Verbrüderung der Völker, eine Verbrüderung trotz allem Krieg und Hader. Dieser Idee versuche ich – soweit es meine Kräfte gestatten – in meiner Musik zu dienen; deshalb entziehe ich mich keinem Einfluss, mag er auch slowakischer, rumänischer, arabischer oder sonst irgendeiner Quelle entstammen. Nur muss die Quelle rein, frisch und gesund sein!“

                                                                                         Béla Bartók 1931

Die Konzerte

Bartók unterwegs nach Amerika

Sie finden 2019 wiederum im Zentrum MaiHof statt, das ideale akustische Voraussetzungen für das Repertoire von MusikWerk Luzern bietet. Erfreulicherweise ist auch die  Jugend vertreten: In Juni mit der Luzerner Kantorei, in Oktober mit der Klavierfachschaft der Musikschule Luzern.

9. Februar 19.30: Um das Jahr 1905

Der junge Bartók ist  stark  inspiriert von den Impressionisten  Debussy und Ravel.  In Ungarn ist selbstverständlich Franz Liszt der grosse Doyen und die Zigeunermusik  ist allgegenwertig. Diese Einflüsse auf den Komponisten waren prägend: auf dem Programm stehen Werke von Liszt, Debussy,  und dem jungen Bartók.  Und ein Schuss feurige Zigeunermusik!

30. März 19.30: Der Wendepunkt

Wie eine Offenbarung muss die erste Berührung mit der echten Volksmusik auf Bartók gewirkt haben.  Mit der weltberühmten Volksmusikgruppe MUZSIKÁS wird das Konzert ein besonderes  Hörerlebnis bieten: Kein Ensemble hat sich in Ungarn die authentische Volksmusik mehr zu Eigen gemacht als diese vier Musiker. Wir können nachvollziehen, wie Bartók vor mehr als hundert Jahren den Klängen der Bauern gelauscht hatte.

Auf dem Programm stehen ausserdem Werke von Béla Bartók und Zoltán Kodály.

22. Juni 19.30: Natur, Folklore und Avantgarde

Sie verschmelzen bei Bartóks moderner Tonsprache  zu einer einzigartigen Synthese. Selbst in seinen komplexesten Werken schafft es Bartók, Elemente der Volksmusik mit ausgeklügelter Kontrapunktik zu kombinieren.

Auf dem Programm stehen Werke von Béla Bartók und Zoltán Kodály.

Die Luzerner Kantorei wird  die einzigartigen Volkslieder-Bearbeitungen für Kinderchöre der beiden Komponisten singen.

26 . Oktober 19.30:  Freundschaften

Ernst von Dohnányi  als Pianist und Komponist  galt als eines der grossen Wunderkinder des Jahrhunderts. Bartók hingegen war noch Gymnasiast in Pressburg, als sie sich kennenlernten. Später setzt sich Dohnányi für seine Werke ein. Die Freundschaft zu Kodály war ganz anders geartet: Sie beide verband die Liebe und Leidenschaft zur Volksmusik, die sie  zu Tausenden sammelten und katalogisierten.

Künstlerische Leitung von MusikWerk Luzern

Werke von diesen drei Komponisten stehen auf dem Programm.

In einem Vorkonzert um 18.30  ist die Musikschule Luzern zu Gast:  Wir hören Klavierstücke, die Bartók und Kodály für die Jugend komponierten.

  1. Dezember 19.30: Kontraste

Drei Meisterwerke von Bartók schliessen die Konzertreihe ab; sie sind von sehr unterschiedlichem Charakter und doch unmissverständlich  von derselben Hand geschaffen.

Die Sonate für 2 Klaviere und Schlagzeug

Kontraste für Violine, Klarinette und Klavier

Streichquartett Nr.5

Text und Fotos : annarybinski.ch/

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