Besetzung: Claudio Baglioni und Band
Rezension:
50 Jahre Musik, 60 Millionen verkaufte Exemplare auf der ganzen Welt. Das sind die wesentlichen Zahlen der einzigartigen und unvergleichlichen Karriere von Claudio Baglioni.
Der am 16. Mai 1951 geborene Römer zelebriert einen sanft – lyrischen Italo Soft Pop Rock. Claudio Baglioni ist Musiker, Autor und Interpret. Wie kein anderer hat er es geschafft, von den späten sechziger Jahren bis heute, eine Generation nach der anderen zu erobern. Mit seinem populären, melodischen und verfeinerten Repertoire, in dem er Songwriting und Rock, internationale Klänge, Weltmusik und Jazz verschmelzen lässt, gelingt es ihm seit über 50 Jahren die italienische Musikge-schichte mit zu prägen.
Der Durchstart 1972 mit dem Album „Questo piccolo grande amore“
Mit dem Album „Questo piccolo grande amore“ (1972) und dem gleichnamigen Titelsong setzte ein bis heute anhaltender Erfolg ein; insgesamt stand Baglioni zwölfmal an der Spitze der Albumcharts. Drückte er in seiner Musik anfangs hauptsächlich „unter Jugendlichen verbreitete Gefühle“ aus, wandelte sich sein Stil im Verlauf der Jahre zu einem immer reiferen und stärker artikulierten musikalischen Feingefühl. Dass er nicht, wie viele seiner Sangeskollegen, auch sozialkritische Aussagen in seinen Liedern machte, schadete seiner Popularität nur kurze Zeit. Nichtsdestotrotz hat er bis heute eine Protagonistenrolle in der italienischen Musikszene beibehalten.
Baglioni schrieb auch Filmmusik und wurde oft gecovert
Einige seiner Lieder wurden auch von andern italienischen Sangesgrössen, wie z.B. Mia Martini und Rita Pavone gecovert. Im Jahr 1972 komponierte Baglioni drei Lieder für den Film Bruder Sonne, Schwester Mond des Regisseurs Franco Zeffirelli. Mit dem Titellied „Fratello sole, sorella luna“ gelang ihm der erste Singleerfolg in den Charts. Außerdem landete Rita Pavone mit dem von ihm geschriebenen Lied „Bonjour la France“ einen grossen Erfolg in den französischen Charts. Den Durchbruch bedeutete für Baglioni jedoch sein drittes Album „Questo piccolo grande amore“. Im Jahr 2003 wurde Baglioni von Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi mit dem Verdienstorden der Italienischen Republik(Komtur) ausgezeichnet.
Konzert auf dem Petersplatz in Rom als Höhepunkt einer glanzvollen Karriere
Zur Millennium Feier in Rom wurde Claudio Baglioni die unglaubliche Ehre zuteil, das einzige Popkonzert, das je auf dem Petersplatz stattgefunden hat vor 300.000 Zuhörern und Papst Paul II. zu geben. In der NZZ wurde der Barde mal so beschrieben: Eine italienische Freundin beschreibt ihn so: Claudio Baglioni ist Teil des nationalen Kulturerbes wie die Pizza. Der Vergleich ergibt Sinn. Wie das Holzofengebäck repräsentiert Baglioni geschmackvolle Einfachheit, folkloristische Italianità – und wird weltweit geschätzt.
Grosser Aufwand für die Jubiläumstournee
Mit seinem Jubliläumsalbum «50 Anni Al Centro» ist der Sänger nun auf grosser Tournee. Der Startschuss zur AL CENTRO Tour wurde überall sehnlichst erwartet. Im Oktober 2018 startete Claudio Baglioni in den grössten Arenen Italiens und tourt nun durch ganz Europa, wo es ja fast überall grössere „Italodiasporas“ gibt, durch deren Einwanderung als Gastarbeiter ab den 1950er Jahren. Bei den Italienern in der Schweiz ist der Liedermacher besonders beliebt, weil er als einer von ihnen gilt. Baglioni entstammt einfachen Verhältnissen, wuchs in einer Vorstadt Roms auf.
Ein Mix aus Commedia dell`Arte, Cirque du Soleil und Las Vegas Show
Claudio Baglioni hat sich in den letzten Jahrenzehnten gewandelt: Aus dem einfachen Nachbarjungen in Jeans und T-Shirt ist ein stets gebräunter Anzugträger geworden. Seine Texte sind nun doch etwas tiefgründiger. Ob der beste Baglioni aber der frühe Baglioni war, darüber streiten sich die Fans nicht. Für diese zählt das hier und jetzt und sie saugen die Canzone förmlich auf, singen mit, illuminieren alles mit ihren Handys, stehen auf und schwenken die Arme im Rhythmus, jubeln durchaus auch mal. Dank der Bühne im Zentrum bei 360 Grad aufgestellt, liess sich zusammen mit dem Künstler ein halbes Jahrhundert seiner unvergesslichen Erfolge zurückverfolgen. Ein Instrumental-Track, der eigens als Soundtrack für 50 Jahre Karriere komponiert wurde gibt dem Publikum neue und aufregende Einblicke in das Schaffen des Künstlers: kein neuer Popsong, sondern eine echte Instrumentalsuite, die das Herzstück der außergewöhnlichen Tour „Al Centro“, der Super-Show ist. Nachgezeichnet wird die 50-jährige Beziehung zwischen Claudio Baglioni und der Musik, aber auch die unerschöpfliche und intensive Beziehung zwischen seiner Musik und der Sprache, Sitte und Kultur seines Heimatlandes Italien. Eine emotionale Reise zwischen Musik und Bildern, mit einer spektakulären Besetzung von über 40 Mitwirkenden, Musiker, Schauspielern, Tänzern.
Ein spektakuläres Bühnenbild nach dem andern
Der Showverantwortliche von Baglioni verwandelte das Hallenstadion in einen Kultur- und Kunstraum, versammelte um den Sänger eine Supergruppe gestaltete so eine großartige Performance. Die Musiker waren nicht als Gruppe kompakt an einem Ort, sondern rund um die quadratische Bühne aufgereiht, aufgeteilt in kleine Grüppchen. So waren die Bläser zusammen mit der Keyboarderin, die Streicher bildeten mit einem Gitarristen eine Einheit, je ein Schlagwerker war rechts und links der Bühne. Einzelne Musiker performten auf dem Podium, inmitten der Tänzer und den mystischen Gestalten aus der Commedia dell`Arte Welt, Gaukler, Pierrots usw. All diese Figuren und Tänzer wirbelten über die Bühne, zu jedem Bühnenbild in andern Kostümen, die Lichtshow in wechselnden, auf die Bühnenrequisiten angepassten passenden Farben. Hätte der Sänger einmal den Text nicht mehr gewusst, wär das wohl kaum aufgefallen, so inbrünstig, lautstark und sehr textsicher sang das Publikum mit.
Konzert war ein Volltreffer mit begeistertem Auditorium
Das ganz spezielle Bühnenlayout im Zentrum des Hallenstadion mit dem 360Grad Entertainment-Erlebnis, ein Sänger in Hochform mit einer Band auf Augenhöhe, Darsteller und Tänzer in passenden Outfits erfreute die begeisterten Fans, die den Grande des Italo Soft Pop, und ein bisschen auch sich selbst, ausgiebig feierten, Der italienische Superstar musste selbstredend auch noch eine Zugabe geben.
Text und Fotos: Léonard Wüst www.leonardwuest.ch
Fotos: http://www.abc-production.ch/index, Léonard Wüst, Ruedy Hollenwäger
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