Ausführende und Programm:
Joris Van den Hauwe Oboe Luz Leskowitz Violine
Vladimir Mendelssohn Viola Solenne Païdassi Violine
Michala Petri Blockflöte
Ingemar Brantelid Violoncello
David Geringas Violoncello
Mette Hanskov Kontrabass
Misa Hasegawa Klavier
Joren Pritchin Violine
Joachim K. Schäfer Trompete
Wolfgang Amadé Mozart 1756 – 1791 Ouvertüre zur Oper “Le nozze di Figaro für Streicher, KV 492
Ernest Krähmer * 1795, † 1837“Variationen über ein beliebtes Thema aus der Oper
Vincenzo Bellini 1801–1835 Konzert für Oboe und Streicher in Es-Dur Larghetto cantabile – Allegro alla polonese
Giuseppe Verdi 1813 – 1901 “Fantaisie sur Aïda” für Trompete, Klavier und Kontrabass in B-Dur
Gioachino Rossini 1792 – 1868 Aus dem Duo für Violoncello und Kontrabass der 1. und 3. Satz
Allegro – Allegro zingarese
Jules Massenet 1842 – 1912 Méditation aus der Oper “Thais” für Violine und Klavier
Richard Strauss 1864 – 1949 Romanze für Violoncello und Orchester in F-Dur, Version für Violoncello und Klavier
Andante cantabile
Georges Bizet 1838 – 1975 “Carmen-Fantasie” für Violine und Klavier in der Bearbeitung von Franz Waxman (1906-1967)
Rezension:
Nachvollziehbar, dass der Salzburger Festivalverantwortliche ein Werk seines Lands- gar Stadtmannes Mozart für den Start ins Konzert gewählt hatte. Eine Melodie, die das Publikum unvermittelt fesselt und so richtig in Stimmung brachte für den folgenden zweiten Konzertabend des Rellinger Maifestivals.
Ernest Krämer, Variation über ein Thema aus „Die weisse Dame“ von F. A. Boieldieu
Michala Petri musste, aufgrund ihrer, bedingt durch eine Verletzung, nicht uneingeschränkt belastbarer Schulter, kurzfristig das vorgesehene Programm umstellen und intonierte mit ihren Blockflöten zwei andere Werke. Sie tat dies mit der ihr eigenen Souveränität einer wahren Meisterin ihres Fachs, eingebettet in den Klangteppich des sie begleitenden Ensembles, belohnt vom Auditorium mit einem kräftigen Beifall.
Vincenzo Bellini, Konzert für Oboe und Streicher
Einen Joris Van den Hauwe in Hochform präsentierte sich uns bei dieser Bellini Komposition, einem „Belcanto“ der Oboe. Das 1823 in Neapel entstandene Werk blieb Bellinis einziges Oboen Konzert, träumte er doch schon damals davon, der bekannteste Opernkomponist Italiens zu werden. Bestehend aus einer pathetischen langsamen Einleitung für Orchester, einem langen, kantablen Oboen Solo und einem virtuosen Hauptteil, den Bellini als brillante Polonaise anlegte. Von besonderer Schönheit ist das Larghetto cantabile, dessen lang gezogene Oboen Melodie Bellinis schönste Belcanto-Arien vorwegnimmt. Dem markanten Intro durch die Streicher folgte die Themaübernahme, die Joris Van den Hauwe glasklar intonierte, die kur-hüpfenden kurzen Läufe optimal präzis platzierte, genauso wie die fast sentimentalen überschwänglichen Sequenzen. Die Streicher blieben dabei immer diskret zurückhaltend, ermöglichten so ihrem Solisten, seine Qualitäten in angemessener Lautstärke zu demonstrieren, ohne „schreierisch“, gar „quengelnd“ werden zu müssen. Die barocken Einflüsse, auf Albinoni verweisend, in Bellinis Werk traten dadurch auch sehr deutlich hervor, was dem ganzen einen zusätzlichen Reiz verlieh. Das Publikum belohne die Protagonisten denn auch mit einem vierdient langen Applaus.
Guiseppe Verdi, Aida-Fantasie und Traviata Brindisi-Arie
In dieser, fast Potpourriartigen Darbietung, die oft auch mit Klarinette anstelle der Trompete gespielt wird, kam Pianistin Misa Hasegawa, die sich sonst eher in Zurückhaltung üben und fast etwas im versteckten bewegen musste, nebst der Trompete eine tragende Rolle zu. Wie der Titel versprach eine sehr fantasievolle Interpretation, mit gekonntem Wechselspiel der Protagonisten bevor im Finale Trompetensolist Joachim Schäfer mit dem ultimativen Triumphmarsch als Höhepunkt brillierte. Das begeisterte Publikum bedankte sich mit stürmischem Applaus.
Gioachino Rossini 1. und 3. Satz aus Duo für Violoncello und Kontrabass
Rosinis Jugendwerk ist eine eingängige Komposition mit einem gewissen „Ohrwurm-Potenzial“, hier mit leichter Artikulation und erfreulich wenig Vibrato intoniert. Der Klang war transparent, in den schnellen Sätzen dominierte die Spielfreude. Das einleitende Allegro in D-Dur beginnt mit einem leisen Tremolo, wie ein Gewitter, das sich von Ferne ankündigt. Gleich darauf poltern beide Instrumente mit kräftigen Abgängen los, so als würde sich das Gewitter plötzlich entladen. Freundlicher wirkt der Nachsatz, geradezu schmeichelnd das Seitenthema des Cellos, das vom Bass beantwortet wird. Danach stürzen sich beide Spieler wieder in die getürmten Klangwogen des Gewitters. Durchführung und Coda werden durch absteigende Pizzicato-Akkorde angekündigt – eine Rossinische Pointe wie so viele in diesem Satz.
Das abschliessende Allegro zingarese, ein „Zigeunerallegro“ im Rhythmus einer Polonaise. Das munter in die Beine fahrende Thema wird von stürmischen Episoden abgelöst, in denen Rossini beiden Spielern wiederholt das dreifache Forte gestattet. Einem Kontrabassisten musste er das nicht zweimal sagen: Zitat von M. Osbourne, bekannter Musikkritiker: „Rossinis Sinn für die Farben des alten Bassinstruments und dessen Fähigkeit, grummelnde gute Laune auszudrücken, zeigt sich im Finale dieses Werkes deutlich“. Das Zusammenspiel von Cello (Ingemar Brantelid) und Kontrabass (Mette Hanskow) war äusserst gefühl- und rücksichtsvoll, keines der Instrumente war dominant, musikalische Harmonie auf höchstem Niveau, was das Auditorium mit viel Applaus zu würdigen wusste.
Ein absoluter Höhepunkt Jules Massenets -Meditation aus der Oper Thais.
Die Meditation, die nach Violinsolokonzerten gerne als Zugabe gewährt wird, hatte an diesem Abend für einmal nicht die Rolle des Mauerblümchens und Lückenfüllers. Dank Luz Leskowitz stand das Werk im imaginären „Rampenlicht“ und erstrahlte in demselben. Ausdrucksstark, mit Verve und viel Einfühlvermögen zelebrierte er diese kostbare „Petitesse“ der Musikliteratur. Auch ohne die bei Orchesterkonzerten üblichen gezupften Harfenklänge, die von den Celli übernommen wurden, überzeugte die innige, wehmütige Interpretation. Vor allem, wenn die Partitur in hohe Lagen führte, die der Solist glasklar setzte, zeigte sich die hohe Kunst seines Geigenspiels und schlussendlich streichelte der Salzburger Altmeister die eindringliche Melodie gefühlvoll zu Ende. Wunderbar unterstützt von seinen Mitmusikern und gewürdigt mit stürmischem Applaus vom beeindruckten Publikum war das einer der Höhepunkte des diesjährigen Maifestivals, das an Trouvaillen wahrlich nicht arm war.
Richard Strauss „Romanze“ und „Morgen“ für Cello und Klavier
David Geringas im kongenialen Zusammenspiel mit Misa Hasegawa, erlebten wir bei der nächsten Darbietung. Der Eröffnung der Sonate mit ein paar kurz gesetzten Klavierharmonien, folgt die Themaübernahme durch das Cello. Dann kommen dramatische Sequenzen mit kurzen Klavierläufen, gefolgt von ebensolchen auf dem Streichinstrument, bevor sich die beiden Instrumente vereinen und der Cellist das Thema weiter moduliert, unterlegt von feinen Klavierakkorden, bevor die Pianistin kurz das Diktat übernimmt, danach vereint man sich wieder im harmonischen Zusammenspiel. David Geringas setzt sanfte, sehr schöne Tremolo, lässt auch mal kurz Brummen um sich danach wieder in Höhen zu schwingen, während Misa Hasegawa, durch die im Grossen und Ganzen doch eher bedächtige, aber keinesfalls weniger beeindruckende Komposition, mit sanften Klaviervariationen den Cellisten äusserst beeindruckend supportiert. Der Meister am Cello seinerseits demonstrierte eindrücklich, wieso dieses Instrument einen ganz besonderen Stellenwert im Orchester hat, noch ausgeprägter in einer Kammermusikformation. Das Auditorium zeigte sich sehr beeindruckt und belohnte die beiden mit langem kräftigem Applaus.
Georges Bizet Carmen-Fantasie von Franz Waxmann
Weniger oft gespielt als die Version von Pablo Saraste, aber mindestens ebenso virtuos und eine grosse Herausforderung für den Solisten, in diesem Fall Aylen Pritchin. Animiert durch das fulminante Intro durch Pianistin Misa Hasegawa, spielte sich der junge Vietnam Russe in einen wahren Spielrausch, zündete ein Feuerwerk der überschäumenden Spielfreude. Furios brauste er durch die Partitur, dabei immer äusserst präzis, nicht die geringste „verschwommene“ Passage, ohne die kleinste Unsicherheit, immer unterstützt durch die souveräne junge Japanerin am Klavier. Aber auch in den etwas weniger rasanten Zwischenstücken glänzte Pritchin mit viel Selbstvertrauen, Eleganz, Souplesse, aber auch einer Prise Verschmitztheit und Selbstironie. Die beiden jungen Musiker warfen einander die Töne und Melodiefragmente nur so zu, ein hin und her, dann wieder ein Miteinander, das schlussendlich in einem effektvollen virtuosen Steigerungslauf ins Finale führte. Gefeiert vom begeisterten Publikum strahlten die Protagonisten um die Wette, ohne dabei ihre gewisse natürliche Schüchternheit zu verlieren.
Was der Junge Violinist Aylen Pritchin so drauf hat, bewies er auch Mitte Juni im Finale beim Tschaikowsky Wettbewerb in Moskau
https://tch16.medici.tv/en/replay/final-with-aylen-pritchin/#filter?candidate=295
Text: Leonardwuest.ch
Fotos: http://www.mrk-rellingen.de und http://www.luz-leskowitz.at/index.html
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