Besetzung Tanz Luzerner Theater: Zach Enquist, Carlos Kerr Jr., Aurélie Robichon, Tom van de Ven, Andrea Thompson, Giovanni Insaudo, Sandra Salietti, Valeria Marangelli, Louis Steinmetz, Janne Boere, Francesco Morriello, Hayleigh Smillie, Emelie Söderström
Rezension:
Alles was Rang und Namen, ein Premieren-Abo oder in irgendeiner Form einen Bezug zum «Tanz Luzerner Theater» und zu Kathleen McNurney hatte, war zur Jubiläumsgala erschienen. Da wurde umarmt, geküsst, auf Rücken geklopft, an festlichen Roben gezupft, an Krawatten genestelt, gelacht und geredet in allen möglichen Sprachen. Mitten drin eine strahlende Kathleen McNurney im schwarzen Kleid mit rosa Oberteil. Die Farbe Rosa zog sich durch den ganzen Abend, auch wenn sie, laut Intendant Dominik von Peter, nicht unbedingt Kathleens Lieblingsfarbe sei. McNurney relativierte dies später aber etwas. «Crescendo!» hiess der Galaabend und Crescendo gings auch zu im Foyer des Theaters, wohl nicht zuletzt wegen des zum Empfang offerierten – rosa – Crémants und des Weissweins.
Drei P’s für eine Ballettmeisterin
So gesehen war es fast eine Erlösung, als der Theatersaal seine Türen öffnete. Dort führte Kurt Aeschbacher als Moderator gewohnt professionell, sympathisch und perfekt vorbereitet durch den Abend. Die verschiedenen Gratulanten (Intendant von Peter, Stiftungsratspräsidentin Aufterbeck Sieber, Stadtpräsident Züsli) und Überraschungsgäste (Choreograf Reischl und Direktor Ballett Theater Basel Wherlock) waren gebeten, drei Adjektive für McNurney zu finden. Intendant Dominik von Peter (mit notabene rosa Hosenträgern) wählte die drei P’s «perfekt, professionell und pragmatisch» dazu kamen im Lauf der Gratulationen unter anderem «international, inspirierend, irre gelenkig, highly moving, highflying, fördernd, fordernd, erfolgreich, experienced, visionary und dynamisch. »
Dreissig Produktionen
Kathleen McNurney hat den Tanz in Luzern etabliert und sich und ihrer Kompanie einen Namen gemacht, weit über die Region hinaus. Mit sehr wenig hat sie sehr viel erreicht, zeigt immer wieder Neues und hat unzähligen jungen Tänzerinnen, Tänzern und Choreografen eine Chance gegeben. Video-Einspielungen ihrer 30 vergangenen Produktionen zeigten nochmal auf, was für eine unglaubliche Vielfalt an Ausdrucksformen, Geschichten und Emotionen sie in diesen zehn Jahren zusammen mit ihrer Truppe und den Choreografen auf die Luzerner Bühne gezaubert hat.
Zwischen den Gratulationen war selbstverständlich Tanz angesagt: Diverse Stücke der letzten 10 Jahre, alle ganz unterschiedlicher Natur, wurden neu einstudiert. «Sortijas», ein Pas de deux von Cayetano Soto, fünf berückend schöne Minuten voller Intensität zur melancholischen Stimme von Lhasa da Sela. «Äffi» von Marco Goecke, ein Solo, zu Songs von Johnny Cash. Der Tänzer (ein herausragender Louis Steinmetz) versucht, sich mit höchst komplexen, virtuosen Bewegungsabläufen aus seinem Körper zu befreien, das geht unter die Haut. Und, man erlaube die Wiederholung der Bemerkung anlässlich der damaligen Premiere; es fällt auch beim zweiten Mal schwer, den Blick von diesem perfekt gebauten Rücken zu lösen! Als Gegenstück «7,8.» von Georg Reischl, ausgelassen, rasant, jung und frech. «Niflheim» des Taiwanesen Ming-Chien Li ist inspiriert von der asiatischen Mythologie und von Action-Filmen. Kraftvoll, magisch und grossartig, wenn die Tänzer mit ihren schwarz-goldenen Röcken wie Derwische über die Bühne wirbeln. Als letztes der schwebende, poetische, hingehauchte Pas de deux «White fog lifting» von Patrick Delcroix.
Jedes einzelne Stück wurde frenetisch beklatsch und gefeiert. Die Kompanie hat ihr eigenes Publikum, eine treue und begeisterungsfähige Fangemeinde, die an diesem Abend «ihr» Ensemble feierte. Die Tänzerinnen und Tänzer schienen den Erfolg zu geniessen, selten hat man sie so offensichtlich strahlen gesehen.
Rosa bis zuletzt
Kathleen McNurney zeigte sich abschliessend höchst erfreut über die Gala. Genauso habe sie sie haben wollen. Bevor es zur Premierenfeier ging – mit dunkelrosa Risotto und rosa Cupcakes – versammelten sich alle Tänzerinnen und Tänzer zum letzten Stück, zum Grande Finale mit «Let’s dance» frei nach David Bowie (und Georg Reischl), riefen ihre anwesenden früheren Kolleginnen und Kollegen auf die Bühne und verabschiedeten sich vor einer rosa Bühnenwand und unter goldenem Papierschnipsel-Regen tanzend vom begeisterten Publikum.
Ein lustvoller, unterhaltsamer, bewegender Abend, der in Stimmung, Ausdruck und Begeisterung aufzeigt, was Kathleen McNurney möglich gemacht hat in Luzern. Möge sie dem Theater und uns noch lange erhalten bleiben und ihre Tanz Fans weiterhin begeistern. Danke Kathleen!
«Crescendo!» wird wiederholt am 12. Mai und 9. Juni
Text: www.gabrielabucher.ch Fotos: Ingo Hoehn luzernertheater.ch