Instandstellung des alten Sustenweges steht vor der Vollendung

Spread the love

Enlang des alten Sustenweges sind die Abeiten voll im Gang

In Wassen weht ein Hauch Vergangenheit, das weltberühmte Kirchlein, der prächtige Dorfbrunnen, schmucke Stein- und Holzhäuser. Das Land Uri zog hier den Zoll für die Waren über den Gotthard- und den Sustenpass ein. Der zum Teil mit Steinen und Steinplatten belegte Alte Sustenweg von Wassen bis zur Passhöhe gehört mit seinen Brücken zu den Schutzgütern von nationaler Bedeutung. Vom Sustensaumpfad sind namhafte Reste im Gebiet Mätteli oberhalb von Wassen und in den Chelen unterhalb der Passhöhe zu finden.

Sagenhafte Begegnung

Jahrhunderte lang war der Susten durch Befestigungen gesichert, vor Savoyen im Westen, vor möglichen Angriffen aus dem protestantischen Bern. Ein Zeitzeuge ist die Ruine der Meienschanz, 1618 errichtet, ein Heimatschutzobjekt von kantonaler Bedeutung. Die Sperrmauer hätte im Ernstfall auch die Meienreuss gestaut und den Saumweg unter Wasser gesetzt. Ebenfalls am Alten Sustenweg befindet sich der Weiler Färnigen mit dem Brückenheiligen Johannes Nepomuk geweihten Kapelle. In einer Urner Sagen, gesammelt von Josef Müller, Kurat am Kantonsspital Uri, heisst es: «Es waren die Franzosen, die über den Susten kamen, um die Österreicher in der Meienschanz anzugreifen.» Es sei dort zu einem Gewehrfeuer gekommen. In der Nähe des Soldatengrabes sei es nicht geheuer, «und es hat dort zuweilen Leute bestellt». Ein geheimnisvolles, nächtliches Licht habe schon manchen Wanderer in die Steingand hinauf oder in die Irre geführt.

Zeitzeugen im Meiental

Verkehrsgeschichtlich ist der Sustenpass ein nationaler Sonderfall. Das hat mit der Linienführung zu tun, sei es aufgrund des alpinen Kommerzialstrassenbaus des frühen 19. Jahrhunderts, sei es als Touristenstrasse aus dem 20. Jahrhundert. Sie ist als eine der letzten Passübergänge von polnischen Integrierten und Truppen im Zweiten Weltkrieg völlig neu angelegt worden. Die Sustenpassstrasse gilt als Musterbeispiel einer modernen Strasse für den Autotourismus und als ein besonders gut in die wilde Alpenwelt eingebettetes Zeichen des Fortschritts. Die 1946 eröffnete Sustenstrasse führt über den Pass ins Berner Oberland nach Interlaken. Die Gründe für den Bau waren die Förderung des Fremdenverkehrs, strategisch militärische Überlegungen und die Wirtschaftsförderung im Berggebiet. Bei der Ausführung wurde akribisch darauf geachtet, «das Bauwerk so zu formen, dass es mit der erhabenen Landschaft zur Einheit werde». Konsequenterweise sind alle Stützmauern mit Natursteinen verkleidet, und um einen möglichst hohen touristischen Erlebniswert zu erreichen, wurde die Strasse mit einer maximalen Anzahl von Tunnels, Felsdurchstichen, Brücken, Aussichtsplätzen und sogar einem künstlichen Wasserfall ausgestattet.

Naturnahes Erlebnis

Der alte Sustensaumpfad führt von Wassen über eine enge Gasse zur Meienschanz. Er durchquert im unteren Abschnitt eine natürliche Schlucht-, im oberen Teil eine naturnahe Kulturlandschaft mit kleineren Auengebieten. Durch den Bergwald und entlang der schäumenden Meienreuss erreichen man den Weiler Husen und das Dörfli Meien. Der breite Sustenweg führt nach Fürlaui und Färnigen. Das wildromantische Meiental zeichnet sich durch einzigartige Landschaftstypen wie feuchte Mulden, trockene Kuppen, Trockenmauern und kleinräumige Landflächen aus. Traditionell ist der Meientaler Holzhag, ein Handwerk aus dem Alltag der Bergbauern. Bei Färnigen steigt der Weg leicht an und verläuft an der Hinterfeldalp vorbei zur Guferplatten. Der letzte Wegabschnitt zum Sustenpass wird merklich steiler und schlängelt sich auf zahlreichen Serpentinen bergauf. Bemerkenswert sind die Trockenmauern mit steinernen Querabschlägen. Kurz vor der Passhöhe wurde, um eine gleichmässige Steigung zu erhalten, an zwei Stellen das Wegtrassee auf einen Damm gelegt und mit Randpflästerungen begrenzt.

Im Bundesinventar

Heute ist die Strecke im Bundesinventar der historischen Verkehrswege der Schweiz (IVS) aufgeführt. Neben seiner historischen Bedeutung ist der Weg für den Urner Tourismus wichtig. Die Route gilt unter Wanderern und Bikern als beliebtes Ausflugsziel und ist als Hauptwanderweg sowie als nationale Mountainbike-Route klassiert. Darüber hinaus sind Landwirte auf den alten Sustenweg angewiesen, denn dieser erschliesst die verschiedenen Weiler.

Das Objekt soll mit seiner ganzen Substanz ungeschmälert erhalten werden. Ziel ist der Erhalt und die Wiederinstandstellung der historischen Substanz des Weges sowie die Erhaltung der Nutzung als attraktiver Wander- und Bikeweg. Die Wegoberfläche ist durchwegs in einem guten Zustand. Dagegen weisen die wegbegleitenden Strukturen wie Trockenmauern und Steinhaufen Mängel auf. Trockenmauern auf einer Länge von rund 12,3 Laufkilometern sind sanierungsbedürftig. Teilweise müssen Mauerabschnitte wiederaufgebaut oder ersetzt werden. Es werden auch Entwässerungsrinnen ersetzt, Randabschlüsse gemacht, Brücken saniert und Holzzäune aufgewertet. Das Projekt umfasst auch umfassende ausserordentliche Unterhaltsarbeiten sowie die Sanierung der wegbegleitenden naturnahen Elemente und Wanderweginfrastrukturen.

Sanierung in vier Etappen

Auftraggeber der Sanierung alter Sustenweg ist der Kanton Uri, unter der Federführung der Justizdirektion, kantonale Wanderweg- und Bikefachstelle. In der Januar Session 2016 bewilligte der Urner Landrat den Kredit für die Sanierung des alten Sustenweges. Die Projektkosten belaufen sich auf rund 580’000 Franken. Beiträge leisten das Bundesamt für Strassen, der Kanton Uri, die Korporation Uri, die Gemeinde Wassen, die Gemeinde Bodmigen, die Hans Z`graggen-Stiftung, der Fonds Landschaft Schweiz, die Ernst-Göhner-Stiftung, die Dätwyler Stiftung und Albert Koechlin Stiftung. 2016 wurde die erste Etappe der Sanierungsarbeiten am alten Sustenweg in Angriff genommen. 2019 kann das Projekt mit den Massnahmen der vierten Etappe abgeschlossen werden.