Am 30. Juni begann in Sursee im Kanton Luzern das, was man mit Fug als Festival für den englischen Maler des 19. Jahrhunderts William Turner bezeichnen kann. Das Museum Sankturbanhof eröffnete die Ausstellung «Traces to Turner», für die sich drei Künstlerinnen und Künstler auf die Spuren des Lichts in der Landschaftsmalerei von William Turner machten.
William Turner, der englische Maler des frühen 19. Jahrhunderts, legt seine Spuren immer noch bis in die Innerschweiz.
Luzern veranstaltet dieses Jahr zum 200-Jahr-Jubiläum der Kunstgesellschaft eine Ausstellung unter dem Titel «Turner – Das Meer und die Alpen». Da kommen etwa hundert Werke des berühmten Künstlers aus dem Anfang der romantischen Landschaftsmalerei zusammen, zum Teil aus der Sammlung des Luzerner Kunstmuseums, zum überwiegenden Teil aber aus europäischen Sammlungen, im Besondern aus der Londoner Tate.
Dieses wichtige Kunstereignis strahlt in der Folge auf die ganze Zentralschweiz aus, mit Konzerten und Vorträgen, mit Ausstellungen und Performances. Rund 50 Veranstaltungen zwischen Altdorf und Sursee sind angesagt. Die erste Ausstellung wurde am 30. Juni, mittags, im Museum Sankturbanhof in Sursee eröffnet. Sie zeigt Werke der Künstlerinnen und Künstler Monika Müller, Carola Bürgi und Guido Baselgia.
Mit ihren je eigenen Ausdrucksmitteln spüren sie den Landschaftsbildern nach, die der Engländer William Turner auf seinen vielen Reisen in zuvor nie dagewesener Unmittelbarkeit und Subtilität verwirklicht hat. Die Luzernerin Monika Müller ging selbst auf eine Reise durch die Landschaft des Yorkshire Dales im Norden Englands. Dieselbe Landschaft hat Turner im Jahre 1816 zeichnerisch und malerisch erforscht. Müller liess sich dabei von der Stimmung der Landschaft und des Wetters leiten und brachte eine Serie zufälliger Landschaftsausschnitte nach Hause, die sich durch die Vielzahl der Motive verdichten. «Durch Vereinfachung und Abstraktion findet sie zur Essenz der Landschaft und zur Verdichtung ihrer Erinnerung», stellt die Kuratorin des Museums, Bettina Staub, an der Vernissage vom Sonntag fest.
Nicht mit Graphit, sondern mit der Grossbildkamera fängt Guido Baselgia in schwarzweiss auf seinen Reisen durch die halbe Welt Natur ein, und entwickelt aus den Aufnahmen «sinnliche Licht- und Farbkompositionen», die im Lauf der beharrlichen Verarbeitung den abstrakten Hauch einer Landschaft gewinnen, die nicht mehr einen Naturausschnitt dokumentiert, sondern eine Atmosphäre, ähnlich wie auf den Bildern bei Turner. Der Bündner Baselgia ist seit vielen Jahren Kunstfotograf, veröffentlicht seine Bilder in Büchern und wird im kommenden Herbst bei der Fotostiftung Schweiz in Winterthur zu Gast sein.
Aus Turners konkreten Landschaften ausgestiegen ist Carola Bürgi. Sie untersucht mit ihren Objekten auf sublime Weise die Wirkungen von Licht und Farbe mit Hilfe von Wegwerfmaterialien der modernen Konsumgesellschaft. Im Zentrum steht das Licht, das Turner mit seiner Landschaftsmalerei erst richtig entdeckt hat. Bürgi erobert bei ihrer Arbeit neue Farbräume. «Licht, Farbe und Raum stellen eine innere Verbindung zwischen Turners Malerei und ihren Objekten und Installationen her», fasst Staub das Grundanliegen der Künstlerin zusammen. Im Extremfall: Die Installation «Colourfog», für das sie die Farben eines Turner-Aquarells analysiert, erinnert an konstruktiv-konkrete Kunst. Doch die flächigen Farben «gehorchen nicht, sie dehnen sich aus, erobern den Raum und vermischen sich zu vielfarbigem Nebel wie im Aquarell von Turner».
Die Ausstellung «Traces of Turner» ist den ganzen Sommer über geöffnet (Mi-Fr 14 – 17, Sa/So 11 – 17 Uhr) und endet mit der letzten Veranstaltung des Turner-Sommers am 10. November. www.sankturbanhof.ch
Turner – Das Meer und die Alpen. Kunstmuseum Luzern, 6.7. – 13.10.2019, offen Di – So 10 – 19 Uhr www.kunstmuseumluzern.ch