Vorwort von Léonard Wüst Dein Bild von Menschen mit Asperger-Syndrom ist falsch „Alle Menschen mit Asperger-Syndrom sind zwischenmenschlich gestört, eigenbrötlerisch, zwanghaft und verdammt gut in Mathe, nicht wahr?“ Die momentan bekannteste Asperger betroffene ist Greta Thunberg, die Initiantin des „Schulstreiks für das Klima“
Dieser junge Mann aus dem Ruhrgebiet fragte mich an, ob es mir möglich wäre, diese Dankesworte an seine Förderer publik zu machen, eine Bitte, der ich sehr gerne nachkomme und wünsche dem mutigen Nachwuchsautoren alles Gute für seine Zukunft, hoffe, auf dass er weiterhin auf ihm wohlgesinnte Menschen treffe.
Paul-Christian Mühlfeld, meine Geschichte
Im Dezember 2014 erhielt ich die Diagnose Asperger Autismus. Bis dahin hatte ich eine lange Odyssee durch Schulen hinter mir und war gezeichnet von Mobbing, Demütigungen, Verachtung, Ausgrenzung und Gewalt. Ich meinte damals, dass ich meine Probleme nur mit einem Suizid lösen kann, aber ich hatte aufmerksame Eltern. Sie nahmen mich alternativlos aus der Schule. Zeitgleich mit meiner Diagnose wurde ich schulunfähig geschrieben. Auf einmal wurde das mit der Schulpflicht und dem kostenlosen Zugang zur Bildung von Seiten der Behörden nicht mehr so eng gesehen. Meine Mutter unterrichtete mich ein halbes Jahr zu Hause, bis wir die web.Individualschule in Bochum fanden. Eine Schule, frei von allem sozialen Zwang, der mich nur krank machte. In einer 1:1 Beschulung werden wir über das Internet unterrichtet. Hier spielte es keine Rolle mehr, dass ich anders war und keiner kam auf die Idee, mich zu verändern oder mich anzupassen. Fast zu schön, um wahr zu sein. Aber so eine private Schule kostet Geld. Kein Problem, denn behinderte Kinder wie ich, bekommen Eingliederungshilfe und dazu gehört auch das Schulgeld. Dachten wir, aber das Jugendamt sah das anders. Drei einstweiligen Anordnungen und eine Klage waren notwendig, dass ich an dieser Schule endlich lernen konnte. Nur dem Kampf meiner Eltern habe ich diesen Weg zu verdanken, ansonsten hätte ich , wie viele andere behinderte Kinder unbeschult zu Hause gesessen, wartend, mich in die Schlange der Harzt IV -Empfänger einzureihen oder in eine Werkstatt für behinderte Menschen abgeschoben zu werden. Zum Glück kam es anders. Im Mai 2015 begann ich mit der siebenten Klasse an der web.Individualschule Bochum. Mein Lehrer, Mathias Rinke, zeigte mir zum ersten Mal, dass behindert sein nicht automatisch dumm sein heißt. Er hat mir gezeigt, dass es sich lohnt, an sich zu glauben.
Die Kreativität, für die ich erst belächelt wurde, hat er gefördert und so kam es, dass ich im Alter von 16 Jahren mein erstes Buch „Die Bermuda-Bande“ veröffentlicht habe, dem noch drei weitere folgten und auch noch viele folgen werden. In einem Ratgeber: „Asperger Autismus-Mein Bekenntnis zum Leben“ verarbeitet ich dann auch meine Diagnose. Herr Rinke ist ein Lehrer, der alles aus einem herausholt, viel abverlangt, aber auch anspornt und begeistert. Ihm bin ich genauso dankbar, wie der Direktorin Sarah Lichtenberger, die das Herz der Schule ist und für alle ihre Schäfchen ein offenes Ohr, aber vor allem ein offenes Herz hat. Das ganze Team dieser Schule wird von einem einzigen Gedanken tragen, auch Kindern, die ansonsten keine Chance haben, zu helfen. Bei diesen Menschen ist Lehrer kein beruf, sonders Berufung. Ich werde das ganze Team vermissen ,aber sie werden immer ein Teil meines Lebens sein.
So habe ich den Hauptabschluss geschafft. Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich gezeigt, dass ich etwas kann, aber ich wollte mehr. Geht nicht, sagte das Jugendamt, denn für Kinder wie mich langt ein Hauptschulabschluss. Schon die Bezeichnung „Kinder wie ich“ gefiel mir nicht und wenn ich einmal selbstbestimmt leben will, brauche ich eine gute Bildung. Das war mir klar. Aber wer finanziert die Schule? Wieder hatte ich Glück, denn die Stadtwerke Bochum riefen auf, dass die Bürger ihre Herzen öffnen sollen, um für ausgewählte Projekte zu stimmen. Ich bewarb mich um ein Stipendium für meine Schulabschluss. Am 30.06.2017, an dem Tag, als die Web.Individualschule ihren 15. Geburtstag feierte, bekam ich mein Stipendium überreicht. Mehr als 4.000 Bürger hatten mir ein Herz geschenkt und damit Punkte für mein Projekt. Am Ende der Kampagne war mein Stipendium sicher und ich konnte meinen Realschulabschluss in Angriff nehmen. Der Weg war lang und steinig und ich musste, wegen einer depressiven Phase, noch ein Jahr dranhängen, aber nun habe ich vergangene Woche die Prüfungen dazu absolviert. Selbst meine üblichen Konzentrations- und Wahrnehmungsstörungen hatte ich halbwegs im Griff. Dabei war insbesondere mein Lehrer Mathias Rinke immer an meiner Seite, sowie Frau Lichtenberger, die mit diesen Abschluss immer zugetraut hat und mich aufbaute. Jetzt schließt sich das Kapitel Schule und ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Allerdings weiß ich jetzt, dass auch ich meinen Platz im Leben finden werde.
Ich möchte dieses Kapitel aber nicht beenden, ohne meinen Eltern zu danken, die immer zu mir gestanden haben. Ein besonderer Dank geht aber an meinen Lehrer Mathias Rinke und an die Direktorin dieser großartige Schule, Sarah Lichtenberger, die überhaupt erst uns behinderten Kindern eine Chance gibt. Und ein herzliches Danke schön gilt auch den Stadtwerke Bochum, die mir durch ihr Stipendium diesen Schritt ermöglicht haben,ebenso bedanke ich mich beim Verein Kinderlachen.e.V. Ich bin froh, dass ich das in mich gesetzte Vertrauen nicht missbraucht habe. Stolz bin ich aber auf mein neues Ich. Ich weiß, dass ich alles schaffen kann, wenn ich an mich glaube. Ich habe bewiesen, dass anderssein nicht gleichbedeutend mit dumm sein ist. Ich bin stolz, dass ich den Mut habe, zu meiner Andersartigkeit zu stehen. Das ist mir nur möglich, weil ich so tolle Menschen an meiner Seite weiß.
Asperger Syndrom: Die 14 sichersten Anzeichen (Autismus Kinder, Erwachsene, Doku) // M. Wehrle
www.youtube.com/watch?v=TWi52NjdU_M
Cornelio Kauz bietet Asperger betroffenen eine Chance in der Informatikbranche:
www.youtube.com/watch?v=TWi52NjdU_M
https://webindividualschule.de/https://