Die Vermögen nachhaltiger Publikumsfonds sind in der Schweiz über das vergangene Jahr um 22 Prozent auf 196 Milliarden Franken angestiegen. Konventionelle Publikumsfonds haben über dieselbe Beobachtungsperiode leicht nachgegeben. Trotzdem bleibt das Geschäft mit nachhaltigen Anlagen noch ein Nischenmarkt, das zeigt die «IFZ Sustainable Investments Studie 2019» der Hochschule Luzern.
Das Angebot an nachhaltigen Investments wird vielfältiger: Die Anzahl an nachhaltigen Publikumsfonds steigt im Vergleich zum Vorjahr von 434 auf 582 Fonds (+34 Prozent). Die darin verwalteten Vermögen steigen von 161 auf 196 Milliarden Franken (+22 Prozent) – siehe Abbildung 1. Gemessen am Volumen von konventionellen Fonds bleibt der Markt mit nachhaltigen Anlagen weiterhin eine Nische. Das zeigt eine Studie der Hochschule Luzern, die nachhaltige Investmentfonds mit öffentlicher Vertriebszulassung in der Schweiz untersucht. Laut der Studie bevorzugen Investoren vermehrt Anlagevehikel, die neben finanziellen auch ökologische und soziale Kriterien und solche der guten Unternehmensführung berücksichtigen (ESG-Kriterien).
Globale Universalanbieter greifen etablierte Spezialisten an
Weltweit agierende Universalanbieter liefern sich mit etablierten Nachhaltigkeitsspezialisten einen harten Wettbewerb in einem Markt, der noch vor wenigen Jahren als exotisches Segment für Umweltidealisten galt. Globale Vermögensverwalter bieten Investoren eine immer breitere Produktpalette an. Die führenden Anbieter haben im letzten Jahr jeweils zehn oder mehr neue nachhaltige Publikumsfonds lanciert – siehe Abbildung 2. Die insgesamt 582 nachhaltigen Fonds werden von 145 Fondsanbietern offeriert – siehe Abbildung 3.
135 aller nachhaltigen Publikumsfonds – also rund ein Viertel – investieren in nachhaltige Obligationen. In diese Anlageklasse fallen vor allem Anleihenfonds, bei denen der Fondsverwalter den Anleihenemittenten einem ESG-Screening unterzieht. Zudem zählen hierzu Fonds, die in grüne Anleihen investieren. Der Emissionserlös grüner Anleihen dient Projekten zum Umwelt- und Klimaschutz. «Die Wachstumszahlen von Green Bond Fonds belegen das Bedürfnis von Investoren, transparent in umweltfreundliche Projekte zu investieren. Ein Vorteil ist die gute Nachvollziehbarkeit der Mittelverwendung und die Wirkungsmessung. Regulatorische Initiativen wie der EU-Aktionsplan fördern die Standardisierung grüner Anleihen und verleihen dem Thema Schub», sagt Manfred Stüttgen, Co-Autor der Studie und Dozent an der Hochschule Luzern.
Enorme Dynamik bei passiven Fonds
Von den 582 nachhaltigen Fonds werden 82 passiv verwaltet. Gemessen am Vermögen entspricht das einem Anteil von elf Prozent. Im konventionellen Anlagesegment ist dieser Anteil doppelt so hoch. Allerdings zeigt das Segment der passiven Nachhaltigkeitsfonds eine enorme Dynamik. Bestehende nachhaltige Passivfonds haben rund fünf Milliarden Franken an Neugeld angezogen, das entspricht einem Nettomittelzufluss von satten 38 Prozent. Im vergangenen Jahr wurden 38 neue nachhaltige Passivfonds lanciert. Hand in Hand mit dieser Entwicklung fallen die Gebühren passiver Nachhaltigkeitsfonds. «Wir beobachten bei neu lancierten nachhaltigen Passivfonds deutlich tiefere Gebühren als früher. Diese Entwicklung sowie eine steigende Produktvielfalt machen passive Nachhaltigkeitsfonds für Investoren immer attraktiver», so Brian Mattmann, Co-Autor der Studie.
EU-Aktionsplan stellt die Weichen
Im Bereich nachhaltiger Anlagen besteht weiterhin kein Konsens über einheitliche Mess- und Beurteilungskriterien. Allerdings zeigt die Studie, dass speziell im Bereich grüner Obligationen ein Trend zur Standardisierung erkennbar ist. Ein wichtiger Treiber dieser Entwicklung ist der EU-Aktionsplan, der ein einheitliches Klassifizierungssystem für nachhaltige Anlagen schaffen will. Auch Schweizer Marktteilnehmer orientieren sich an den sich abzeichnenden EU-Gesetzesvorgaben.