Der jüngst gefundene Mammutzahn aus der Eschenbacher Kiesgrube ist für die Wissenschaft hoch interessant. Der Zahn stammt aus einer eher milden Phase der letzten Eiszeit und ist ziemlich genau 80’000 Jahre alt. Es ist der fünfte und bis anhin grösste und am besten erhaltene Stosszahn aus dieser Kiesgrube.
Der Mammutstosszahn wurde Anfang dieser Woche von Maschinist Stefan Bitterli beim Kiesabbau in der Kiesgrube Eschenbach gefunden. Die gute Beobachtungsgabe und schnelle Reaktion des Finders ermöglichten die Rettung des Zahns. Die Freilegung und Dokumentation durch die Luzerner Kantonsarchäologie läuft noch. Die Untersuchung und Bergung dauert voraussichtlich bis Dienstag, 3. Dezember 2019.
Es ist der fünfte Fund aus dieser Kiesgrube – und der bis anhin grösste und am besten erhaltene Stosszahn. Der Stosszahn wurde beim Abbau tangiert; wieviel erhalten ist, ist noch unbekannt. Es ist aber ein bemerkenswert dickes Exemplar: Die ursprüngliche Länge dürfte deutlich über drei Meter betragen haben.
Konservierung in einem Speziallabor
Nach der Freilegung wird der Zahn in Fundlage dokumentiert, stabilisiert und vorsichtig geborgen. Die Konservierung findet in einem Speziallabor statt. Ohne eine sorgfältige Bergung und eine aufwendige Konservierung würde der Stosszahn rasch zerfallen. Die Untersuchung wird tatkräftig von der Kiesgrube Eschenbach unterstützt, spezieller Dank gebührt Betriebsleiter Urs Koch.
Ebbe Nielsen, stellvertretender Kantonsarchäologe, freut sich über den Fund. An einer Medienorientierung gab er erste Erkenntnisse zum Zahn bekannt: «Das Alter können wir ziemlich genau auf etwa 80’000 Jahre bestimmen. Dies, weil die Kiesschicht bei einer früheren Untersuchung von Geologen der Universität Bern datiert werden konnte.» Es seien, so Ebbe Nielsen, die «bis anhin ältesten Mammutfunde der Schweiz».
Die Funde datieren in einer eher milden Phase der letzten Eiszeit, als sich der Reussgletscher in die Alpen zurückgezogen hatte. In dieser Zeit lebten die Neandertaler in der Schweiz. Erst 40’000 Jahre später wanderte der moderne Mensch ein. Die in Eschenbach und Ballwil festgestellten Mammuts starben weiter südlich und wurden vom Schmelzwasserfluss bis zum Fundort getragen. Nur die harten Stosszähne und Backenzähne der Mammuts haben dies überstanden. Es gibt auch einige Funde von Rentiergeweihen im Seetal.
Die wissenschaftliche Bedeutung ist hoch. Die Tierwelt und somit die Lebensgrundlage der eiszeitlichen Menschen kann mit solchen Funden rekonstruiert werden. Somit ist der Fund für die Archäologie äusserst relevant und auch ein Highlight. Auch für Klimaforschung und Geologie ist der Fund von Interesse. Verschiedene Fachrichtungen der Umweltforschung waren bei früheren Untersuchungen dabei.
Ausstellung der Funde
Die Funde sollen auch der Öffentlichkeit nähergebracht werden. Eine Ausstellung in der Kiesgrube Lötscher in Ballwil zum Thema Seetaler Mammuts und der Eiszeit gibt es bereits. Ein aktualisiertes und der Öffentlichkeit zugängliches Informationsangebot ist in Ballwil im Rahmen des gerade am entstehenden «Kulturabenteuer Seetal» geplant. Unterstützt wird das Projekt u.a. von der Eschenbacher Kiesgrube und der Firma Lötscher Kies+Beton in Ballwil. Abklärungen dazu sind im Gange.
Nach der Konservierung wird der Stosszahn vorläufig im Depot der Kantonsarchäologie Luzern aufbewahrt. Somit steht er in der Zukunft Museen und der Wissenschaft zur Verfügung.
Anhang
Bild 1: Die Freude über den fünften Eschenbacher Mammutzahn ist gross: Finder Stefan Bitterli und Ebbe Nielsen, stellvertretender Kantonsarchäologe (rechts im Bild).
Bild 2: Noch ist der Fund nicht freigelegt: Finder Stefan Bitterli mit dem Mammutzahn.
Weitere Fotos finden Sie im Verlaufe des Vormittags unter: www.da.lu.ch[content_block id=45503 slug=unterstuetzen-sie-dieses-unabhaengige-onlineportal-mit-einem-ihnen-angesemmen-erscheinenden-beitrag]