Stephan Eicher, Homeless Songs Tour, KKL Luzern, 2. Dezember 2019,, besucht von Léonard Wüst

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Stephan Eicher Singer Songwriter

Besetzung:

Stephan Eicher, vocals/guitars/piano – Heidi Happy, vibraphone/xylophone/mandoline/cello/vocals – Ludovic Bruni, guitars – Reyn Houwehand, piano – Baptiste Germser, bass/corsynthe – Simon Baumann, drums

Rezension:

Reyn Houwehand Piano

Der international  bekannteste Schweizer Chansonnier präsentierte neue, sparsam und akustisch instrumentierte Songjuwelen ab seinem neuesten Album «Homeless Songs», mit souveräner Band und wie immer mit viel Charme interpretiert. Die Lieder, die gemäss Eicher «nicht wissen, wohin sie gehören», hat er zwischen 2016 und 2019 eingespielt, er singt sie auf französisch, englisch und natürlich auch auf schweizerdeutsch. «Si tu veux (Que je chante)» und die weiteren «homeless songs» zeigten den Songpoeten einmal mehr von seiner besten Seite und wussten das Auditorium zu begeistern.

Stilsicher in jedem Genre, überzeugend in Ton und Text

Stephan Eicher links und Baptist Germser rechts

Dieser Mann kann einfach alles, ob auf Französisch oder seinem Mutterdialekt berndeutsch, mal rau, dann zärtlich, er kann lieb, aber ebenso  aggressiv, ob flüsternd oder  schreiend, er trifft den Hörnerv seiner treuen Fangemeinde, lässt raus, muss sich nie verbiegen. Nimmt mal einen Text von Martin Suter, einen von Philippe Djian, auch eigene. lässt sich auch spontan von seinen Mitmusikern inspirieren, von der Stimmung beim gemeinsamen Musizieren.

 

Pianovaritionen als Amuse gueules

Ludovic Bruni Gitarre

Zum Auftakt liess Eicher seinen holländischen Pianisten Reyn Houwehand einige Pianominiaturen improvisieren, bevor er selber, zusammen mit den andern acht Musikern, darunter als Special Guest, die in der Innerschweiz natürlich bestens bekannte Priska Zemp aus Dagmersellen, alias „ Heidi Happy“, die Bühne betrat.

Eicher erläuterte dann die Entstehung des neuen Albums, das aufgrund der noch nicht beigelegten Auseinandersetzung mit seiner ehemaligen Plattenfirma eben homeless, also heimatlos benannt wurde, dafür habe er aber die künstlerische Freiheit nutzen können und nicht die üblichen zwölf  3 –  4 minütigen Lieder abliefern müssen, sondern jetzt auch mal kürzere oder auch  längere verwenden könne.

Wie beim Eiskunstlauf gäbe es jetzt auch eine Pflicht und eine Kür

Heidi Happy mit Stephan Eicher und Band

Zu zehnt wurde dann, wie Eicher es nannte die Kür, heisst Songs vom neuen Album „Homeless Songs“ intoniert, bevor das Pflichtprogramm folgte, also in etwa wie beim Eiskunstlauf. Ein Pflichtprogramm, das, so der Wahlfranzose, vom Publikum mitbestimmt werden dürfe. Er dürfe aber so führte der Barde aus, nicht alle Lieder spielen, da er, im Laufe des Rechtsstreits mit seiner ehemaligen Plattenfirma, nicht nur viel Geld in Anwalts – und Gerichtskosten usw., sondern auch die Rechte an vielen seiner Chansons an Universal abtreten musste. Was er aber tun dürfe: die Lieder anstimmen, damit diese vom Auditorium selber gesungen werden könnten, was später dann auch mehr oder weniger tonlagensicher praktiziert wurde.

Ausgezeichnete Mitmusiker mit herausragender Heidi Happy

Heidi Happy

Supportiert von einer hervorragenden Band, darunter vier Streichern und einer starken Multiinstrumentalistin Heidi Happy (Gesang, Xylophon, Melodica, Cello und Mandoline), wurde das Set, gewürzt mit ein paar Eicher Anekdoten, zelebriert.  So boten denn Heidy und Stephan gar den Heidi Happy Song „My Love Won’t Wait forYou“ im Duett zum Besten.Danach, vor allem bei „Eldorado“ wurde es etwas laut, etwas sehr laut, sodass es überschlug, also der massive Hall den Gesang überdeckte, was bei doch drei agierenden Tontechnikern nicht passieren sollte, oder es wär denn wie bei den Köchen, wo zu viele….na, Sie wissen schon! Schön gings dann mit den von Martin Suter getexteten „Drissg Jahr“ und „Ds alte Paar“ wieder in angenehmere akustische Gefilde.

Eichers Erläuterungen zum Rechtstreit mit Universal

Drums Simon Baumann

Das dauert nun schon sechs Jahr. Universal hat in der Musikindustrie ihre Leistung mir gegenüber einseitig halbiert. Als ich mich dagegen wehrte, haben sie mich blockiert. Keine Interviews, keine Fernsehauftritte, nichts. Um Geld zu sparen, entwickelte ich mein Solo-Projekt mit den Automaten und war anderthalb Jahre allein unterwegs. Das funktionierte zwar, war aber trotzdem manchmal etwas traurig. Während der fast 110 Konzerte merkte ich, dass ich gern ein Team um mich habe. Sieben Jahre und etliche Prozesse in Frankreich gegen seine dortige Plattenfirma hat Stephan Eicher bisher gebraucht und noch ist kein Ende in Sicht.

Versöhnlicher Ausklang des Konzertes

Bass Baptiste Germser

Weiter im Programm mit „Spil no eis“, dann war das Publikum gefordert zum Singen. Das Konzert endet anders als erwartet, als „Sing along,  sing mal mit“: weil der Chansonnier die Rechte für «Déjeuner en paix» nicht mehr besitzt, bittet er ganz pragmatisch das Publikum, seinen Hit zu singen, was dieses dann, mehr oder weniger stilsicher, auch tat und feierte dabei die Protagonisten und auch sich selbst gleich mit. Stehend gings weiter mit den herausgeklatschten Zugaben: „Campari Soda“  gefolgt vom Rumpelstilz Cover „D`Rosmarie und ig“, man feierte weiter mit dem titelgebenden „Homeless Song“ und zwei weiteren kurzen Stücken, ehe das beigeisterte Auditorium die Künstler in den Feierabend entliess.

 

Text: www.leonardwuest.ch

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Fotos: www.allblues.ch

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